Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
erreichten. Als sich dessen linke Hand um den lederumwickelten Griff schloss, hörte augenblicklich der Zug nach unten auf. Artax atmete erleichtert aus und schluckte den Speichel, der sich erneut um den Lederknebel in seinem Mund gesammelt hatte.
Bamiyan blickte zu ihm herauf. Sein Gesicht war völlig mit Blut verschmiert und doch grinste er. Sie hatten es geschafft!
Mit einem scharfen, metallischen Pling brach der Dolch direkt über dem Heft. Bamiyan stürzte erneut ins Seil. Der plötzliche Ruck riss Artax fast von den Beinen. Ein weiteres Stück des Simses gab unter den Füßen des Unsterblichen nach. Mit einer schier ungeheuerlichen Kraftanstrengung streckte er die Hand nach dem Dolch, den Bamiyan über ihm in den Fels geschlagen hatte. Und tatsächlich – seine Finger schlossen sich um den Griff. Er spannte die Muskeln.
Es war aussichtslos. Er konnte sie nicht beide mit nur einem Arm hinaufziehen. Und gewiss würde die spröde Bronzeklinge nicht ihr beider Gewicht halten. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Bamiyan sein Kurzschwert zückte. Er führte die Bronzeklinge über das Hanfseil. Es war nicht sehr scharf. Faser um Faser durchtrennte er das Seil. Dabei stützte er sich mit den Füßen am Fels ab, um Artax möglichst wenig zu belasten.
Der Knebel in Artax’ Mund erstickte seinen Protest. Der Unsterbliche schüttelte heftig den Kopf, doch Bamiyan ignorierte ihn. Dann riss das Seil. Der Junge versuchte sich noch im letzten Augenblick mit den Beinen vom Fels abzustoßen und sich möglichst weit in den Abgrund hinauszukatapultieren, um die Kletterer, die tiefer unter ihnen folgten, nicht zu gefährden.
Artax standen Tränen in den Augen. Er sah Bamiyan nach, wie er mit weit ausgebreiteten Armen stürzte, auf einen Felsvorsprung schlug, weiter rollte und erneut stürzte, bis sein Körper in der Tiefe verschwand.
Der Junge hatte sein Leben für ihn geopfert, er musste weitermachen! Alleine konnte er sich an dem Dolch, den Bamiyan zuletzt eingeschlagen hatte, hochziehen. Seine Füße tasteten nach Halt. Zoll um Zoll zog er sich voran. Dann fand er mehr Griffe. Der Aufstieg wurde leichter.
Endlich erreichte er die Spitze der Felsnadel und löste den Knebel aus seinem Mund. Keuchend lag er auf dem Fels und sah, wie die Sonne im Westen hinter dem Adlerpass stand. Fast den ganzen Tag hatte er mit diesem verfluchten Felsen gerungen. Er sah sich um: Von den hundertzwanzig Männern, die den Aufstieg mit ihm begonnen hatten, waren bislang nur etwa zwanzig angekommen. Wie er lagen die meisten erschöpft und schweigend auf dem kalten Steinboden. Erschrocken schob sich Artax an den Rand der Felsnadel. Nein, sie waren nicht die einzigen Überlebenden! Viele Männer kämpften noch immer mit der Steilwand.
Nun erreichte auch Mataan den Gipfel. Er wirkte abgekämpft. Sein linker Arm war von der Schulter bis zum Ellenbogen aufgeschürft. Ormu, mit dem der Fischerfürst an einem Seil geklettert war, hatte eine Platzwunde über der rechten Braue. Der Jäger sah Artax finster an, spuckte seinen Knebel aus und zog das Schwert, das er an einem Gurt über der Schulter trug. »Bringen wir es zu Ende! Sehen wir uns die Burg von hier oben an. Dann entscheidet Ihr, Unsterblicher, wie die Schlacht zu schlagen ist.«
Zu dritt robbten sie zum westlichen Rand der Felsnadel. Etwa zehn Schritt unter ihnen lag der Hof der kleinen Festung. Nur drei Krieger zeigten sich auf dem Torturm und den Wällen. Das hölzerne Mittelstück der Brücke lehnte neben dem Tor an der Innen seite der Mauer. Jenseits der Steinbrücke sah Artax die Feldzeichen seiner Krieger im Abendlicht glänzen. Er hatte dreihundert Mann zum schmalen Pfad vor der Festung beordert. Sie dienten zur Ablenkung. Zersplitterte Pfeile im Hof der Festung und Dutzende Schleudersteine zeugten davon, dass sie die Rebellen den Tag über beschäftigt gehalten hatten. Niemand in der Burg blickte zur Felsnadel hinauf, die sich über den Festungsmauern erhob. Keiner war je auf diesem Weg hierhergekommen.
Artax warf einen Blick über die Schulter. Ashot hatte den Gipfel mit einem Dutzend weiterer Männer erreicht. Sie waren stark genug für einen Angriff!
Bis zum Dach des befestigten Hauses, das sich an die Schulter der Felsnadel lehnte, war es nur ein weiter Sprung. Artax hatte wieder das Bild des jungen Jägers vor Augen, der sein Seil durchtrennte, damit sie nicht gemeinsam in den Abgrund stürzten. Es war an der Zeit, diese Rebellion zu beenden.
Der Unsterbliche erhob sich, zog
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