Drachenelfen - Die gefesselte Göttin (German Edition)
sein Geisterschwert aus der Scheide und ging dorthin, wo sich die Felsnadel über das befestigte Haus erhob. Ohne zu zögern, sprang er hinab und landete in die Knie federnd auf dem Lehmdach. Hatte jemand den dumpfen Aufschlag gehört? Egal! Jetzt kam es nur noch darauf an, dass alles schnell ging. Sie mussten die Verteidiger überrumpeln.
Statt die Luke auf dem Dach zu öffnen, sprang er mit einem weiteren Satz hinab in den Hof. Doch diesmal landete er unglücklich. Sein linkes Bein knickte auf dem unebenen Pflaster ein, und ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Knöchel. Artax stürzte, schlug schwer auf und versuchte, sich mit den Händen abzufangen. Dabei ließ er sein Schwert los, das klirrend über das abschüssige Steinpflaster davonschlitterte.
Aus dem Schatten des Torbogens trat der grauhaarige Krieger hervor, den Artax am Abend zuvor auf dem Turm gesehen hatte. Er war ein alter Kämpe, die Arme von den Narben vieler Schlachten bedeckt. Er sah Artax an, blickte zur Felsnadel hinauf, entdeckte die Männer und wusste, dass die Burg fallen würde, es sei denn, der Anführer dieses tollkühnen Angriffs starb. Mit kaltem Blick hob er seinen Speer und schleuderte ihn nach dem Unsterblichen.
Artax versuchte auszuweichen, doch sein schmerzender Knöchel gehorchte ihm nicht. Der Speer traf ihn mitten in die Brust, vermochte die Rüstung, die ihm der Löwenhäuptige geschenkt hatte, aber nicht zu durchdringen.
»Bogenschützen!«, rief der alte Krieger und zog sein Schwert. »Zielt auf seinen Kopf! Auch Unsterbliche beißen ins Gras!«
Artax hörte, wie einige seiner Männer auf das Lehmdach des Hauses sprangen. Er sah Schatten hinter den schmalen Fenstern im Torhaus. Waren dort die Bogenschützen? Instinktiv riss er die Arme hoch, um seinen Kopf zu schützen. Der Grauhaarige war näher gekommen und hob nun das Geisterschwert auf, das über das Pflaster geschlittert war. Ein Pfeil schlug neben Artax in der Hauswand ein. Ein zweiter streifte seinen Arm und riss ihn zur Seite.
Der alte Krieger schwang prüfend das erbeutete Schwert und lächelte. Ihm war offensichtlich klar, dass er eine Waffe in der Hand hielt, die die verwunschene Rüstung des Unsterblichen durchbohren konnte. Mit kaltem Blick trat er auf Artax zu.
In diesem Moment landete Mataan vor ihm. Artax hatte die Gelenke des hünenhaften Fischerfürsten beim Aufprall krachen hören, obwohl inzwischen über ihnen im Haus lauter Kampflärm erklang. Während sich sein Freund unter Stöhnen aufrappelte und sich schützend vor ihn stellte, schob sich Artax an der Hauswand hoch. Ein weiterer Pfeil schlug dicht neben ihm ein. Der Fischerfürst gab einen gurgelnden Laut von sich und kippte nach hinten. Zwei Pfeilschäfte ragten aus seiner Brust. Noch während der Hüne ihn mit sich zu Boden riss, zog Artax seinen Dolch.
Inzwischen sprangen seine Krieger in den Hof hinab. Ashot war unter ihnen. Mit einem gellenden Schrei, der mehr nach Verzweiflung als nach Schlachtruf klang, stürmte er dem Grauhaarigen entgegen.
Ein einziger Schwerthieb des Alten durchtrennte Ashots Eisenklinge, als sei sie nur ein dünner Ast.
Ein dritter Pfeil traf Mataan, der wie ein lebender Schutzschild über Artax lag. Blut rann über die Lippen des Fischerfürsten, und Artax spürte, wie der Atem seines Freundes schwächer wurde.
Der Unsterbliche sah, wie Ashot einem zweiten Schwerthieb knapp entging, indem er sich zu Boden warf. Immer noch wollte er den Weg zu Artax nicht freigeben. Artax hob den Dolch. Vom Gewicht Mataans niedergedrückt, konnte er sich kaum bewegen. Mit letzter Kraft schob er seinen Freund ein wenig von sich und schleuderte die funkelnde Klinge dem alten Krieger entgegen.
Sie traf ihn dicht unter dem Halsansatz in die Brust. Der Grauhaarige torkelte zurück, ließ das Geisterschwert fallen und griff nach dem Dolch. Inzwischen war Ashot wieder auf den Beinen. Er sprang den Alten an und riss ihn zu Boden. Immer mehr von Artax’ Kriegern befanden sich nun auf dem Hof. Einige öffneten das Burgtor im Turm und schafften das fehlende Brückenstück hinaus. Jubelrufe begrüßten sie vom Bergpfad.
Artax wurde aufgeholfen, und Ormu drückte ihm einen zersplitterten Speer als Krücke in die Hand. Unter Schmerzen wankte er auf die Seitentür unter dem Torbogen zu und rief: »Bessos, du hast verloren! Zeige dich!«
Nur Augenblicke später trat Bessos mit erhobenen Händen aus der Tür heraus. »Ich ergebe mich deiner Gnade, Unsterblicher Aaron. Ich wurde dazu
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