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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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und mir Eure Wünsche abtrotzen zu wollen? Wer kann von sich sagen, dass ihm ein Zeuge der Schöpfung Rat schenkte? Erkennt, wie viel Euch geschenkt wurde! Zerstört nicht alles durch Eure Maßlosigkeit!
    Nandalee krümmte sich vor Schmerz unter der Gluthitze seiner
Gedanken. Sie rang nach Atem und ihr Blut schien zu kochen. »Aufhören«, keuchte sie. »Hör auf!«
    Der Sturm in den Drachenaugen verebbte und die Hitze verging. Einmal mehr streckte der Dunkle seine Kralle nach ihr aus, und kurz schien es ihr, als wolle er ihr damit das Haar aus der Stirn streichen. Doch dann hielt er inne und zog sich zurück.
    Ich werde Euch lehren, Euch zu schützen, Dame Nandalee.
    Â»Weshalb?«, flüsterte sie. »Weshalb tust du das?« Und weshalb quälst du Gonvalon? Aber diese Frage getraute sie sich nicht zu stellen. Sie vermied sie instinktiv, wie ein Fuchs, der in seiner Höhle zur Bewegungslosigkeit erstarrte, wenn ein Wolf ihn jagte.
    Mir liegt an Euch, meine Holde. Ich werde Euch lehren zu leben. Und wenn der Tag kommt, an dem Ihr entscheiden werdet, was Ihr mit diesem Geschenk des Lebens zu tun gedenkt, werde vielleicht ich es sein, der etwas von Euch lernen wird.
    Jetzt aber folgt mir, Dame Nandalee. Wir werden an einen Ort gehen, den vor Euch noch kein Elf betreten hat.
    Sie verbeugte sich so tief, dass ihr Gesicht fast das brackige Wasser berührte. »Ich diene dir gern«, sagte sie.
    Der Dunkle konnte nicht in ihren Gedanken lesen.
    Ihm würde die Lüge verborgen bleiben.
    E IN FASS MIT SCHWEINESCHMALZ
    Voll gespannter Erwartung begutachtete Galar die Speerschleuder, die Nyr erschaffen hatte. Eine Waffe voller Kraft und sogar von gewisser Eleganz. Der stählerne Bogen schimmerte in der hellen Mittagssonne. Nyr streichelte über das polierte Holz der Waffe. Dann nahm er den Speer, den er verschießen würde. Mit kritischem Blick prüfte er den Schaft. Seine Hand glitt über das glatte Holz. Galar war sich sicher, dass sein Freund schon ein Dutzend Mal überprüft hatte, ob der Speerschaft gerade war.
    Â»Und dieses Ding taugt was?«, fragte er herausfordernd.

    Nyr bedachte ihn mit einem giftigen Blick. Sein Freund sah noch hagerer aus als sonst. Seine Wangen waren eingefallen, dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. »Das ist die beste Speerschleuder, die je von den Händen eines Zwerges geschaffen wurde. Du wirst keine vergleichbare Waffe finden!«
    Â»Auch nicht bei den Elfen?«, mischte sich Hornbori ein. Der Stutzer trug seinen Helm mit den Goldenen Schwingen, sein Bart war frisch frisiert und er roch nach dem Met, den er zum Frühstück gehabt haben musste. Sein Gürtel spannte sich straffer. Der Mistkerl trug ein gutes Kettenhemd aus kleinen, dicht miteinander verwobenen Ringen. Es hatte keine Möglichkeit gegeben, ihn auszuschließen. Er hatte sie beide in den letzten Monden mit Gold versorgt. Was immer sie gebraucht hatten, er hatte es aufgetrieben, und seine eigenen Schlachten auf Festbanketten und Saufgelagen ausgetragen. Galar betrachtete Hornboris leicht gerötete Nase. Auch er hatte seinen Preis bezahlt. Noch ein paar Jahre, und er würde ein aufgequollene, blaurot schimmernde Säufernase haben — was allerdings die meisten Zwerge nicht als Makel ansahen.
    Â»Elfen weben Zauber in ihre Waffen. Oder sie bitten ihre Gebieter, die Drachen, es zu tun. Kein Zwerg kann es ihnen gleichtun, aber ich glaube trotzdem nicht, dass sie eine Speerschleuder wie diese besitzen. Siehst du das Räderwerk? Ein einziger Zwerg vermag diese Waffe zu spannen. Nur einer! Und solange es gut gefettet ist, arbeitet es leise wie eine schnurrende Katze.«
    Hornbori ließ seinen Blick zu den neugierigen Gaffern schweifen, die sich versammelt hatten. »Tja, an helfenden Händen besteht tatsächlich ein beträchtlicher Mangel.«
    Nyr nahm den Zynismus dieses Schleimers erstaunlich gelassen und visierte über die Führungsschiene des Geschützes sein Ziel an. Ein zwei Schritt hohes Fass voller Schweineschmalz, das, etwas mehr als fünfhundert Schritt entfernt, auf der anderen Seite der Schlucht stand, die man für die Schießübung ausgewählt hatte. Sie entsprach etwa den Gegebenheiten, die man beim Futterplatz
des schwarz-gelben Drachen antreffen würde, den Galar sich als sein Opfer auserkoren hatte. Ihm war klar, dass es ein gewagtes Unterfangen war, einen Drachen dieser Größe erlegen zu wollen.

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