Drachenelfen
Er schwor sich innerlich, Nyr in Ruhe zu lassen. Man konnte ihm trauen! Ganz sicher! Er schoss fast nie daneben.
»Was tun wir eigentlich, wenn der Wind von uns aus zum Drachen weht?«, fragte Hornbori leise.
»Das wird dem Flug des Speers nicht schaden«, antwortete Nyr und lieà eine Sperre einrasten.
»Das meine ich nicht. Der Drache ⦠Der riecht uns dann doch, oder?«
Galar zuckte die Schultern. »Wir werden uns mit WolfsscheiÃe einschmieren, wenn wir uns auf die Lauer legen.«
»Was? Das ⦠Das ist nicht ⦠Das ist ein Scherz!«
»Nein, das ist mein voller Ernst.« Galar genoss das Entsetzen in den Zügen des Schleimers. »Willst du wie ein Zwerg riechen und gefrühstückt werden â oder wie ein Wolfshaufen und dem Drachen buchstäblich scheiÃegal sein?«
»Ich hasse dich!«
»Du könntest selbstverständlich auch in Erwägung ziehen, nicht mit uns zu kommen. Ich kann das verstehen. Wenn man erst einmal so weit aufgestiegen ist wie du, kann man sich natürlich nicht mehr alles in den Bart schmieren.«
»Ich muss mit â du weiÃt das. Ich â¦Â« Ein scharfes metallisches Klacken unterbrach ihn. Der Speer schnellte davon.
Galar hielt den Atem an. Alles hing davon ab, dass â¦
»Ja!« Nyr schlug mit der flachen Hand auf das Geschütz. »Getroffen! «
Der Speer steckte vibrierend in dem Fass. Von den Gaffern erklangen Beifallsrufe und sie hoben ihre Pilzhumpen zum Salut. Nyr verbeugte sich vor ihnen wie ein Geck, der sein Leben mit wirren Liedern und Geschichten verdiente.
»Komm!«, sagte Galar. »Sehen wir uns das Fass an!«
»Ich muss nach oben.« Hornbori lächelte zufrieden. »Die Pflicht ruft. Zu treffen war deine Aufgabe. Nun muss ich mich darum kümmern, die Begeisterung unserer Gönner noch etwas anzufachen.«
»Was kann man da noch anfachen? Es war ein guter Treffer. Du kannst mit deinen Reden auch nicht zwei Treffer daraus machen und überhaupt â¦Â«
Hornbori schnitt Nyr mit einer harschen Geste das Wort ab. »Du schieÃt. Ich kümmere mich um unsere Gönner. Jeder macht das Geschäft, das er versteht.« Mit diesen Worten stieg er den Hang hinauf.
»Lass ihn ziehen. Er tut seinen Teil der Arbeit. Und auch wenn er ein schmieriger Mistkerl ist, muss man doch eingestehen, dass er seinen Teil gut macht. Gehen wir zum Fass!«
Nyr spuckte aus. »Ich mag ihn wirklich nicht. Wir sollten da oben stehen und ein Pilz trinken! Der hat sich noch keinen Tag die Hände schmutzig gemacht.«
»Ach, komm schon«, sagte Galar und setzte sich in Bewegung. Er wollte genauer sehen, wie tief der Speer in das Fass eingedrungen war. Eine elende Kletterei lag vor ihnen. Den Hang hinab und auf der anderen Seite des kleinen Tals wieder hinauf. Nyrs Schuss war eine Meisterleistung gewesen. Ein Treffer auf eine halbe Meile! Galar kannte niemanden, der es seinem Gefährten gleichtun könnte. Er hörte, wie Nyr ihm folgte. Sie beide würden heute auch noch ihr Pilz trinken und feiern. Aber ohne die reichen ScheiÃer! Das war ihr Sieg!
Endlich erreichten sie das Fass. Auch wenn es sich äuÃerlich nicht von einem beliebigen Fass unterschied, verbargen sich viele Arbeitsstunden hinter den dicken Eichendauben. Der Treffer hatte es nicht umgeworfen und die durchbohrte Daube auch nicht splittern lassen. Von innen war das Fass mit Eisenblechen ausgekleidet. Und gefüllt war es mit halb gefrorenem Schweinschmalz. So kam es der festen Drachenhaut und dem zähen Fleisch der Bestien nahe. Einfach nur ein Fass zu nehmen und zu glauben, es genüge, es zu treffen, wäre naiv. Der Speer musste auch tief genug eindringen, um den Drachen zu töten oder ihn zumindest so schwer zu verletzen, dass er sich nicht mehr in die Lüfte schwingen konnte. Wenn sie ihn nicht mit dem ersten Schuss kampfunfähig machten, wären sie tot. Die gelb-schwarze Bestie wäre über ihnen, bevor sie Gelegenheit zu einem zweiten Schuss bekämen.
Skeptisch betrachtete Galar den Speer. Der Schaft war durch die Wucht des Aufpralls gesplittert. Die Spitze des Speers war nicht bis zum Schaft eingedrungen. »Wie lang ist das Stichblatt?«
»Acht Zoll«, sagte Nyr. »Was ist in diesem verdammten Fass? Steine? Der Speer hätte es durchschlagen sollen.«
Galar legte seine Hand an das leicht verbogene Stichblatt und versuchte zu schätzen, wie tief die
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