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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Aber er brauchte mehr Material!
    Galar hatte schon vor Monden fünfzig Goldstücke für jeden geboten, der Nachricht über einen großen Drachen mit einem festen Futterplatz bringen konnte. Einige Jäger hatten sich mit Berichten über Silberschwingen gemeldet. Es war zu einigem Ärger gekommen, weil Zwerge Silberschwingen gemeinhin schon als tödlich große Drachen betrachteten. Nur dem Eingreifen Hornboris war zu verdanken gewesen, dass der Streit ohne ein Duell geendet war. Aber zumindest hatten sie nun die Gewissheit, dass mehr Drachen einen immer gleichen Platz zum Fressen nutzten, als man vorher angenommen hatte.
    Â»Was sind das für komische Holzflügelchen da hinten an dem Speer?«, fragte Hornbori.
    Â»Schon mal ’nen Armbrustbolzen in Händen gehalten, du Stammtischheld?«, fragte Nyr, immer noch gelassen.
    Hornbori blickte zu den übrigen Zwergen, die sich zu diesem Spektakel versammelt hatten. Sie hielten sich in einiger Entfernung, vielleicht weil sie befürchteten, dass Nyrs Wunderwaffe auseinanderfliegen würde, wenn man den Stahlbogen spannte. Sie standen gerade so weit entfernt, dass sie Zeit genug hätten, sich zu Boden zu werfen, wenn ein Unglück geschah. Und sie waren weit genug fort, um nicht zu hören, was die drei besprachen. Sie hatten ein Fass Pilz aufgebockt und waren in überaus aufgeräumter Stimmung. Drei von ihnen trugen goldene Flügel an den Helmen. Andere die schweren Halsketten, die das Würdezeichen von Ratsmitgliedern waren. Sicherlich waren sie allesamt gute Freunde von Hornbori.
    Â»Hör mal gut zu, Meisterschütze. Unsere Zuschauer, die da hinten stehen, haben das Gold für diese übergroße Armbrust gegeben. Von ihrer Großmut hast du die letzten Monde über gelebt. Ich rate dir dringend, ein anderes Verhalten an den Tag zu
legen, sonst ist der Goldstrom für immer trockengelegt! Außerdem solltest du besser treffen.«
    Â»Wäre es nicht besser, wenn du hinten bei deinen Freunden stehst?«, lenkte Galar ein. Auch wenn er Hornbori nicht leiden konnte, musste er eingestehen, dass dieser recht hatte und dies der denkbar ungünstigste Zeitpunkt war, um einen Streit miteinander anzufangen.
    Â»Wenn ich mich zu denen geselle – und meine Freunde sind beileibe angenehmere Gesellschaft als ihr beide –, glauben sie, dass ich Nyr nicht traue. Auch das wäre für die Zukunft fatal. Also kann ich nur bleiben und zu den Alben beten, dass ich den Schuss überleben werde.«
    Nyr sah Hornbori abschätzend von den genagelten Sohlen bis hin zu den Goldenen Schwingen an. »Du meinst, du stehst mehr auf unserer Seite als auf der Seite dieser Großschwätzer da oben?«
    Das Wort Großschwätzer ließ Hornbori deutlich sichtbar zusammenzucken. Besorgt blickte er zu den Geldgebern und winkte ihnen dann freundlich zu. »Gleich sind wir so weit!«
    Nyr nickte. »Ganz ähnlich wie bei einem Armbrustbolzen stabilisieren diese Flügelchen , wie du sie nennst, den Flug. Der Speer dreht sich während des Fluges um seine eigene Achse. Dadurch gewinnt er an Zielgenauigkeit.«
    Â»Wann gedenkst du zu schießen, Meisterschütze?«, fragte Galar, dem das alles schon zu lange dauerte. Er konnte tagelang ruhig auf der Lauer nach einem Drachen liegen. Aber unter den Augen der Stutzer fühlte er sich unwohl.
    Nyr ließ sich nicht beeindrucken, steckte einen Finger in den Mund, hob ihn hoch und prüfte den Wind.
    Â»Jetzt sag nicht, dass es vom Wind abhängt, ob wir einen Drachen erlegen!«, schnaubte Hornbori.
    Nyr blickte ihn mitleidig an. »Auf über fünfhundert Schritt? Natürlich! Ein laues Lüftchen wie jetzt wird den Speer auf diese Distanz um mehr als zwei Schritt abdriften lassen. Wahrscheinlich würde ich den Drachen immer noch treffen – die Viecher
sind ja nicht ganz klein – aber ich könnte nur grob vorhersagen, wo.«
    Galar fluchte.
    Â»Unsere Gäste werden langsam unruhig«, murmelte Hornbori. »Kannst du nicht ein bisschen danebenzielen, sodass du mit der Abdrift am Ende doch triffst?«
    Â»Möchtest du schießen?«, fragte Nyr. Der Geschützmeister legte den Speer auf die gefettete Führungsschiene und begann über das Räderwerk den Stahlbogen zu spannen.
    Galar spielte mit seinem Bart. Das Klicken und Klacken machte ihn ganz unruhig. Ihm war klar, wie sehr ein Fehlschuss ihrer Sache schaden würde.

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