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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Zwergen. Auch der Fels um sie herum hatte sich verändert. Sie schritten durch Granit. Nandalee fluchte stumm. Die Spur war endgültig verloren!
    Â»Aussichtslos«, murmelte sie. »Auf Granit kann auch ich keiner Fährte mehr folgen.«
    Sehen wir, wohin der Tunnel führt. Sie keuchte auf unter seinen Gedanken, doch er ignorierte ihren Schmerz. Ich war lange nicht mehr hier.
    Er war schon einmal hier gewesen? Fand er Gefallen daran, in
einem fremden Körper zu reisen? Und wenn er schon einmal hier gewesen war, wo war er dann noch überall gewesen? Vielleicht auch in der Weißen Halle? Beobachteten die Himmelsschlangen die Albenkinder? War es das, was er ihr mit der Bemerkung hatte sagen wollen? Nein, beschloss sie, sie würde nicht danach fragen. Sie wollte keine Antworten mehr in dieser Flammenstimme hören, die so viel kräftiger, machtvoller und schmerzhafter war als jene der anderen Drachen, denen sie begegnet war.
    Ein merkwürdiger Gestank mischte sich unter den Mief abgestandener Luft, der sie behelligte, seit sie das Höhlensystem betreten hatten.
    Â»Stinkt wie ungewaschene Füße«, murmelte sie.
    Nein. Das ist Koboldkäse aus Drashnapur.
    Nandalee zuckte zusammen und bereute ihre Worte. Sie würde schweigen, schweigen, schweigen. Albenkinder waren nicht dazu geschaffen, sich mit Drachen zu unterhalten. Jedenfalls nicht mit dem Erstgeschlüpften unter ihnen!
    Sie passierten einen Tunnel, von dessen Eingang eine vielfach gegabelte Ader aus schmutzig weißem Quarz ins Dunkel lief. Der Gestank war hier so intensiv, dass Nandalee nur noch durch den Mund atmete. Sie beschleunigte ihren Schritt. Langsam kam sie besser mit ihren viel zu kurzen Zwergenbeinen zurecht.
    Sie hatten den Gestank schon eine Weile hinter sich gelassen, als sie eine Höhle erreichten, in die fünf Tunnel mündeten. Der Boden war auch hier aus Granit und Tausende genagelte Zwergenstiefel hatten den Fels über die Jahre glatt geschliffen. Hier endete ihr Weg. Es gab keine Fährte mehr. Schon lange nicht mehr. Und sie hatten längst eine ganze Reihe kleinerer Tunnelöffnungen passiert. Eingänge zu Wohnhöhlen, wie sie vermutete.
    Der Dunkle sah sie erwartungsvoll an. Als Zwerge waren sie beide gleich groß und dennoch hatte sie das Gefühl, dass er auf sie hinabblickte. Ihr Trotz erwachte. Sie wollte sich nicht einfach so geschlagen geben. Wenn sie in den Wäldern eine Spur verlor, versuchte sie sich in das Wild hineinzuversetzen. Suchte es die
nächste Wasserstelle? Einen guten Fressplatz? Einen geschützten Ort, um zu gebären?
    Sie suchten einen Zwerg, der diese Stadt durch einen Albenstern betrat, aber nicht wieder verließ. Er strebte also irgendeinem anderen Ausgang entgegen. Da hatte sie ihre Fährte! Triumphierend blickte sie in die blauen Drachenaugen. »Gibt es in diesem Teil der Tiefen Stadt ein Tor ins Freie oder einen weiteren Albenstern? Einen Ort, den ein Durchreisender auf jeden Fall aufsuchen würde? Vielleicht ein Ort, der geeignet wäre, endgültig seine Fährte zu verwischen?«
    Der Dunkle nickte bedächtig. Den gibt es, und er wird Euch nicht gefallen, Dame Nandalee. Es ist ein Ort der Verzweiflung.
    Sie war noch ganz benommen von der Hitze seiner Gedanken, da strebte er schon dem mittleren der Tunnel entgegen. Sie hatte Mühe, ihm zu folgen, und die Stadt der Zwerge schien sich endlos auszudehnen. Einmal überquerten sie eine erschreckende Brücke, die einen Abgrund mitten im Berg überspannte. Immer häufiger begegneten sie jetzt Zwergen. Niemand schien sich darüber zu wundern, dass zwei Fremde hier herumliefen. Ein Kerl mit Goldenen Schwingen am Helm und einem ölschimmernden Bart grüßte sie sogar freundlich, als würde er sie kennen.
    Steinerne Brücken führten in kühnen Bögen über dunkle Teiche, in denen sich totenbleiche Fische bewegten. Nandalee war froh, als sie diesen feuchten Grotten entkamen und in einen weiten Tunnel abbogen, in dem sich Waren stapelten und fluchende Lastenträger dem fernen Ausgang entgegenstrebten. Hier gab es auch wieder die kleinen, hageren Grubenpferde, die diesmal hohe Körbe aus geflochtenen Weidenästen trugen. Lastenträger schleppten tief gebeugt Tragegestelle, die einzig von bunt gemusterten Stirnbändern auf ihrem Rücken gehalten wurden. Die meisten von ihnen schienen auf irgendwelchen Kräutern zu kauen, fluchten beständig und

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