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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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trat er an den verwachsenen Stamm des Holunders.
    Â»Sie will, dass du dich setzt, mit dem Rücken zum Stamm hin.«
    Der Elf gehorchte. Es war unangenehm kühl. Er war angespannt. Etwas lag in der Luft … Er wusste, das Lyvianne recht hatte. Sich auszuliefern war dumm. Er konnte die Boshaftigkeit Matha Nahts spüren. Ihr Verlangen danach, ihn zu quälen.
    Erneut heulte ein Wolf im weiten Nebelmeer.
    Â»Lebe wohl.« Lyvianne murmelte etwas, das er nicht verstand. Dann verschwand sie in der Dunkelheit.
    Wurzeln legten sich um seine Oberschenkel. Wie dunkle Schlangen wanden sie sich. Nur sehr langsam. Sie waren kalt wie Eis. Etwas berührte ihn an der Schulter. Ein dicker Spross schob sich knirschend aus der Rinde und legte sich um seinen Hals. Er zog sich enger, bis seine Kehle so sehr zugedrückt wurde, dass er keuchend um jeden Atemzug ringen musste.
    Ein abgebrochener Ast bohrte sich in seinen Arm und Blut perlte über seine blasse Haut.
    Das Wolfsgeheul klang nun sehr nah. Sie mussten am Fuß des Hügels sein.

    Gonvalons Herz schlug schneller. Die Schreckensbilder jener Nacht, die ihm den Namen Winterkind gebracht hatte, drängten sich wieder auf. Die toten Wölfe im Schnee. Die Angst und die Kälte.
    Es begann zu schneien! Der Elf fluchte stumm. Konnte Matha Naht in seinen Gedanken lesen? Was war sie? Die Schneeflocken funkelten im Sternenlicht. Die Kälte war betäubend. Selbst ohne die Fesseln aus Ästen und Wurzelwerk hätte er sich kaum noch bewegen können.
    Er dachte an die erste Begegnung mit Nandalee. Die Winternacht, in der sie sich in einem eisigen Bach vor den Trollen versteckt hatte. Sie war hart. Härter, als er es war. Nackt war sie durch den Schnee geflohen. Sie hatte nie aufgegeben! Sie, die beste Schülerin, die er je unterrichtet hatte. Er musste kämpfen! Er wollte sie zurück.
    Die Fessel um seinen Hals zog sich noch ein wenig enger. Würgend rang er um Atem. Entsetzt sah er an sich herab. Noch weitere Äste hatten ihn umschlungen. Aus einem Dutzend kleiner Wunden perlte Blut. Dieser verfluchte Baum!
    Der Schnee blieb liegen. Gonvalon hörte ein leises Rascheln. Schatten huschten zwischen den abgestorbenen Bäumen. Er vermochte keinen klaren Blick auf sie zu erhaschen, aber das war auch nicht nötig. Er wusste, wer da gekommen war. Angelockt vom Geruch des Blutes.
    Das war nur ein Trug. Matha Naht wollte ihm Angst machen. Sie wusste um seine Schwächen. Gonvalon versuchte sich das Bild Nandalees ins Gedächtnis zu rufen. Stattdessen sah er nur den verblassenden Faden, der sie mit Piep verband. Sie lag im Sterben, eine andere Erklärung konnte es nicht geben! Ihre Lebenskraft verging. Nichts hielt sie mehr in Albenmark. Er musste sie schnell finden.
    Ein Wolf trat aus den Schatten der toten Bäume. Ein hageres Tier. Die Rippen stachen durch sein Fell. Die schmale Schnauze war halb kahl. Das Rudel schickte seinen Ältesten. Den, der den geringsten Verlust bedeuten würde.

    Der alte Räuber war vorsichtig. Leicht geduckt, den Schwanz eingeklemmt, näherte er sich.
    Gonvalon bäumte sich gegen seine Fesseln auf. Er wollte ein weniger höher rutschen, doch vermochte er sich kaum einen Zoll zu bewegen.
    Der Wolf musterte ihn eindringlich, den Kopf leicht schief gelegt. In seinen kalten blauen Augen lag Verstand. Er wagte sich näher. Er hatte begriffen, dass Gonvalon nicht fliehen konnte. Er schnupperte. Lyviannes Witterung musste noch deutlich wahrnehmbar sein.
    Der Wolf war jetzt keinen halben Schritt weit mehr von seinen Füßen entfernt. Wieder bestürmten Gonvalon die Ängste jener längst vergangenen Winternacht. Es waren keine klaren Erinnerungen. Nur die Ängste waren geblieben. Schnappende Kiefer. Die eisige Kälte. All dies hier konnte nur ein Trugbild sein, das Matha Naht heraufbeschworen hatte. Sie wollte die schlummernden Ängste in ihm wieder wecken.
    Gonvalon klammerte sich an die Erinnerung an Nandalee. Er flüsterte ihren Namen.
    Im gleichen Augenblick biss ihm der alte Wolf in den Fuß. Er konnte die Knochen knacken hören.
    Gonvalon schrie auf.
    Der Wolf zerrte an seinem Fleisch. Er drehte wütend den Kopf, stemmte die Pfoten in den gefrorenen Boden – und dann kam das Rudel.
    Der Elf bäumte sich in den Fesseln auf. Der alte Wolf kam frei. Blut spritzte auf sein Fell. An Gonvalons linkem Fuß fehlten drei Zehen. Dann fielen die anderen über ihn her. Gruben die

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