Drachenelfen
Laibe schon hineingeschoben hatte, würde alles verderben.
Artax lockerte die Zügel und mit knirschenden Rädern setzte sich der Streitwagen in Bewegung. Er wurde von vier milchweiÃen Stuten gezogen, auf deren Köpfen bunte Federbüschel wippten. Die türkisblauen, mit Silberfäden durchwirkten Pferdedecken waren erst wenige Tage zuvor vollendet worden. Die alten Decken, die das Symbol der geflügelten Sonne getragen hatten, waren aus den königlichen Ställen entfernt worden. Nun zeigten sie Bilder von Aaron auf der Gazellenjagd und wie er auf einem Schlachtfeld über die Körper erschlagener Feinde hinwegschritt. Muwatta sollte schon bei ihrer ersten Begegnung klar sein, dass dies ein freundschaftlicher, keinesfalls aber ein demütiger Besuch war.
Der Löwenhäuptige begleitete sie nicht. Er schien es nicht zu mögen, sich dem Volk zu zeigen, und Artax hatte Sorgen, dass er vielleicht allein vor Išta stehen würde. Die Devanthar hasste ihn, da war er sich ganz sicher. Und sie würde nach dem Zweikampf in der Goldenen Stadt nach einer Gelegenheit suchen, ihn zu demütigen.
Er blickte die PrachtstraÃe entlang. Tausende Schaulustige waren gekommen, jubelten ihm zu und warfen Blütenblätter auf den
Weg. Manche hielten Kinder hoch, damit sie ihn sehen konnten. Die Pferde seines Gespanns warfen nervös die Köpfe in den Nacken. Die Menschenmenge und der Lärm beunruhigten sie. Artax zog die Zügel ein wenig straffer an.
Die PrachtstraÃe wurde von Kriegern Muwattas flankiert. Auf jeden Schritt ein Kämpfer auf jeder Seite des Weges. Sechstausend bis zum Stadttor. Sie hatten die Schwerter gezogen. Die Klingenspitzen zeigten zum Boden. Jeder von ihnen trug ein Eisenschwert. Muwatta nutzte die Gelegenheit, die Macht seines Heeres zu zeigen. Die Krieger trugen zwar noch Bronzehelme und nur vereinzelt Schuppenpanzer, aber diese Schwerter machten sie jedem Gegner überlegen. Sechstausend Eisenschwerter! Sie würden in seine Krieger fahren wie die Sichel ins Korn.
Artax hatte schon Bronzeschwerter gesehen, deren Klingen versilbert worden waren, um poliertes Eisen vorzutäuschen. Aber diese Waffen hier waren echt. Daran hegte er keine Zweifel. Und die dreihundert Mann seiner Himmelshüter, der Leibwache seines Palastes, würden es auch sehen. Von ihnen besaÃen nicht einmal dreiÃig Schwerter aus Eisen. Vielleicht hätte er auf den Löwenhäuptigen hören sollen â diese Reise war nicht klug! Muwatta brauchte einen Krieg, um seine Ehre wiederherzustellen, und er würde sich niemals zu einem Friedensschluss überreden lassen. Es sei denn, er, Artax, fand einen Weg, ihn zu erpressen ⦠Der Maskenhelm verbarg Artaxâ Lächeln. Er hatte sich einige Gedanken gemacht und war recht zuversichtlich, zumindest eine kleine Hoffnung auf Erfolg zu haben.
Das Stadttor öffnete sich. Fanfaren erschollen und Trommeln, deren Schlag wie Donner dröhnte. Muwatta ritt auf einem zweizahnigen Kopfschwänzler, einem Elefanten! Verdammter Bastard! Neben ihm würde er in dem vergoldeten Streitwagen wie ein Zwerg aussehen.
Muwatta ist eben kein Bauer. Er weiÃ, wie man einen Auftritt zelebriert. Du hättest auf uns hören und in der groÃen Löwensänfte kommen sollen. Die wäre deutlich eindrucksvoller als dieses Wägelchen.
Artax versuchte seinen Quälgeist zu ignorieren und blickte zurück auf den langen Zug an Höflingen und Kriegern, der ihm folgte. Datames hatte an nichts gespart. Der Auftritt war eindrucksvoll. Jeder im Gefolge war nach Schönheit und gutem Wuchs ausgesucht und in erlesene Gewänder gekleidet. Der Hofmeister überlieà nichts dem Zufall, wenn er einen Auftritt inszenierte. Selbst auf kleinste Details achtete er. So hatte er mit Wachen und Dienern sogar einstudiert, wie sie gehen sollten. Die Krieger traten mit festem Schritt auf, und sie alle marschierten im gleichen Takt, was etwas Bedrohliches hatte. Die Diener und Gabenträger hingegen schritten mit leichtfüÃiger Eleganz. Artax wäre niemals auf die Idee gekommen, sich um so etwas zu kümmern, aber es veränderte das Bild des Auftritts. Das lieà sich nicht von der Hand weisen und zumindest das konnte Muwatta nicht übertrumpfen, indem er sich auf einen Elefanten setzte.
Die Sänften der Haremsdamen zu sehen, versetzte Artax einen leichten Stich. Er musste an Aya denken. Sie war eine der drei gewesen, die
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