Drachenelfen
des Elfen zugegen, während ihm der fremde Drache seine Mission nannte. Gonvalon hatte noch nie für einen anderen Drachen als den Goldenen gefochten. War es das, was ihn heute erwartete? Wurde er deshalb nach Talinwyn gerufen?
Die Schritte wurden Gonvalon schwerer, je weiter sie ihn in die Tiefe führten. Und noch schwerer war ihm sein Herz. Der Gedanke, unter Talinwyns Befehl zu stehen, war niederschmetternd, und doch würde er sein Leben wagen, um sie bei Gefahr zu retten. Er war ein verdammter, verliebter Narr.
Endlich machte die breite Rampe ihre letzte Kehre, und er sah den Goldenen, den herrlichsten unter den alten Drachen. Seinen Meister! Obwohl der Schwertmeister den Goldenen schon oft gesehen hatte, verschlug es ihm erneut den Atem. Er war Macht und Schönheit in vollkommener Harmonie. Wer seine Aufmerksamkeit besaÃ, fühlte sich unter allen hervorgehoben. Gonvalons Ãrger darüber, mit Talinwyn reisen zu müssen, verflog. Alles würde sich fügen! Die Drachen waren die Statthalter der Alben. Ihnen war die Welt anvertraut, und man konnte sich keine weiseren Herrscher wünschen.
Die Schuppen des Drachen, der vor ihm in einer weiten Höhle ausgestreckt lag, erschienen wie aus lauterem Gold geschmiedet. Ein sanftes Licht strahlte aus ihnen. Ein Licht, das nichts Vergleichbares fand, wie lebendig wirkte, keine Schatten in seiner Nähe duldete, sich um Ecken wand und bis in den hintersten Winkel drang. In den groÃen, bernsteinfarbenen Augen des Goldenen schien ein Lächeln zu liegen. Die lange, geschlitzte Pupille war nur ein schmaler Strich.
Ãber Gefühle der Drachen konnte man nur mutmaÃen. Sie waren zu fremd, bei nichts konnte man sich sicher sein. Die Farbe ihrer Schuppen konnten sie ebenso leicht verändern wie ihre ganze Gestalt â den riesigen schlangengleichen Leib. Wie sehr, darüber stritten Maulhelden und Märchenerzähler.
Der Goldene zeigte sich stets in strahlender Pracht. Ganz anders als Nachtatem, der Erstgeschlüpfte. Ihn umgab Dunkelheit. Und er war noch geheimnisvoller als seine Brüder. Es hieà ⦠Nein, dachte Gonvalon. Daran sollte er in Gegenwart des Goldenen nicht einmal denken.
Es ist gut, Euch zu sehen, Gonvalon.
Die Stimme des Drachen war in ihm, durchdrang ihn ganz und gar, und Gonvalon ging das Herz auf. Die Freude überwältigte ihn so sehr, dass ihm Tränen in die Augen traten. Seine Wangen erglühten vor Scham, aber er vermochte seine Gefühle nicht zu beherrschen.
Ich habe Euch beobachtet. Ihr seid wahrlich ein Meister des Schwertes geworden. Ich erinnere mich noch gut an Eure ersten Tage unter den Auserwählten. Nicht alle meine Brüder hielten Euch für würdig. Zu unbeherrscht wart Ihr. Aber ich konnte immer schon sehen, was tief in Euch ruht. Eure Einzigartigkeit. Inzwischen habt Ihr alle Zweifler überzeugt, obwohl Ihr Eure Unbeherrschtheit noch immer nicht völlig überwunden habt. Kämpft nicht länger dagegen an. Eure Stärken sind untrennbar mit Euren Schwächen verbunden.
Gonvalon senkte demütig das Haupt. Er empfand Stolz und zugleich auch Unbehagen bei dem Gedanken, dass der Goldene
ihn beobachtete und dass ihn offenbar nicht alle Himmelsschlangen schätzten.
Macht Euch keine Sorgen, mein kleiner Bruder. Niemand, den ich unter meine Schwingen nehme, hat etwas zu befürchten.
Nie zuvor hatte der Goldene ihn einen Bruder genannt. Die Auserwählten sahen einander als Geschwister an. Aber Drachen ⦠Es schien absurd, wenn man sie nebeneinander sah. Die gewaltige Regenbogenschlange und den zierlichen Elfen. Den Zauberweber, der die Geschicke Albenmarks lenkte, und den Stümper, der befürchten musste, dass ihm ein Fehler bei seinen lächerlichen Versuchen zu zaubern das Leben kosten könnte. Jenen Stümper einen Bruder zu nennen musste jedem anderen wie Spott erscheinen. Dennoch spürte Gonvalon die Aufrichtigkeit der Worte. Es war die Art, wie sie in ihm nachklangen. Die Art, wie der Goldene ihn anblickte, während er sprach, und wie die Glut tief in seinen Nüstern aufglomm. Das war mehr als Rhetorik und einstudierte Gesten. Und welchen Grund sollte ein Drache haben, ihm etwas vorzumachen?
Ich werde Euch und die Gefährtin, die ich Euch erwählt habe, auf eine weite Reise schicken, Gonvalon. Und ich möchte, dass Ihr keinem der Auserwählten von dieser Mission erzählt. Sie ist vertraulich. Selbst gegenüber meinen
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