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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Boden war spiegelglatt und schlüpfrig unter seinen nassen Ledersohlen, poliert von den Schuppen, die sich hier hinab in den Abgrund unter den Klippen gewunden hatten.
    Die Rampe wand sich in enger werdenden Spiralen abwärts, auf ein goldenes Licht am unteren Ende zu. Sie erinnerte an das Innere eines gespaltenen Schneckenhauses. Der Elf spürte die melodische Stimme seines Herrn, obwohl er sie noch nicht hören konnte. Immer, wenn sein Meister zu ihm sprach, waren all seine Sinne berührt. Die Stimme war zugleich tief in seinem Kopf und in seinem Herzen, durchdringend und ergreifend.
    Allerdings konnte er die Worte nicht verstehen, denn diesmal waren sie nicht an ihn gerichtet. Jemand anderes war noch vor ihm zum Goldenen bestellt worden. Seine Gefährtin für die bevorstehende Mission? Sein Herz schlug schneller. Der Stachel der Eifersucht plagte ihn. Sonst war immer er es gewesen, der als Erster berufen worden war. Wann man einbestellt wurde, sagte aus, wie wichtig man war. Die Unbedeutendsten, die Handlanger, wurden zuletzt gerufen. War sein Stern im Begriff zu verblassen?
    Mit festem Schritt folgte Gonvalon dem Lauf der Spirale dem Licht entgegen. Als er den größten Teil des Weges hinter sich hatte, verstummte die wortlose Stimme und Trauer umfing ihn. Den Regenbogenschlangen lauschen zu dürfen vermittelte das Gefühl, Teil von allem zu sein. Als sei ganz Albenmark ein gewaltiges, vollkommenes Mosaik, bei dem es auf jeden einzelnen Stein im Gefüge ankäme. Aber er wusste, dass manche Steine wichtiger waren als andere.
    Zweifel nagte an ihm. Was war geschehen, dass der Goldene ihn nicht mehr zuerst berief? Waren endgültig zu viele seiner
Schülerinnen gestorben? Mit wachsender Sorge eilte er weiter. Nur das Geräusch seiner Schritte auf dem schlüpfrigen Grund störte die bedrückende Stille. Gonvalon wurde schmerzlich bewusst, dass er, seit er sich den Drachen verschrieben hatte, ein Sippenloser war. Ausgestoßen aus der Gemeinschaft, in die er geboren worden war. Wer dem Ruf der Himmelsschlangen folgte, der gehörte ihnen ganz und gar.
    Plötzlich hallte das Echo fremder Schritte von den Wänden wider. Beschwingter Schritte, obwohl sie gegen die Steigung ankämpften. Gonvalon rang nur kurz mit seiner Neugier, dann blickte er die Spiralwindungen der Treppe hinab. Doch das durchdringende honigfarbene Licht, das von unten heraufstrahlte, blendete ihn. Er spürte, dass der Goldene wusste, was er getan hatte. Es gab nur Weniges, was den großen Drachen verborgen blieb. Sie konnten Herzen lesen, wenn man ihnen nur nahe genug war.
    Beschämt wich Gonvalon zurück. Sich so gehen zu lassen war eines Drachenelfen unwürdig. Er war zwar ein Verstoßener in seinem Volk und doch war er zugleich auch ein Auserwählter. Sein Verständnis von Albenmark übertraf das all jener, die bei ihren Sippen blieben, bei Weitem. Der Schwebende Meister hatte sein Verborgenes Auge geöffnet. Er sah jetzt die geheime Welt. Alles was lebte, ja selbst jeden Stein betrachtete er mit neuem Blick. Er war vertraut geworden mit der wilden Kraft, die allem innewohnte. Eine zerstörerische Kraft, wenn man sie nicht recht einzuschätzen wusste. Und doch zugleich auch eine Kraft, die unermessliche Freuden schenkte. Und Macht!
    Gonvalon atmete aus und versuchte sein inneres Gleichgewicht zu finden. Er ärgerte sich über seine Unbeherrschtheit, kannte seine Schwächen und gab ihnen allzu oft nach.
    Die Schritte klangen nun ganz nah. Er hatte den Kopf sinken lassen. Als er jetzt aufblickte, versetzte es ihm einen Stich, als er sah, wer vor ihm zum Goldenen gerufen worden war. Talinwyn! Sie war erst vor Kurzem in die Reihen der Auserwählten aufgenommen worden. Drei Jahre lang war sie seine Schülerin gewesen,
und er hatte sie alles über das Töten mit Klingen gelehrt. Talinwyn war überaus talentiert gewesen und ein wenig zu ehrgeizig.
    Gonvalon musterte sie abschätzend. Talinwyn schien von innen heraus zu strahlen. Sie lächelte ihn an. Ihr hochgeschlossenes dunkelgrünes Kleid mit Goldstickerei harmonierte vollkommen mit dem funkelnden Smaragdgrün ihrer Augen. Weißblondes, wallendes Haar rahmte ihr schmales Gesicht. Über den Rücken geschnallt trug sie Todbringer. Der wuchtige Zweihänder mit der weit ausladenden Parierstange wirkte viel zu groß für die zierliche Elfe. Gonvalon hatte ihr von dieser Waffe abgeraten, aber sie hatte

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