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Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt

Titel: Drachenfliege Bd. 1 - Schatten über Schinkelstedt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Ziegenmeyer
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überließ: Zum einen schien dieser ausgesprochen diensteifrig. Zum anderen aber wurden nach Ansicht des Bischofs für größere Experimente jeglicher Art drei Personengruppen benötigt. Erstens die graue Schar der Handlanger. Zweitens die weit entfernten Auftraggeber, bereit, den Erfolg einzuheimsen. Und schließlich die Verantwortlichen vor Ort, an denen alles hängenblieb, was irgendwie schief ging. Bischof Korkenbaum war sich schmerzlich bewusst, zu welcher Gruppe er gehörte, und hatte nichts dagegen, andere daran zu beteiligen.
    Unterdessen ließ Bruder Nikodemus ein schüchternes Räuspern hören.
    „Meine Herren, ich freue mich Ihnen mitteilen zu dürfen, dass die erste Phase unseres Experiments erfolgreich begonnen hat.“
    Zacharias Korkenbaum konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sein Sekretär viel Zeit damit verbracht hatte, diesen Satz zu üben. Vermutlich befand sich irgendwo in dessen Unterkunft ein ziemlich großer Spiegel.
    Der junge Geistliche legte eine kleine Kunstpause ein, um seine Eröffnung wirken zu lassen. Dabei verharrte ein nervöses Lächeln auf seinem Gesicht.
    „Ich denke, wir alle sind hinreichend mit den Grundlagen des Projektes vertraut, deshalb will ich mich kurz fassen. Derzeit befindet sich unser Versuchsobjekt etwa zwanzig Kilometer süd-östlich von hier. Es hat seine Aktivität wie geplant aufgenommen und steht unter permanenter Beobachtung.“
    Diese Bemerkung, so befand Bischof Korkenbaum, hatte er entweder aus einem Handbuch abgeschrieben oder einem zweifelhaften Film entlehnt. Er misstraute einem
solchen Tonfall grundsätzlich. Wenn es irgendetwas gab, das ein Problem umgehend in eine Katastrophe verwandelte, dann waren es selbsternannte Experten. Innerlich stöhnend legte der er den Kopf in die Hand.
    Es stimmte, er war mit dem Projekt ‚Remagikalisierung’ vertraut. Da das Ganze in seinen Zuständigkeitsbereich fiel, hatte man sich auch alle Mühe gegeben, es ihm zu erklären. Den Ausgangsthesen sprach er sogar eine gewisse Stichhaltigkeit zu. Nur mit den gezogenen Konsequenzen hatte er Schwierigkeiten.
    Die prinzipielle Zielsetzung bestand darin, die katholische Kirche einer Generalüberholung zu unterziehen, einem theologischen Frühjahrsputz. Nach der Papstwahl im vergangenen Jahr hatte man eingesehen, dass die gute, alte Apokalypseandrohung allein nicht mehr ausreichte, um die Gläubigen bei der Stange zu halten. Zwar war die Vorstellung vom Jüngsten Gericht, von Fegefeuer und ewiger Verdammnis nach wie vor sehr eindrucksvoll – doch nach zweitausend Jahren Ankündigung dominierte eine recht entspannte Haltung.
    Also hatte man sich etwas Neues ausgedacht. Etwas, das die Kurie wieder zu einer volksnahen Institution machen sollte. Genau genommen zum Retter in der Not. Man wollte an die großen Zeitalter der Päpste anknüpfen und ihr Amt zu neuem Glanz führen. Nach internen Mitteilungen stand ein völlig neues Kapitel der Kirchengeschichte bevor. Und wie Korkenbaum säuerlich bemerkt hatte, begann es genau in seinem Bistum.
    Während Nikodemus von Schlupp verschiedene Prognosen erläuterte, betrat ein junger Geistlicher den Konferenzraum. Er erweckte den Eindruck, es ausgesprochen eilig zu haben. Hektische Flecken leuchteten auf seinem Gesicht. Mit nur mühsam unterdrückter Hast schritt er auf Bischof Korkenbaum zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter und neigte sich zu seinem Ohr herab.
    Neugierige Blicke richteten sich auf die beiden, während sie miteinander wisperten. Interessiert betrachteten die Ingenieure, wie sich der Blick des Bischofs verfinsterte. Sein Mund wurde zu einer schmalen, rasiermesserscharfen Linie. Schließlich erhob er sich. Bedauernd nickte er Nikodemus von Schlupp zu, dann holte er Luft.
    „Liebe Mitbrüder, werte Ingenieure – soeben hat mich eine äußerst wichtige Nachricht erreicht.“
    Korkenbaum war sich vage bewusst, dass dieser Auftakt nur unwesentlich spektakulärer war als der seines Sekretärs. Verlegen scharrte er mit dem Fuß in der Nähe des Tischbeins.
    „Ich muss euch darüber in Kenntnis setzen, dass unser Heiliger Vater, Anastasius XIII., persönliches Interesse an unserem Unternehmen bekundet hat. Recht ausgedehntes Interesse. Er lässt uns wissen, dass er unsere Bemühungen hier höchstselbst in Augenschein zu nehmen wünscht – und das in wenigen Tagen. Um seine Ankunft vorzubereiten, hat sich bereits ein Stellvertreter, ein Legat, auf den Weg gemacht.“
    Langsam wanderte Korkenbaums Blick die Reihe

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