Drachenfutter
Endlich widmete er mir kurz seine Aufmerksamkeit. Dann wandte er den Blick von mir ab und schaute geflissentlich zum Himmel.
«Ich komme, den zu suchen, der unter dem Namen Skeeve der Zauberer bekannt ist«, erklärte er mir.
Nun war es an mir, einen Sprung zu tun. Nach allem, was ich wußte, konnte niemand wissen, wer und was und noch viel weniger wo ich war, außer Aahz und mir.
»Das bin ich«, platzte ich heraus, vergaß mich völlig und benutzte meine normale Stimme.
Der Mann schoß mir einen entsetzten Blick zu, worauf mir meine Verkleidung wieder einfiel.
»Das ist mein Herr!« korrigierte ich eilends. »Wartet ... ich gehe ihn holen.«
Ich drehte mich um und huschte hastig in den Gasthof. Aahz wartete drinnen auf mich.
»Worum geht's?« fragte er.
»Er will ... er will mit Skeeve reden ... mit mir!« plapperte ich aufgeregt.
»So?« meinte er pikiert. »Was machst du dann hier drinnen? Geh hinaus und sprich mit dem Mann.«
»In diesem Aufzug?«
Aahz rollte verzweifelt die Augen zur Decke.
»Wer schert sich darum, wie du aussiehst?« schnauzte er mich an. »Na, los, Kerlchen. Der Mann ist ein völlig Fremder!«
»Ich schere mich darum!« erklärte ich mit stolzgeschwellter Brust. »Der Mann fragte nach Skeeve, dem Zauberer, und ich finde ...«
»Was hat er?« unterbrach mich Aahz.
»Er fragte nach Aahz, dem Zauberer«, wiederholte ich und beobachtete aus der Deckung die Gestalt vor der Tür. »Auf mich wirkt er wie ein Soldat«, fügte ich hinzu.
»Auf mich wie einer, der die Hosen voll hat«, gab Aahz zurück. »Vielleicht solltest du deine Verkleidung das nächste Mal ein wenig mildern.«
»Glaubst du, er ist ein Dämonenjäger?« fragte ich nervös.
Anstatt meine Frage zu beantworten, wandte Aahz sich unvermittelt vom Fenster ab.
»Wenn er einen Zauberer sucht, soll er einen Zauberer haben«, murmelte er. »Schnell, Kind, stülp mir die Garkin-Tarnung über.«
Wie ich früher schon bemerkt habe, war Garkin mein erster Ausbilder. Als imposante Gestalt mit Salz-und-Pfeffer-Bart stellte er eine unserer beliebtesten und häufig benutzten Verkleidungen dar. Garkin konnte ich im Schlaf.
»So ist es schon gut, Bürschchen«, kommentierte Aahz, während er die Ergebnisse meiner Arbeit besah. »Nun halte dich dicht hinter mir und überlaß mir das Reden.«
»So, wie ich bin?« rief ich aus.
»Nur mit der Ruhe, Kind«, besänftigte er mich. »Für dieses Gespräch bin ich du. Klar?«
Aahz war schon auf dem Weg zur Tür, ohne meine Antwort abzuwarten und ließ mir kaum eine andere Wahl, als ihm zu folgen. »Wer erstrebt eine Audienz beim großen Skeeve?« dröhnte Aahz mit schallendem Baß.
»Der Mann warf mir erneut einen nervösen Blick zu, dann nahm er eine steife, höfliche Haltung an.
»Ich komme als Gesandter seiner höchsten Majestät, Rodrick dem Fünften, König von Possiltum, der ...«
»Was ist Possiltum?« unterbrach ihn Aahz.
»Wie meinen?« Der Mann blinzelte.
»Possiltum«, wiederholte Aahz. »Wo liegt das?«
»Oh!« entfuhr es dem Mann, als er endlich begriff. »Das ist das Königreich direkt östlich von hier ... auf der anderen Seite des Ember-Flusses ... Ihr könnt es nicht verfehlen.«
»In Ordnung.« Aahz nickte. »Fahrt fort.«
Der Mann holte rief Luft, dann stockte er mit einem Stirnrunzeln.
»... König von Possiltum ...«, gab ich ihm sogleich das Stichwort.
»Oh ja, danke«, antwortete der Mann mit einem kurzen Lächeln, auf das wieder ein fassungsloser Blick folgte, ehe er fortfuhr: »... König von Possiltum, der jenem, der unter dem Namen Skeeve der Zauberer bekannt ist, seine Ehrerbietung erweist und Grüße übermittelt ...«
Er hielt inne und sah Aahz erwartungsvoll an. Er wurde mit einem freundlichen Kopfnicken belohnt. Zufrieden sprach der Mann weiter.
»Seine Majestät spricht an Skeeve, den Zauberer, eine Einladung aus, am Hofe von Possiltum zu erscheinen, um zu prüfen, ob er die Fähigkeiten für das Amt des Hofzauberers besitzt.«
»Ich fühle mich wirklich nicht qualifiziert, ein Urteil zur Eignung des Königs als Hofzauberer abzugeben«, erklärte Aahz bescheiden und beäugte den Mann wachsam. »Begnügt er sich denn nicht damit, einfach nur König zu sein?«
»Nein, nein!« verbesserte der Mann eilfertig. »Der König möchte Eure Eignung prüfen.«
»Oh!« sagte Aahz mit allem Anschein plötzlichen Begreifens. »Das ist natürlich eine völlig andere Angelegenheit. Nun schön. Eine Einladung von ... wer war das gleich noch?«
»Rodrick
Weitere Kostenlose Bücher