Drachenfutter
darin, daß du überhaupt angenommen wirst. Aber zum Glück werden wir dich mit einigen Korrekturen und ein bißchen Nachhilfe wohl gesellschaftsfähig machen können.«
»Korrekturen welcher Art?« fragte ich und war nun unwillkürlich neugierig geworden.
Aahz besah mich mit großer Geste von oben bis unten.
»Als aller erstes«, erklärte er, »wäre da einmal deine Art, dich zu kleiden.«
»Was soll denn an der Art, wie ich mich kleide, nun schon wieder falsch sein?« konterte ich abwehrend.
»Nichts«, erwiderte er unschuldig. »Zumindest wenn du dich als Bauernlümmel mit Mist an den Stiefeln darstellen willst. Aber wenn du freilich Hofzauberer werden willst, ist das eine ganz andere Angelegenheit. Kein angesehener Zauberer würde sich auch nur im Dunkeln in solcher Aufmachung sehen lassen.«
»Aber ich bin ein angesehener Zauberer!« widersprach ich.
»Tatsächlich? Angesehen bei wem?«
Nun hatte er mich, und ich verstummte.
»Aus diesem besonderen Grund war ich so weitsichtig, ein paar Sachen aus dem Gasthof mitzubringen«, fuhr Aahz fort und wies mit ausholender Geste auf Butterblumes Gepäck.
»Und ich dachte, du nähmst nur alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist«, bemerkte ich trocken.
»Nun mach aber einen Punkt!«, warnte er mich. »Das geschieht alles zu deinem Nutzen.«
»Wirklich? Und du erhoffst dir gar nichts bei diesem Geschäft?«
Wie üblich war mein Sarkasmus bei ihm vergeudet.
»Oh, ich werde in der Nähe bleiben«, gab er zu. »Mach dir darum keine Gedanken. Nach außen hin werde ich dein Lehrling sein.«
»Mein Lehrling?«
Nun klang der Job plötzlich viel besser.
»Nach außen hin!« wiederholte Aahz schnell. »Insgeheim wirst du mit dem Unterricht wie üblich fortfahren. Vergiß das nicht, ehe du anfängst, dich an deinem Lehrling auszulassen.«
»Natürlich, Aahz«, versicherte ich ihm. »Und wie meintest du nun, sollte ich mich anders kleiden?«
Er warf mir von der Seite einen Blick zu, offensichtlich machte ihn meine plötzliche Begeisterung mißtrauisch.
»Nicht, daß an mir wirklich etwas nicht in Ordnung wäre«, fügte ich mit theatralisch finsterem Blick hinzu.
Dies zerstreute offensichtlich seine Zweifel.
»Nichts ist in Ordnung an der Art, wie du dich kleidest«, brummte er. »Wir können von Glück reden, daß die beiden Imps ihre meiste Garderobe zurückließen, als wir sie mit Isstvan zum Teufel schickten.«
»Higgens und Brockhurst?«
»Ja, genau die beiden.« Aahz grinste gehässig bei dieser Erinnerung. »Eines muß man den Imps lassen. Sie sind vielleicht nicht so gute Kaufleute wie die Täufler, aber sie wissen wirklich sich flott anzuziehen.«
»Ich kann kaum glauben, daß das ganze Zeug, das du zusammengepackt hast, Klamotten sein sollen«, bemerkte ich skeptisch.
»Natürlich nicht«, stöhnte mein Lehrer. »Es ist unsere Spezialeffekte-Ausrüstung.«
»Spezialeffekte?«
»Hast du denn alles vergessen, Kerlchen?« schalt Aahz. »Das habe ich dir doch schon alles erzählt, als wir uns kennengelernt haben. Wie leicht Magik auch sein mag, sie darf nicht leicht aussehen . Man benötigt ein paar Geräte und eine Reihe unverständlicher Sprüche ... du weißt doch, so wie Garkin sie besaß.«
Garkins Hütte, wo ich meine ersten Schritte in Magik unternahm, war vollgestopft gewesen mit Kerzen, Phiolen voller seltsamer Mittel, staubigen Büchern ... die rechte Behausung eines Zauberers! Natürlich hatte ich in der Zwischenzeit erfahren, daß das meiste davon zur wirklichen Arbeit mit der Magik völlig unnötig war.
Ich begriff allmählich, was Aahz meinte, wenn er sagte, ich müßte eine Schau abziehen lernen.
»Wir haben einen Haufen Zeug, das wir in deine Vorführung einbauen können«, fuhr Aahz fort. Isstvan hat den ganzen Krempel zurückgelassen. Oh, und du wirst auch auf einige vertraute Gegenstände stoßen, wenn wir auspacken. Ich nehme an, die Imps bedienten sich ungeniert bei Garkin und brachten die Ausrüstungsgegenstände dann zu dem Gasthof.«
»Tatsächlich?« fragte ich aufrichtig interessiert. »Haben sie auch Garkins Kessel mitgenommen?«
»Ja, stimmt! Ja, ich glaube, ich habe ihn dabei gesehen. Warum?«
»Nur so«, antwortete ich unschuldig. »Ich mochte ihn immer besonders gern, das ist alles.«
Als ich Garkin in den ersten Tagen meiner Lehrzeit beobachtet hatte, war mir klar geworden, daß der Kessel Geheimnisse barg, die ich um mein Leben gern erfahren wollte. Und ich wollte das, wenn möglich, als Überraschung für
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