Drachengold
etwas in der Sprache der Tswana zu dem Tier. Laurence ging zum Eingang und hörte, wie sie dem Drachen mitteilte, dass dieser Mann wahrscheinlich der Enkel von Boitumelo sei, und dies sei seine Familie. Der Drache stieà einen freudigen Laut aus und antwortete, dass er sich genau das gedacht habe: Bei dem kleinen Jungen sei eine groÃe Ãhnlichkeit zu erkennen. Dann beschnupperte er das ältere Kind, das nach kurzem Zögern die Hand ausstreckte und dem Drachen die Schnauze streichelte.
Nach knapp einer Viertelstunde kam Lethabo zurück nach drinnen. Die frisch Angekommenen waren von einer Frau, die Lethabo unterstützte, zu einer Unterkunft im Lager gebracht worden. Lethabo hob eine Augenbraue, als sie Laurence entdeckte, der sich über das Buch gebeugt hatte. »Haben Sie sonst noch Bedenken bezüglich meiner Arbeit?«
»Nein«, antwortete Laurence leise, als sie das Buch wieder schloss, »keine. Ich frage mich nur, wie Sie so viele Menschen nach Hause bringen wollen.«
»Die Franzosen haben versprochen, uns mit ihren Schiffen heimzubringen«, sagte sie, »und dann wollen sie zurückkehren und noch mehr Gerettete abholen. Wir sind aus Afrika in kleineren Schiffen hierhergeschafft worden. Auf diesen riesigen Transportern können beinahe tausend Menschen untergebracht werden, und zwar unter besseren Bedingungen als in der umgekehrten Richtung und mit dem Trost, dass der Weg in die Freiheit führt und nicht in die Sklaverei.« Als sie Laurenceâ fragenden Blick sah, fuhr sie fort: »Und auf dem Rückweg werden die Schiffe noch mehr Drachen dabeihaben, jawohl. Natürlich benutzen die Franzosen uns: Und wir benutzen sie. Dies ist kein wirkliches Bündnis, und unser König ist viel zu klug, um Napoleon zu trauen. Aber uns fehlen die Möglichkeiten, uns in dieser Angelegenheit unsere Alliierten auszusuchen.«
»Hätten Sie denn gerne andere?«, fragte Laurence geradeheraus und ignorierte Granbys erschrockenen Blick und Hammonds protestierende Miene.
»Möglicherweise, Kapitän«, sagte Lethabo. »Ich glaube ziemlich sicher, dass wir andere brauchen, wenn es nicht schon bald zu ebenjenem Blutbad kommen soll, für das Sie uns vorhin verantwortlich machen wollten.«
»Kapitän«, sagte Hammond sofort, als sie das Hauptquartier verlassen hatten und zum Rand der Stadt liefen, wo Temeraire darauf wartete, sie zu ihrem Lager auf dem Hügel zu fliegen. »Natürlich ist es im Moment praktisch unmöglich, dass wir uns in tatkräftiger Weise zugunsten der Kolonie einsetzen â¦Â«
Laurence wechselte einen Blick mit Granby, dessen Gesicht deutlich verriet, was er von dieser Umschreibung einer Konfrontation zwischen drei Drachen auf der einen Seite und beinahe zwei Dutzend auf der anderen Seite hielt.
»⦠aber ich habe das Gefühl, ich muss Sie daran erinnern, dass die Portugiesen unsere Verbündeten und als solche von unschätzbarem Wert sind. In just diesem Augenblick könnten englische Soldaten auf portugiesischem Boden landen. Ich kann kein Verhalten dulden, das unsere Beziehungen zu diesem Land gefährden könnte.«
»Ich hoffe, für nichts dergleichen verantwortlich zu sein«, antwortete Laurence.
»Sir, Sie mögen mir verzeihen«, sagte Hammond, »aber dem Gesetz nach sind diese Männer und Frauen, die sich hier in den Gassen drängen, entlaufene Sklaven â das rechtmäÃige Eigentum der Landbesitzer, die ihrerseits Untertanen der portugiesischen Krone sind. Durch Ihre stillschweigende Billigung, ja, ich muss es fast so nennen, durch Ihre Ermutigung â¦, Sir, und in Anbetracht der Tatsache, dass Sie sich zu keinem Zeitpunkt die Mühe gemacht haben, die Rechte der ⦠der Besitzer anzusprechen â¦Â«
Laurence blieb mitten auf der StraÃe stehen, packte Hammond am Arm und riss ihn kräftig herum, sodass er gezwungen war, sich umzuschauen: Kinder spielten auf der StraÃe und bauten aus kaputten Ziegelsteinen Spielburgen, Frauen saÃen zusammen und wuschen ihre Wäsche; eine Szene, wie sie in jedem Dorf der Welt zu finden war, wenn man von den Ruinen ringsum absah. »Mr Hammond«, sagte Laurence, »wenn Sie mit dem Ziel hierhergekommen sind, Tausende von Menschen wieder in die Sklaverei zu bringen, nur des irdischen Profits eines Landeigners oder einer Nation wegen, dann haben Sie den falschen Mann als Unterstützung mitgebracht. Und ich denke,
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