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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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Überlebende Ihres eigenen Stammes gefunden, dass Sie ein solches Blutbad unter Unschuldigen rechtfertigen können?«
    Â»Es hat kein Abschlachten von Menschen gegeben«, sagte sie. »Und wir haben auch die Stadt nicht niedergebrannt: Das waren die Portugiesen in ihrer Panik selber, während wir in den Bergen geblieben waren und ihnen lediglich unsere Forderung mitgeteilt haben, dass sie uns unsere geraubten Brüder und Schwestern wiedergeben sollen. Die Stadt haben wir erst eingenommen, nachdem sie schon daraus geflohen waren. Und was die Überlebenden angeht: Kommen Sie doch mit und sehen Sie selbst.«
    Sie sprach kurz mit Kefentse und führte Laurence, Granby und Hammond dann hinab zum Lager und durch die beengten, schmalen Straßen, in denen zu ihrer Überraschung viele Tausende Menschen hausten: Männer, Frauen und Kinder, die sowohl vom Ausmaß der Zerstörung als auch von ihrer eigenen Befreiung wie benommen waren. »Einige sind Nachkommen von denen, die uns gestohlen wurden«, sagte Lethabo, »und sie erinnern sich nicht mehr an ihre Heimat Afrika.«
    Â»Und andere«, bemerkte Granby im Flüsterton gegenüber Laurence, »haben überhaupt nichts mit den Tswana zu tun, schätze ich. Die Drachen scheinen es nicht so genau damit genommen zu haben, wen sie da vor sich hatten, und sie haben sich einfach alle gegriffen, die sie finden konnten.« Er verstummte erschrocken, als er sah, dass Lethabo ihn beobachtet und zugehört hatte.
    Â»Aber er hat doch wohl recht«, sagte Laurence zu ihr, als sie wieder in das Haus am Hafen zurückgekehrt waren, das eines der einzigen unzerstört gebliebenen Gebäude war und deshalb momentan als Hauptquartier diente. Vorräte an Nahrungsmitteln und Kleidung, die aus der kaputten Stadt gerettet worden waren, lagerten in den Räumen. Laurence und Lethabo setzten sich zwischen ein paar Fässer mit Pökelfleisch. »Ich kann kaum glauben, dass so viele Menschen in die Sklaverei gezwungen werden konnten, ehe Ihre einheimischen Drachen reagiert haben, indem sie die Sklavenhäfen in Schutt und Asche gelegt haben. Und Sie selber haben mir erzählt, dass nicht einmal jeder zehnte Versklavte überlebt hat. Der Großteil derer, die Sie gerettet haben, kann nicht von den Tswana abstammen.«
    Â»Und selbst wenn es so wäre«, sagte Lethabo, »und die Geretteten trotzdem darauf beharren, dass ihre Vorfahren von uns abstammen, oder behaupten, dass sie eine entfernte Erinnerung an unsere Heimat haben, wäre das dann weniger wahr als die Wiedergeburt unserer Vorfahren in Gestalt der Drachen, die uns beschützen?«
    Laurence wusste nicht, was er darauf erwidern sollte: Sie war die Frau eines Missionars gewesen und, wie er fand, eine zu gute Christin, um diesem Aberglauben anzuhängen. Angesichts seiner Verwirrung schüttelte sie den Kopf. »Ich nenne es keine Lüge«, sagte sie, »denn wenn sie daran glauben, dann ist es auch wahr. Und ich glaube, dass Gott die Gerechtigkeit mehr liebt als den Buchstaben des Gesetzes. Bitte entschuldigen Sie mich einen Moment.«
    Sie stand auf, denn in diesem Augenblick hatten vier weitere Überlebende ihr Haus betreten: ein Mann und eine Frau mit einem kleineren Kind auf dem Arm und einem älteren, das sich an ihre Hand klammerte. Ängstlich sahen sie über ihre Schultern hinweg zu dem Mittelgewichtsdrachen, der sie draußen vor der Tür abgesetzt hatte. Ganz im Gegensatz dazu kauerte sich das Tier draußen auf dem Boden zusammen, um ihnen mit hoffnungsvoller Miene hinterherschauen zu können.
    Lethabo sprach die Neuankömmlinge auf Portugiesisch an; Laurence konnte der Unterhaltung nicht folgen, doch er sah, wie die Menschen erst immer ruhiger wurden, dann aber begannen, unsichere Blicke hinaus zum Drachen zu werfen. Auf ihren Gesichtern zeichnete sich eindeutig Zweifel ab. Schließlich ging Lethabo zu einem Tisch, der am Fenster stand, und öffnete ein dickes Buch, in dem in zwei Spalten Namen aufgeführt waren: Sie blätterte hindurch, fand den Namen Boitumelo alleinstehend auf der linken Seite und las ihn laut vor.
    Der Mann wiederholte ihn langsam und sah fragend zu seiner Frau. Diese wiederum schaute auf die Kinder, und einen Augenblick darauf sprach sie bestätigend den Namen nach. Lethabo nickte und notierte etwas in der rechten Spalte. Dann brachte sie die vier nach draußen zu dem erwartungsvollen Drachen und sagte

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