Drachengold
aus, dachte Laurence unwillkürlich, als er sich erhob, um ihn zu begrüÃen. Zwar war er erst dreiundzwanzig Jahre alt, jedoch weit vor seiner Zeit gealtert, und Laurence stellte mit Bedauern fest, dass sein Gesicht die Züge eines starken Trinkers aufzuweisen begann.
»Ich bin sehr froh, Sie wiederzusehen, Mr Ferris, was auch immer Sie hierherführt«, sagte Temeraire und senkte den Kopf auf die Höhe des Gastes. »Sind Sie gerade erst angekommen?«
Ferris erwiderte recht stockend, dass er erst kürzlich mit einem Kolonialschiff angekommen sei; er habe gehört ⦠An dieser Stelle brach er ab. Laurence sagte: »Temeraire, wenn du uns entschuldigen würdest; Mr Ferris, vielleicht wollen Sie mich auf einen kurzen Spaziergang begleiten?«
Gemeinsam mit Laurence ging Ferris zu dem kleinen Zelt, in das sich dieser gewöhnlich zurückzog. Es lag etwas abgeschieden von den Unterkünften der übrigen Flieger, damit Laurence nicht ständig mit Rankin aneinandergeriet. Jetzt war er doppelt dankbar für die Möglichkeit, eine private Unterredung führen zu können. Er bedeutete Ferris, auf einem der schmalen Faltstühle Platz zu nehmen, und als sie beide saÃen, sagte er ruhig: »Ich bin ebenfalls sehr erfreut, Sie wiederzusehen und die Gelegenheit zu haben, mich bei Ihnen zu entschuldigen und auf Ihre Vergebung zu hoffen. Ich kenne keinen Mann, dem ich gröÃeres Unrecht zugefügt habe.« Ferrisâ Wangen nahmen einen noch dunkleren Rotton an, während er Laurenceâ entgegengestreckte Hand ergriff und leise und kaum verständlich etwas vor sich hinmurmelte.
Laurence wartete ab, aber Ferris sprach nicht weiter, sondern saà weiterhin mit gesenktem Blick da. Auch Laurence wusste nicht, wie er fortfahren sollte, denn mit einem Mal erschien es ihm unmöglich und geradezu beleidigend, eine Wiedergutmachung anzubieten. Damals hatte er geglaubt, Ferris und die anderen Offiziere zu schützen, indem er seinen und Temeraires Verrat vor ihnen verheimlicht hatte. Das Kriegsgericht jedoch hatte zugegriffen, wo immer es ein Ziel finden konnte, und Ferris war aus dem Dienst entlassen worden, weil man ihm vorwarf, er hätte etwas bemerken müssen. Eine vielversprechende Karriere hatte auf diese Weise ein jähes Ende gefunden, eine ehrbare Familie war in Ungnade gefallen, und das Einzige, was Laurence sich nicht vorwerfen musste, war die Tatsache, dass man Ferris nicht auch noch gehenkt hatte.
»Wir hatten gehofft, etwas von Ihnen zu hören«, sagte Laurence schlieÃlich, »⦠aber natürlich durfte ich nicht an Ihre Familie schreiben â¦Â«
»Nein, das war selbstverständlich unmöglich«, sagte Ferris leise. »Ich wusste, dass Sie im Gefängnis saÃen, und â¦Â« Beide verfielen wieder in Schweigen.
»Ich kann Ihnen nichts anbieten, was den erlittenen Schaden ausgleichen würde«, fuhr Laurence endlich fort. So unangemessen ein Angebot von ihm auch sein mochte, er musste es Ferris wenigstens unterbreiten. »Was immer in meiner Macht steht, um Ihnen ⦠Wenn Sie hierhergekommen sind, weil Sie Land erwerben wollen, dann werde ich â¦Â« Laurence schluckte seinen Widerwillen hinunter. »Ich bin mit Gouverneur MacArthur bekannt; sollten Sie also â¦Â«
»Nein, Sir, das will ich nicht. Ich habe gehört, dass Sie und Temeraire hier ein Zuchtgehege anlegen wollen«, sagte Ferris. »Ich dachte, da Sie doch selber kein Offizier mehr sind, könnten Sie vielleicht ⦠könnte ich mich vielleicht nützlich machen, wenn ich käme. Auf jeden Fall â¦Â« Er brach ab, und tatsächlich bedurfte es auch keiner weiteren Worte, um mehr als deutlich zu machen, welche anderen Gründe es dafür gegeben hatte, dass Ferris aufgrund einer vagen Hoffnung mit einem Schiff einmal um die Welt zu einer winzigen und schlecht geführten Strafkolonie aufgebrochen war. Er hatte ein Leben in Schmach und Kränkung gelebt und das Dasein eines AusgestoÃenen gefristet. »Aber ich habe gehört, dass Sie wieder eingesetzt wurden, Sir.«
Laurence konnte nicht verhindern, dass er bei diesen Worten zusammenzuckte. Er, der eigentliche Verräter, war wieder in seinen alten Rang erhoben worden, ganz im Gegensatz zu dem vollkommen unschuldigen Ferris. Und ebendiese Ungerechtigkeit führte auch noch dazu, dass Laurence nun die Hände gebunden waren. Als Kapitän des Luftkorps durfte er
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