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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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aber«, setzte Laurence an, »sind denn ihre Aussichten auf eine Ehe nicht verwirkt, nun, nach ihrem Zusammensein …«
    Â»Warum sollte das der Fall sein?«, fragte Magaya.
    Â»Also ich verstehe das auch nicht«, bekräftigte Temeraire und sah Laurence fragend an.
    Â»Weil sie nun nicht mehr jungfräulich in die Ehe geht.« In seiner Verzweiflung sah sich Laurence genötigt, die Fakten auszusprechen. »Und selbst wenn das diesen Drachen nicht kümmert, kann das bei Menschen ganz anders aussehen. Bitte erkundige dich bei der Dame selbst.«
    Â»Gut, gut, aber das erscheint mir sinnlos«, sagte Temeraire, und als er der jungen Frau die entsprechende Frage gestellt hatte, sah sie blinzelnd zu ihm auf und wirkte nicht weniger durcheinander als Magaya. Laurence schüttelte den Kopf und gab es auf. Ganz offenkundig stand diese Frau nicht allein da, und sie schien daher auch nicht übermäßig traurig über Yardleys Abreise zu sein, und so hatte Laurence nicht das Gefühl, ihr übel mitzuspielen, indem er Yardley mitnahm.
    Von Handes fehlte die ganze Zeit über jede Spur. Vielleicht gehörte aber auch der herumschleichende Schatten eines halb zusammengekrümmten Mannes zu ihm, den die Sonne, die hinter einem der Vorratshäuser stand, auf den Weg warf. Es sah so aus, als ob sich jemand in den Spalt drückte, der zwischen der Mauer und dem bis beinahe auf den Boden reichenden Dach entstand. Laurence wirkte unentschlossen. Er wollte sich nicht als Moralapostel aufspielen, und er sah auch, dass das Zurücklassen von Handes die Lösung für ihre vordringlichsten Bedürfnisse bedeutete und für den Mann eine Gnade war. Doch auch wenn dieser Fall besonders gelagert war, verabscheute Laurence einen solchen Handel, einfach aus Prinzip.
    Â»Also ich verstehe nicht, was daran falsch sein soll«, sagte Temeraire. »Magaya kommt mir jetzt, wo sie anfängt, sich ein bisschen besser zu benehmen, recht anständig vor, und ich bin mir sicher, sie wird ganz ausgezeichnet für Handes sorgen. Und das ist mehr, als er überhaupt verdient hat. Außerdem, Laurence«, fügte er hinzu, »hast du selbst gesagt, dass die Untertanen des Königs das Recht haben zu tun, was ihnen beliebt, solange es nicht gegen ihre Pflichten verstößt. Handes will gerne hier sein, und ich habe den Eindruck, selbst wenn es anders wäre, könnte man es geradezu als seine Pflicht ansehen zu bleiben, wo wir doch auf diese Weise an so nützliche Güter kommen.«
    Â»Es gehört nicht zu den Pflichten eines freien Mannes zuzulassen, dass man ihn in die Sklaverei verkauft, zumal in einem fremden Land, ganz egal, wie gut der Preis für ihn ist«, sagte Laurence sehr ernst.
    Â»Also Sklaverei im eigentlichen Sinne ist es nicht«, behauptete Temeraire. »Du würdest doch auch nicht sagen, dass du ein Sklave bist, nur weil du mir gehörst.«
    Es war noch gar nicht so lange her, dass Laurence sich eingebildet hatte, er sei berechtigt , von Temeraire Gehorsam zu verlangen, ansonsten hätte er ihm jetzt mühelos erklären können, dass dieser eben angestellte Vergleich hinkte. Aber schon bei oberflächlicher Betrachtung, so gestand er sich unglücklich ein, konnte die Beziehung zwischen einem Kapitän und seinem Tier durchaus den Charakter eines Besitzverhältnisses annehmen, wobei allerdings wohl eher der Drache als der Mensch der wahre Eigentümer war.
    Laurence teilte Granby an diesem Abend seine Erkenntnisse mit, während rings um sie herum im Lager noch aufgeregte Geschäftigkeit herrschte, da unter Shipleys eifriger und angeberischer Aufsicht das neue Geschirr genäht wurde. »Ich bin mir ganz sicher, dass Iskierka bei diesem Thema ganz deiner Meinung ist, also bitte lass sie deine Gedanken nicht auch noch hören. Dieses verfluchte Land hat gar keinen guten Einfluss. Wir können uns glücklich schätzen, wenn Temeraire nicht nach Hause zurückkehrt und glaubt, dass Drachen nicht nur ein Stimmrecht haben, sondern auch Menschen besitzen sollten.«

10
    Ihr Zuhause und England überhaupt schien ihnen sehr weit weg, als sie an diesem Morgen die Ausläufer der großen, hoch aufragenden Berggipfel der Anden erreichten, die dort, wo sich die lang gezogenen Schneedecken an die Felsen klammerten, zerklüftet und voll blauer Schatten waren. Je höher sie stiegen, desto besser konnten sie sehen, wie sich der Fluss in

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