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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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hundert kleine Nebenarme teilte, die an den Berghängen hinabrieselten.
    Am Abend landeten die Drachen auf einer hoch gelegenen Wiese und rangen um Atem. Sie hatten kaum zehn Meilen bewältigt, wenn man die von ihnen zurückgelegte Strecke auf einer Landkarte markieren würde, aber es war in Wirklichkeit ein Flug von mehr als hundert Meilen gewesen, der sie vor allem in die Höhe geführt hatte.
    Laurence stolperte, als er von Temeraires Rücken kletterte, und war, wie alle anderen auch, kurzatmig und merkwürdig benommen von einer seltsamen Ausdünstung des Bodens, die sich mit der Bergluft vermischt zu haben schien. Einige der Männer krümmten sich und keuchten wie Blasebälge, und als sie hinfielen, blieben sie einfach liegen.
    Laurence schleppte sich zum Rand der Wiese, die an einem Abhang endete, sodass er seine Lunge mit frischerer Luft füllen konnte. Dort stellte er fest, dass er auf eine Reihe von terrassenartigen Feldern hinabschaute: Sie waren eindeutig von Menschenhand angelegt worden, verwilderten jetzt aber ganz offensichtlich. Maispflanzen kämpften mit Unkraut und hohen Gräsern um die Vorherrschaft, und sogar einige Gerätschaften lagen halb überwuchert und verlassen im Gestrüpp.
    Die restliche Reise über bot sich ihnen das gleiche Bild, als würden sie durch das vernachlässigte Haus eines Fremden wandern, wo sie weder vom Gastgeber noch von Bediensteten begrüßt wurden. Hie und da sahen sie Drachen, von denen einige sogar die Felder bestellten, während wieder andere Bauholz transportierten. Nur einmal in den ersten Tagen hatten sie überhaupt ein Anzeichen menschlichen Lebens entdeckt: Ein paar junge Mädchen hatten auf einem Feld gesessen, die Arme um die Knie geschlungen, während sie eine große Herde von grasenden Lamas in einem hoch gelegenen Tal bewachten.
    Sie warfen einen raschen, erschrockenen Blick zu den seltsamen Drachen hinauf und versteckten sich sofort in einer nahe gelegenen Höhle, die kaum mehr als ein Felsspalt und viel zu schmal war, als dass irgendein Drache hätte hineingelangen können, und sie schlugen mit einer scheppernden Glocke Alarm. »Bitte lassen Sie uns weiterfliegen«, schrie Hammond Laurence ängstlich ins Ohr, »und zwar so schnell, wie es irgendwie geht. Es ist niemandem gedient, wenn wir den Anschein einer Provokation erwecken …«
    Â»Wir hätten auch landen und einige dieser leckeren Lamas fressen können; die wären wenigstens frisch gewesen«, beklagte sich Iskierka später an diesem Abend. Stattdessen waren sie auf einem weiteren verlassenen Feld gelandet, auf dem sie ein Lagerhaus entdeckt hatten, und Iskierka musste nun eine Grütze aus getrocknetem Mais mit dem Geschmack von geräuchertem Lamafleisch vertilgen, die Gong Su zubereitet hatte.
    Â»Die Menge an Vorräten, die dieses Land entlang seinen Straßen bereitstellt, ist wirklich fantastisch«, schwärmte Hammond, der das Lagerhaus in Augenschein nahm. »Ich glaube, wir haben allein heute nicht weniger als sechs Stück davon gesehen. Stimmen Sie mir da zu, Gentlemen?«
    Auch Gong Su interessierte sich für das Haus, allerdings eher für seine Konstruktion. Als er sah, dass Laurence es ebenfalls intensiv betrachtete, lenkte er seine Aufmerksamkeit auf die Bauweise. »Sie scheint ausgezeichnet zu funktionieren und allen Regen abzuleiten. Die Nahrungsmittel sind ganz sicher nicht erst kürzlich eingelagert worden, aber es sind kaum welche verdorben.«
    Es war sonderbar, große Vorratshäuser zu bauen, wenn es, soweit man das beurteilen konnte, nur wenige Menschen gab, die daraus Nutzen zogen. Es war merkwürdig und traurig zugleich, den Drachen dabei zuzusehen, wie sie große Felder beackerten, um Getreide anzubauen, das niemand später essen würde. Die wenigen Drachen, mit denen Temeraire unterwegs sprach, beäugten die rund zweihundert Mann an Bord gleichermaßen neidisch wie wehmütig, und ihm wurden etliche Angebote unterbreitet.
    Â»Es gab einmal mehr Männer«, sagte Taruca, als Laurence ihn danach befragte. »Viel mehr. Mein Großvater hat mir erzählt, es gab einst so viele, dass nur die Hälfte aller Ayllus überhaupt einen Drachen als Curaca hatten.« Mit diesem Wort schien er das Oberhaupt eines Clans zu meinen. »Es war eine große Ehre, wenn man einen Drachen davon überzeugen konnte, sich dem eigenen Ayllu anzuschließen: Ein

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