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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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großer Krieger schaffte es vielleicht, einen Drachen für seine Leute zu gewinnen, oder auch ein geschickter Weber.«
    Â»Sie sehen also, Kapitän«, mischte sich Hammond ein, der zugehört hatte. »Ich lag doch gar nicht so falsch. Es ist keine Sklaverei im eigentlichen Sinne.«
    Â»Das war es tatsächlich in jenen Tagen nicht«, sagte Taruca. »Warum sollte ein Drache einem Menschen vorschreiben wollen, wie der sein Leben zu führen habe? Die Ehre des Ayllus war die Ehre des Drachen, und seine Stärke die Stärke des Ayllus. Sie herrschten nicht über die Menschen. Aber dann kam die Krankheit, und die Menschen starben. Nun sind beinahe alle Häuptlinge von jedem einzelnen Ayllu Drachen. Und sie sind ängstlich geworden und wollen uns nicht mehr aus den Augen lassen. Es ist daher sehr verständlich, wenn sie sich gegenseitig bestehlen.«
    Natürlich gab es unterwegs auch Menschen: Das Land war also nicht völlig verlassen. Als sie weiter nach Norden in die stärker besiedelten Gebiete kamen, konnte man auf den Straßen Männer mit beladenen Lamas sehen, und Drachen mit einer besonderen blauen Tönung an den Flügelspitzen flogen Patrouille.
    Â»Sie sagt, sie würde die Straßen bewachen, um dafür zu sorgen, dass es keine Diebstähle gibt«, erklärte Temeraire, nachdem einer dieser Drachen, ein Weibchen, sie unterwegs angehalten und zum Landen in einem verlassenen Tal genötigt hatte, um sich ihre Passiergenehmigung vom Gouverneur vorweisen zu lassen. Alle drei Drachen fühlten sich angesichts ihres Vorgehens ein wenig beleidigt, da sie nicht mehr als zwei Tonnen wiegen konnte. Laurence’ Schätzung nach war sie noch nicht einmal so groß wie der kleine Kurierdrache Volly. Ihr jedoch schien es nichts auszumachen, dass sie neben den englischen Drachen wie ein Zwerg aussah, und als sie entdeckte, dass die meisten Männer Landestracht trugen – dank Magayas großzügigem Geschenk –, beharrte sie darauf, dass jeder Einzelne vor ihr zu erscheinen habe, damit sie sich selbst davon überzeugen konnte, dass er wirklich und wahrhaftig Europäer war. Das sorgte für einige Probleme, da ja keineswegs allesamt aus Europa stammten. Abgesehen von der Handvoll Matrosen, die Malaien oder Chinesen waren, die dem Patrouilledrachen höchst verdächtig vorkamen, waren auch einige Briten so tief gebräunt, dass die Ordnungshüterin sie dazu aufforderte, sich zu entkleiden, damit sie ihre natürliche Hautfarbe inspizieren konnte. Und dann waren da noch Demane, Sipho und drei andere schwarze Männer der Besatzung, bei denen sie den Verdacht hegte, dass sie nicht Teil der ursprünglichen Mannschaften der drei Drachen gewesen sein konnten.
    Â»Demane gehört mir«, fauchte Kulingile, als er das Gefühl hatte, sie starre ihn zu lange an. Der Patrouilledrache jedoch plusterte als Antwort nur die Federn auf und ließ den prüfenden Blick weiterhin unverwandt auf Demane ruhen, und da war es mit Kulingiles Geduld zu Ende. Er setzte sich auf, spreizte seine Flügel und streckte die Brust heraus. Bislang war er immer bemerkenswert ausgeglichen gewesen und hatte sich nicht oft dazu hinreißen lassen, seine Größe zur Schau zu stellen. Trotz all ihrer Entbehrungen unterwegs war er immer weiter gewachsen, und wenn es ein Drache von beinahe dreißig Tonnen darauf anlegte, dann konnte man ihn genauso wenig ignorieren wie eine Lawine. Der Patrouilledrache hüpfte mit einem Satz zur Seite und sah erschrocken zu ihm hoch, während er seinen Kopf in den Nacken warf und brüllte.
    Kulingiles Sprechstimme war etwas dünn und piepsig geblieben, aber seinem Brüllen war nichts davon anzumerken. Zwar klang es nicht ganz so unheimlich und vibrierte nicht wie Temeraires Göttlicher Wind, aber der Lärm jetzt war trotzdem überwältigend, da er von Lungen in beachtlicher Größe und in allernächster Nähe hervorgebracht wurde. Unwillkürlich pressten viele der Männer sich die Hände auf die Ohren, und als sich Kulingile vorbeugte, zog sich das Patrouilleweibchen wohlweislich noch ein Stückchen weiter zurück, machte einige hastige Bemerkungen, sie habe sich davon überzeugen können, dass alles mit rechten Dingen zuginge, schwang sich eilends in die Lüfte und verschwand.
    Â»Du hättest nicht so einen Aufstand machen müssen«, meckerte Temeraire und legte seine Halskrause

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