Drachengold
wieder an. »Sie hätte natürlich höflicher sein können, aber sie war wirklich sehr klein. Es ist ja nicht so, als wäre sie eine Bedrohung gewesen.«
»Sie war zwar klein, aber gröÃer als Demane«, sagte Kulingile, womit er unbestreitbar recht hatte. »Und diese Drachen sind auch wirklich schnell. Was wäre passiert, wenn sie sich ihn gegriffen hätte und ich sie dann nicht mehr hätte einholen können?« Er gab ein beunruhigendes Grummeln von sich und fügte hinzu: »Wie auch immer: Mir reicht es â ich werde in Zukunft keine Beleidigungen mehr schlucken.«
»Ich hoffe, er wird jetzt nicht streitlustig werden«, sagte Laurence an diesem Abend bedrückt zu Temeraire, als sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Kulingile hatte sich von allen zurückgezogen und hockte brütend über drei geschlachteten Lamas. » So hat er sich bislang noch nie benommen â¦Â«
»Ich nehme an, ihm macht die Sache auf der Insel noch immer zu schaffen«, antwortete Temeraire. »Ich muss dir ehrlich gestehen, Laurence, dass ich mich mit den Matrosen auch noch nicht wieder wohlfühle. Wie viel schlimmer muss es dann für Kulingile sein, wo diese Männer doch tatsächlich handgreiflich gegenüber seinem Kapitän geworden sind? AuÃerdem finde ich wirklich, dass Demane freundlicher zu ihm sein könnte«, fügte er hinzu.
Laurence zog zunächst in Erwägung, Roland darum zu bitten, mit Demane zu sprechen, doch dann fiel ihm auf, dass die beiden nicht mehr nebeneinandersaÃen, wie sie es sich bisher immer zur Gewohnheit gemacht hatten. Stattdessen war Roland damit beschäftigt, mit Gerry und Baggy Mathematik zu lernen. Laurence konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals zuvor auch nur einen Funken Interesse für irgendwelche Art von Schularbeiten gezeigt hätte. Die aufgerissene Haut in ihrem Gesicht war so gut verheilt, wie man hatte hoffen können, und sie hatte nur noch feine, weiÃe Linien längs über ihrer Wange und eine verbogene Nase, die noch an ihre Verletzungen erinnerten. Sie weigerte sich jedoch, irgendetwas davon zu verbergen, und band sich ihr Haar nur noch entschlossener zum Pferdeschwanz zurück.
Demane saà derweil in einiger Entfernung von ihr, gerade so weit weg, dass man nicht behaupten konnte, er rücke ihr auf die Pelle, und beobachtete sie schmollend. Nur hin und wieder lieà er misstrauische Blicke über die beiden Matrosen wandern, vor allem über Baggy, den er mit kalten Augen anstarrte. Roland vermied es hartnäckig, Demanes Blicken zu begegnen. Laurence konnte sie also wohl kaum bitten, ihr Schweigen zu brechen, zumal sie sich offenbar seinen letzten Rat zu Herzen genommen hatte und sich bemühte, eine angemessene Distanz zu Demane zu wahren, auch wenn das unter den augenblicklichen Umständen nur schwer möglich war.
Man konnte nicht behaupten, dass Demane nach Rolands Zurückweisung bester Laune war â wenn es denn eine Zurückweisung gegeben hatte. Ohne den Blick auch nur einen Moment von Roland abzuwenden, erwiderte Demane, als er von Laurence direkt auf Kulingiles niedergeschlagene Verfassung angesprochen wurde: »Ich will eben nicht immer wie in einem Korb sitzen und bewacht werden. Sie ziehen sich doch auch nicht zurück, wenn es einen Kampf gibt, selbst wenn Granby Sie dazu auffordert.« Dieser Hieb saà nur allzu gut. Laurence war schon häufig der Vorwurf gemacht worden, er bringe sich selbst in gröÃere Gefahr, als es seine Pflicht als Flieger erlaube. Er hatte sich nie mit einem Verhalten anfreunden können, das einem Marineoffizier für alle Zeiten den Ruf eines Feiglings einbringen würde.
»Es gibt einen Unterschied«, sagte Laurence und ging dabei gar nicht auf das ungehörige Benehmen seines Untergebenen ein, »ob man eine andere Vorstellung von seiner Pflicht hat oder ob man sie grundsätzlich vernachlässigt. Ohne jeden ersichtlichen Grund dein Tier unglücklich zu machen, nur um zu beweisen, wie unabhängig du bist, gehört auf jeden Fall in letztere Kategorie.«
»Du wirst Demane keine Vorhaltungen machen«, schnaubte Kulingile, der gelauscht hatte und mit einem Ruck seinen Kopf hob, der gerade noch auf dem Boden gelegen hatte. »Er ist ebenfalls ein Kapitän, und ich bin gröÃer als Temeraire. Du stehst nicht über ihm!«
»Oho!«, sagte Temeraire, der sich nun seinerseits
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