Drachenjagd
darstellen?«
»Das«, sagte Garathond im Brustton der Überzeugung, »ist deine Rettung. Ein Lösungszauber, um den Bann eines Dämons zu brechen.«
»Gut, worauf warten wir, dann schieß los!«, rief Thanan, und fügte sogleich hinzu: »Das war nicht wörtlich gemeint. Ich hoffe doch, ich überlebe diese Prozedur.«
»Aber natürlich, mein Freund, da mach dir mal keine Gedanken.«
Garathond studierte den Spruch ausgiebig, bevor er sich räusperte und theatralisch die Arme hob.
»Halt still.«
»Ich fliege doch nicht in die Luft?«, fragte Thanan argwöhnisch.
Garathond ließ die Arme sinken und schüttelte den Kopf.
»Kein Vertrauen in die Künste eines Meisters«, sagte er vorwurfsvoll. Das Kinn hoch erhoben, begann er den Zauberspruch zu intonieren.
Thanan versteifte sich, wagte sich nicht zu rühren. Plötzlich gab es einen lauten Knall, der Raum wurde in gleißendes Licht getaucht. Ein heftiger Schlag presste die Luft aus seiner Lunge. Er taumelte zurück und hielt die schmerzende Brust, Garathond flog in hohem Bogen durch das Zimmer, krachte gegen die Wand und rutschte hilflos zu Boden.
Schimpfend rappelte sich der alte Magier auf und klopfte den Staub aus seinem Gewand.
Wider Willen musste Thanan anfangen zu lachen. Sein Freund blitzte ihn erst wütend an, doch dann lachte auch er, bis die Tränen rollten.
»Das war vielleicht ein Schreck«, sagte der alte Mann.
»Wem sagst du das ...«
»Hat es funktioniert?«
Thanan hob die rechte Hand und spreizte die Finger. Der Ring war noch da. Er zerrte erfolglos an ihm. Der Rubin pulsierte, als ob magische Ströme durch ihn hindurchflössen.
»Verdammt«, schimpfte er.
Garathond nickte. »Das habe ich befürchtet. Das ist kein einfacher Ring, Thanan. Das ist starke Magie aus dem ersten Zeitalter, dagegen bin ich mit meinen bescheidenen Fähigkeiten machtlos.«
»Der Tag wird immer besser«, seufzte er. »Was nun?«
Garathond dachte nach, seine Stirn legte sich in Falten. Nach einer Weile nickte er.
»Du hast ein Problem.«
Thanan stierte ihn an.
»Ach? Das ist dir tatsächlich aufgefallen?«
»Reg dich nicht gleich auf, so meinte ich das nicht. Die magischen Schwingungen, die von diesem Artefakt ausgehen, sind wahrlich enorm. Das muss ein Seelenstein sein. Warte einen Augenblick ...«
Der Magier stand schwerfällig auf, durchwühlte Pergamente und Bücher, bis er zufrieden zurückkam, ein vergilbtes Buch in der Hand.
»Sieh her, da steht es, unter „Seelenstein“. In dem Rubin wird die Seele eines Lebewesens eingefangen, kein Dämon. Die Seele wird mittels eines Zauberspruchs an den Stein gebunden. Auf diese Weise erlangt sie zwar Unsterblichkeit, allerdings ist es mehr ein Gefängnis.«
Der Alte runzelte die Stirn.
»Hm ... ein mächtiges Wesen, unsterblich, vielleicht einer der Uralten. Ein Magier, ein Hexenmeister ...«
»Vielleicht auch eine Elfenkönigin?«, fragte Thanan.
Garathond sah ihn abschätzend an.
»Wie kommst du darauf?«
»Sie hat zu mir gesprochen. Hat behauptet, Raziah zu sein. Du weißt schon, Königin der Elfen. Bla bla … Ich habe sie natürlich ausgelacht.«
»Hm … interessant. Ja, das wäre durchaus möglich. Die Elfenköniginnen besaßen schon immer besondere magische Gaben, wie stark mögen sie erst in alten Zeiten gewesen sein?«
»Ich habe immer gewusst: Lass keine Frau in dein Leben ...«
»Thanan ...«, setzte Garathond an. »Vermutlich ist dir gar nicht bewusst, wie stark die Seele in diesem Rubin ist. Diesen Zauber wendet man nicht auf irgendeine beliebige Seele an. Die Königin muss zu Lebzeiten äußerst mächtig gewesen sein, wenn sie auch nur die kleinste Gelegenheit wittert, wird sie ausbrechen.«
»Fantastisch.«
»Das ist nicht alles. Sie benötigt einen lebendigen Körper, einen Wirt, dann wird sie ihre eigene Seele mit der ihres Opfers tauschen.«
»Was?« Thanan sprang auf.
Garathond sah ihn mitleidig an.
»Wie es aussieht, bist du mit der falschen Frau eine Affaire eingegangen.«
»Ich habe dir gesagt, ich habe … «
»Thanan, lass gut sein«, beschwichtigte ihn der alte Magier, »nur ein kleiner Scherz auf deine Kosten.«
»Sag mir lieber, wie ich dieses Biest loswerde.«
Schlagartig wurde Garathond ernst.
»Wir benötigen den Bannspruch, der die Seele in den Stein eingeschlossen hat, dann können wir den Bann mit einem Umkehrzauber rückgängig machen.«
»Und wo finden wir diesen Bannspruch?«
»Vielleicht in der magischen Abteilung der Bibliothek«, überlegte der
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