DrachenKind (German Edition)
haben es zu tun, haben wir noch ungefähr zwei Minuten bis jemand uns entdeckt und sich einmischen kann. Also, ich werde euch beiden die nötigen Gedanken geben, die Konzentration müsst ihr selber aufbringen. Nun wird sich zeigen, wie weit ihr seid.“
Sie stellte sich auf die andere Seite des Loches, in welchem noch immer der Himmel zu sehen war, nicht mehr ganz rot, sondern blau mit rosa Wölkchen darin. Sajani, Mia, Hurat, Jack und Eric verteilten sich auf ihren Wink hin gleichmäßig an der Kante, bis sie in einem Kreis standen. Sechs. Jeder hatte eines der sechs Buchsbaumgewächse hinter sich, jeder stand mehrere Schritte vor einem der kleineren Becken mit dem flachen, glasklaren Wasser darin. Eric vertrieb die Gedanken an die Zahl Sechs, konzentrierte sich auf sein Inneres. Der Drache war noch immer unruhig, er verlangte nach etwas zu Essen und außerdem war das Gefühl des Misstrauens, der Eindruck verfolgt oder beobachtet zu werden, zwar sehr schwach aber noch immer nicht verschwunden. Irgendwo in diesem Gebäude befand sich jemand, der nicht hierher gehörte. Soviel stand fest. Sie schlossen die Augen und Seath flutete ihre Gedanken. Sajani, Mia und Hurat, die auch alle Großmeister waren und das Geheimnis bewahrten, legten ihre Kräfte zusammen um das ansteigende, hohe Maß an Energie aufrecht zu halten. Der glatte Steinboden vibrierte, als sich die Zeit verlangsamte. Eric konnte wahrnehmen wie die Büsche in den kleinen Wasserbecken begannen, in einer hellgoldenen Farbe zu leuchten. Es sah aus als würden die Blätter zu Gold, welches dann anfing Licht zu emittieren. Durchsichtige, schwache Lichtfäden breiteten sich von den Gewächsen aus, mit einem Mal wurde es so hell, dass er mit geöffneten Augen geblendet worden wäre. Das Loch im Boden zeigte nicht mehr den Himmel draußen sondern eine Figur, die sich als Silhouette von dem in gleißendes, strahlend weißes Licht getauchten Hintergrund abhob. Nichts war mehr zu sehen, Eric verschloss den kompletten Rest seiner Gedanken. Ein Gefühl der Erinnerung überkam ihn, unerwartet und plötzlich. Er hörte Seaths Stimme. Alles war weiß.
„Jetzt, wir haben nur noch eine halbe Minute! Das Kraftfeld bricht zusammen, wenn ihr nicht durchhaltet, und das wünsche ich euch nicht. Konzentriert euch auf euren Geist, euer Wesen. Nicht denken, nicht zweifeln. Los!“
Eric sah sofort den Drachen vor sich, spürte, wie er sich verwandelte. Niemand hinderte ihn daran, er vermisste seinen richtigen Körper so sehr, dass er jetzt, wo er sich um alles in der Welt darauf konzentrieren sollte, nicht anders konnte. Jack sah den Tiger vor sich, konnte ihn mit jeder Zelle seines Körpers erfassen. Seath, Sajani, Mia und Hurat blieben, wer sie waren, veränderten sich nicht. Dann bündelten sie all ihre Vorstellungskraft, alles was sie an Lebenswillen und Magie besaßen. In ihrer Mitte bildete sich mit einem lauten Zischen eine Kugel aus Licht, noch heller als das weiße um sie herum. Eric wusste es nicht zu beschreiben, fand keine Worte dafür. Das Vibrieren des Bodens wurde stärker, ein tiefes Brummen entstand, aus dem Loch krachte ihnen eine Stichflamme entgegen die sie einhüllte und mitriss. Sie wurden herumgeschleudert, drehten sich um die Lichtkugel, welche mit dem bläulich goldenen Feuer verschmolz. Es war so laut, dass ihre Ohren völlig betäubt wurden. Mit einem jähen Pulsieren des Feuers war es vorbei, um sie herum war es dunkel, alles war schwarz. Blanke Dunkelheit, nur absolute Schwärze. Alle sechs hatten wieder festen Boden unter den Füßen. Nein, da war kein Boden. Da war gar nichts. Sie fielen wie Steine.
Kapitel 46
Es gab weder Luft noch irgendetwas Anderes, vielleicht nicht mal die Schwerkraft. Nur das Kribbeln im gesamten Körper ließ ihn ahnen, dass sie alle fielen, in endlose Tiefen. Er sah sich um, Seath warf ihm einen beruhigenden Blick zu.
„Mach dir keine Sorgen, wir sind gleich da. Wir befinden uns in einer anderen Zeit, viele Kilometer unter dem Tempel. Das ist der Schutzmechanismus, der Schutz durch eine andere Zeit, die parallel zu unserer läuft. Verschiedene Raumzeitkanäle, von denen gibt es viele. So viele wie es Zeit geben kann. Manche dieser Kanäle bieten Raum für Leben, andere nicht. Das ist die Unendlichkeit. Alles, was wir jetzt noch tun müssen, ist warten, dass wir ankommen.“
Eric und Jack wagten es kaum sich zu bewegen, warteten steif und gespannt. Eric spürte eine Kraft in sich die er noch nicht kannte. Er spannte die
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