DrachenKind (German Edition)
darauf, endlich etwas Bleibendes gegen den Herrscher zu unternehmen. Ein beständiger Schaden, ein sicherer Schlag gegen sein Heer und dessen Zerstörungswut. Und gegen Manou. Der würde die folgende Nacht nicht überleben, das schwor sich Eric.
Nachdem er wenige Stunden später unerwartet über das Ende der Insel und die letzte Reihe der schwebenden Wächter hinausschoss, nahm er wieder Gestalt an. Der Regen war ganz verschwunden, er sah besser als auf dem Hinweg. Das Magnetfeld der Erde wirkte noch immer gestört. Die Masse dieser riesigen, fliegenden Felsen schien selbst eine Art Anziehungskraft zu besitzen, welche jeden, der sich ihr näherte, nie wieder entkommen lassen würde. Und Eric spürte, sie wuchsen beständig, diese schwarzen Felsmassive. Seine Gedanken waren schwer. Es zerrte an seinen Gefühlen, dass er sich einfach ohne die Chance zu handeln wieder von Jack hatte verabschieden müssen. In der letzten Zeit war so viel geschehen, seitdem er bei den Tieren im Wald angekommen war, dass es ihm unmöglich erschien, ohne Jack zu leben. Er spürte den ungebrochenen Drang umzukehren und sie anzugreifen, Jack zu befreien. Er konnte sich doch vielleicht verwandeln und irgendwie unbemerkt und viel kleiner in die Kerker gelangen, in denen er Jack vermutete. Aber er tat es nicht. Es wäre töricht, nicht zu verantworten. Boshaft und schneidend kam ihm die Erinnerung an Mia, Sajani, Seath und Hurat in den Sinn. Sie hatten ihr Leben unter seine Macht gestellt, waren bereit, für ihn zu sterben. Sie hatten gesagt, sie würden jede seiner Entscheidungen akzeptieren, genau wie das Volk. Und er konnte sie opfern. Jack war genau das, ein Opfer. Der Herrscher hatte kein Problem damit, Erics besten Freund als Köder zu opfern, ihn zu töten. Aber konnte Eric selbst seinen Freund als Opfer für die Menschen und Tiere sterben lassen? Er wusste, was richtig wäre oder was man von ihm erwarten würde. Aber er lehnte sich gegen den Gedanken auf, Millionen Lebewesen gegen ein einziges, das wichtigste in seinem Leben, einzutauschen.
Langsam erreichte er eine so enorme Höhe, dass von den Geräuschen und Gerüchen der Festung nichts mehr zu bemerken war. Die Angst, welche sich seit seiner Ankunft in ihm eingeschlichen hatte, verschwand. Er flog wieder über den höchsten Wolken, befand sich direkt zwischen ihnen und dem von kleinen, leuchtenden Punkten umgebenen Vollmond. Wieder empfand er das Gefühl endloser Freiheit, stellte sich den Flug als einen Weg zu reiner Ruhe vor, über den Wolken, unter dem Himmel, nichts unter den Wolken. Es lenkte ihn zwar nicht von Jack ab aber er konnte sich etwas entspannen. Der Weg war nicht sehr lang, schon bald würde er im Dorf ankommen. Und er freute sich auf Saja, Sune, Iman und all die anderen. Und auf Seraf. Der war ihm wie ein Freund begegnet und Eric mochte ihn. Er würde sich noch einmal bei ihm bedanken. Er schloss die Augen. Das Bild des Urwaldes tauchte vor seinen Augen auf und er erinnerte sich an den Adler. Als er sich sein Bild vorstellte, empfand er dieselbe Zuneigung wie jene, die er gefühlt hatte, bevor er mit ihm in die Aschewüste geflogen war. Obwohl er tot war konnte er genau spüren wie er ihn mochte. Seine Freundschaft bedeutete ihm eine Menge, er hatte das Geheimnis bewahrt. Zu einem Teil. Jetzt waren nur noch Saja, Eric und Iman. Das Geheimnis. Was es wohl bedeutete? Er verstand nicht, warum es nicht einfach auswendig gelernt wurde und dann an die nächsten weitergegeben wurde. Doch im selben Augenblick verstand er, dass es im Falle des Todes aller vier Geheimniswahrer nicht mehr existieren würde. Und was war das Geheimnis? Er vermutete, dass der alte Großmeister es in den vielen, unbekannten Zeichen festgehalten hatte. Sie waren auf dem Schwert und auf diesem Medaillon, welches er im Augenblick nicht um den Hals sondern nur in Gedanken trug. Wenn es doch auf dem Schwert war, weshalb wollten sie dann auch noch das aus dem Tempel haben? Langsam kamen seine Gedanken zum erliegen, begannen neu zu fließen und landeten bei dem unvollständigen Plan, einen Krieg zu gewinnen in dem die Chancen etwa eins zu zehntausend standen. Er machte sich Sorgen um alle die, die nicht mitkommen würden. Er bezweifelte, dass alle Mütter mit ihren Kindern in die Schlacht ziehen würden, sicher wären sie dann im Tempel und warteten auf ein Ende, gleich welcher Art. Eric hielt immer noch an der Idee fest, alle Krieger direkt zwischen den kleinen Wachtrupps zu platzieren, einige
Weitere Kostenlose Bücher