DrachenKind (German Edition)
dahin, während er nach einer Klippe oder einem Felsen suchte, auf dem er sich seinen Angreifer mal aus der Nähe ansehen konnte. Als er eine kleine Fläche entdeckte auf einem winzigen Eisberg entdeckte, der umgeben von Wasser einsam im Meer trieb, änderte er schnell die Richtung, segelte über den Rand des Eisberges und steuerte zielstrebig und sauer auf den fast ebenen Fleck darauf zu. Eric missachtete die Beschimpfungen, Drohungen und Befehle seines Opfers, es gefälligst irgendwo abzusetzen und sich zu verziehen, und als er auf dem etwa Tennisplatz-großen Eisberg landete, ließ er die Gestalt einfach aufs Eis fallen. Dann schüttelte er sich und wartete darauf, dass sich das Geschöpf bewegte. Zuerst geschah gar nichts, dann drehte sich die kleine Figur um und sah Eric in die Augen. Schon war sie wieder in den Tiefen ihres Denkens und Seins eingeschlossen und Eric brüllte ihn in Gedanken an, wer er denn sei und warum er versucht hatte, einfach einen unbekannten Menschen von hinten zu erschießen. Die Gedanken des Gefangenen überschlugen sich, er versuchte, sie zu verschließen, scheiterte aber kläglich unter der Einwirkung von Erics willen, ihm eine Antwort abzuverlangen.
„Ich heiße Manou, und ich wohne hier in der Nähe. Und ich bin Jäger, und ich brauche Geld, und ich arbeite für ihn…Und du bist so gut wie tot…“
Eric verwunderten die vielen "und`s", er dachte schnell über die mechanische Antwort des Jägers nach. Wo konnte man denn hier in der Nähe wohnen? Und für wen arbeitete er? Eric sah in den Gedanken des Jägers eine kleine Holzhütte im Wald. Wo waren hier Wälder?
„Wenn du im Wald wohnst, wo ist der dann? Ich sehe nur Eis, und davon ziemlich viel!“, brüllte Eric wütend. Der Schmerz in seinem Rücken war noch immer ziemlich stark. „Für wen arbeitest du?“
Manou zitterte vor Angst. Doch er konnte kein Mitleid bei dem Drachen entdecken, der ihm vielleicht gleich die Lebenslichter ausblasen würde. Also antwortete er gehorsam:
„Die Wälder des Herrschers, es sind seine! Und ich darf darin jagen, wenn ich für ihn arbeite! Und sie befinden sich weit von hier, und doch in der Nähe, hinter der Gebirgskette dort drüben…Lass mich gehen, ich habe eine Familie!“
Eric durchsuchte die Gedanken Manou‘s nach einer Frau oder Kindern, fand aber keine.
„Hör zu, wenn du mich anlügst, dann darfst du dein letztes Gebet sprechen. Du hättest mich fast umgebracht. Und vielleicht machst du das ja auch mit Anderen so, von hinten erschießen?“
Manou begriff schmerzhaft dass er die Wahrheit nicht verschweigen konnte. Die Gedanklichen Fesseln des Drachen schnürten ihm die Kehle zu und er hörte auf sich zu wehren. Er hatte ja doch keine Chance. Wenn das das Ende für ihn sein sollte, dann hatte der Herrscher gelogen. Er hatte ihm und seinen Freunden versprochen, sie zu beschützen. Wenn sie nicht für ihn arbeiten wollten, dann hätte er sie gefoltert. Oder zu seinen Wächtern gemacht…Oder schlimmeres…Und beinahe hätte er es geschafft, den Giftigen Pfeil in den fremden Jungen zu schießen und ihn damit zu töten…Aber der hatte mehr Kraft, als der Herrscher ihnen gesagt hatte. Beinahe wäre er eine Belohnung wert gewesen, die niemand sich erträumen konnte…Jetzt stand er kurz davor, mit dem Tod belohnt zu werden.
Eric las alle diese Gedanken und sein Herz begann schneller zu schlagen. Er spürte, wie sein Schwanz angespannt durch die Luft peitschte, er verstand das als Warnung. Er durchsuchte seine Sinne nach Bildern oder Eindrücken, die ihm verraten konnten, was sich da entwickelte, aber noch war weder etwas zu sehen noch zu spüren. Nur riechen konnte er etwas. Ein herber, ekelhafter Geruch mischte sich unter den Salzigen Geruch des Meeres und die Geruchlosigkeit des eiskalten Windes. Manou bekam von all dem nichts mit, aber Eric konnte in dessen Gedanken ein Geständnis lesen, und er sah angewidert die Bilder von grausam zugerichteten Leichen. Tiere, Menschen…Darunter einige Kinder, die in ihrem eigenen Blut erfroren oder verfaulten. Eric schloss die Augen. Wenn er sich getraut hätte, dann hätte er den Mörder zu seinen Füßen gefressen. Aber Kannibalismus hatte ihn schon immer angeekelt. In seinem Kopf brannten sich die schrecklichen Bilder ein wie ein glühender Metallstab in ein Stück weiches Holz. Er hörte seine eigene Stimme, die ihn gerade noch davon abhielt, eine Flut heißen Feuers über die kleine Gestalt vor sich zu ergießen und selbst zum Mörder zu
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