DrachenKind (German Edition)
neben die Liege kniete. Eric gab keinen Ton von sich, lag einfach still da, nichts war mehr von seinen Gedanken zu bemerken. Jack sah Mia so besorgt an, dass sie befürchtete, er könnte gleich losheulen.
„Was sein?“, fragte er und unterdrückte einen Kloß im Hals.
“Er hat es geschafft, er denkt an gar nichts mehr. Vielleicht hat er den Kampf gegen sie gewonnen, vielleicht aber auch nicht. Wir müssen einfach abwarten, bis er aufwacht. Aber ich weiß nicht, wann das sein könnte.“
Jack sah sie nur wenig überzeugt an. Doch er vertraute ihr und nickte.
“Warum er das überlebt?“
“Ich weiß es nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen. Aber eines ist sicher: Wenn er nicht bald wieder zu Kräften kommt, werden wir hier alle nicht mehr lange leben. Er muss unbedingt lernen, damit er sich richtig wehren kann…Also bete, dass er bald aufwacht. Die Wächter haben sich noch nie so verhalten, noch nie haben sie eine so unangreifbare Form gehabt. Sie hatten immer die Gestalt von menschenähnlichen Wesen, erst letzten Monat habe ich einen getroffen. Aber jetzt; sie sind scheinbar stärker geworden, leider…“
Mia klang besorgt aber sicher. Jack nahm sich einen Klappstuhl und setzte sich an Mias Stelle an das Kopfende der Liege, auf der Eric lag. Wie ein Toter.
Es dauerte ganze fünf Tage, bis Eric aus seinen Gedanken wieder einen Weg in die Realität gefunden hatte. Er bemerkte schnell wie lange es her war dass er sich mit jemandem unterhalten hatte. Er ließ die Augen geschlossen. Es war, als hätte er sich Jahre lang verirrt, irgendwo in den Untiefen seines Unterbewusstsein, in dem ihn die Wächter eingesperrt hatten. Er hatte sich ohne es zu wollen dorthin verirrt um ihren Bildern zu entgehen, um den Schmerzen, die er sich offensichtlich nicht nur eingebildet hatte, ein Ende zu machen. Aber es hatte nichts genützt. Stattdessen musste er sich wochenlang damit abmühen sich ununterbrochen gegen ihre Manipulation seiner Gedanken zu wehren, und das hatte ihn mehr Kraft gekostet, als er hatte geben können. Für fast vier Tage hatte er seine Körperfunktionen alle ausgeschaltet, bis auf die Atmung und den Herzschlag und seine Nieren. Er wusste nicht wie er darauf gekommen war, es war keine Entscheidung gewesen und er hatte keine Ahnung, wie er eine derart hohe Kontrolle über seinen Körper hatte erlangen können. Aber es hatte ihm das Leben gerettet und er begann langsam wieder, sich zu erholen.
Eric öffnete die Augen und sah Jacks Gesicht über seinem eigenen. Sein Freund glotzte ihn an, als hätte er gerade seine Gesichtsfarbe von Grün auf Pink umgeschaltet. Eric sah das Gesicht verschwinden, nach ein paar Minuten kam ein zweites dazu. Es war das von Mia. Sie legte ihm ihre Hand auf die Stirn und zog sie reflexartig zurück. Ihre Handfläche war leicht gerötet und sie blickte Eric erstaunt an. Er versuchte etwas zu sagen, aber seine Muskeln wollten ihm noch nicht gehorchen. Er stellte seine Frage in Gedanken.
„Was ist? Lebe ich etwa noch? Oder ist das wieder eine Einbildung?“
“Nein, es ist keine…Du lebst, und wie! Deine Stirn ist so heiß, dass ich mich dran verbrannt habe…Ein Schutzmechanismus, nehme ich an…Würdest du vielleicht mal versuchen, ihn aufzuheben? Wir können dich sonst nicht anfassen…“
Eric dachte nach. Er analysierte seinen Körper, von oben bis unten. Er bemerkte dass sein Kreislauf noch immer ziemlich schwach und instabil war. Er schloss wieder die Augen und rief nach dem Drachen. Den sah er schlafend vor seinem inneren Auge und schon war auch er wieder eingeschlafen.
Er befand sich plötzlich wieder auf dem Eis, mitten auf einer Riesigen Platte, die sich sehr langsam auf den Wellen des Meeres bewegte. Er sah sich um. Ein Ruck fuhr durch seinen Körper als er sah dass er von hier aus schon die dunklen Strudel am Himmel erkennen Konnte. Sonst waren sie immer so weit weg gewesen, dass er lange hatte fliegen müssen um sie zu finden. Und das war erst ein paar Wochen her. Er drehte sich um und sah dass er etwa fünfzig Meter vor einem Abgrund stand. Er ging langsam darauf zu. Seine Schritte fühlten sich schwer an, und mit jedem weiteren wurde er langsamer. Als er sich gerade fragte ob er so jemals am Rand ankommen würde stand er plötzlich ohne Vorwarnung direkt am Abgrund, am Rand der Klippe, konnte seinen Augen nicht trauen. Er sah kein Eis mehr, nur noch Wasser. Das Meer, tief blau und ruhig. Er blickte steil nach unten und etliche Meter weit unter ihm brachen sich
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