DrachenKind (German Edition)
immer auf gewisse Eigenschaften des Trägers verwiesen, so wie es die Indianer getan hatten. Eric hatte als Kleinkind immer gerne Indianergeschichten gehört und Mia konnte ihm viel über sie erzählen. Sie war einmal nach Amerika gereist um einen Schamanen zu besuchen, der ihr hatte zeigen sollen, wie man denn sein Dotem oder Totem oder sowas finden könne. Eric hatte nie verstanden, warum sie so viel Zeit, Geld und Mühen auf eine derartige Reise verschwendete, deren Sinn letztendlich darin bestand, sich geistig in ein Tier zu verwandeln und so sich selbst kennen zu lernen. Oder andersherum. Mia hatte ihm oft erklärt, dass seine Ansicht ziemlich naiv und schlichtweg vereinfacht sei, aber er hatte sich meistens über die Vorstellung amüsiert Mia könne sich in Gedanken in einen Terrier verwandeln und dann den Fetten Robert, den Postboten, verjagen. Und dennoch: Manchmal musste er sich fragen, ob vielleicht etwas dran war, an all dem, und im Geheimen faszinierte es ihn sogar, wenn Mia oder Jack stundenlang keinen Ton von sich gaben und Meditierten.
Jack hatte sich neben Haku gesetzt und die beiden redeten miteinander. Es sah komisch aus wenn Jack, der gerade über Tischkante und Becherrand sehen konnte, sich mit dem viel größeren Haku unterhielt. Der musste sich immer in recht unangenehme Haltungen versetzen, wenn Jack mit ihm nicht laut reden wollte.
Eric nahm sich einen Teller, schaufelte ihn mit Toast voll und ging zu den beiden. Als sie ihn kommen sahen, machte Jack einen kleinen überraschten Hüpfer und er grinste verlegen.
„Setzen“, sagte er und rutschte ein Stück zur Seite, „wir haben gerade über Namen gereden. Du willst wissen, warum ich so genannt?“
Eric ließ seinen Teller sinken und eine Toastscheibe fiel zu Boden. Die Ehrlichkeit von Jack verwunderte ihn. Er hatte mit einer billigen Ausrede gerechnet aber Jack schien nicht daran interessiert, sich noch länger vor einem Geständnis zu drücken. Haku sah Eric freundlich an, nahm seinen Teller, verabschiedete sich von ihnen und setzte sich an einen anderen Platz. Eric nahm den seinen ein und begann, sich sein Brot mit einer viel zu dicken Butterschicht zu bekleistern. Er würde abwarten, bis Jack etwas sagte, und nicht so tun, als ob es ihn interessierte. Er würde so tun, als ob ihm der Name, der ja nur eine Ansammlung von Buchstaben war, völlig egal wäre.
„Wieso hast du mir so einen Namen gegeben? Stimmt das, was Jan gesagt hat, oder wollte er sich nur wichtigmachen? Und wieso konntest du es mir nicht schon früher sagen, ich habe dich oft genug danach gefragt!“
Er hielt inne. Das mit der Gleichgültigkeit war ihm gründlich misslungen und Jack machte ein belustigtes Gesicht über die ärgerliche Miene seines Freundes. Er schob sich einen erstaunlich großen Bissen von seinem Nutellabrötchen in den Mund und schmatzte:
„Ich denken, wenn du nicht an Glaube interessiert, dann ich kann weiter essen ohne reden.“
Offensichtlich genoss er es, endlich einmal Eric auf die Folter spannen zu können, hatte er sich doch sonst immer hinter dem verstecken müssen. Also wartete er geduldig, bis der den Kampf aufgab und sich nach einem Räuspern zu seinem kleinen Gesellen hinunter beugte.
„Ich mag meinen Namen nicht, genau so wenig wie den, den du mir da gegeben hast. Wenn es stimmt, dass es "kleiner Drache" bedeutet, dann habt ihr Chinamänner offensichtlich was bei der Namensgebung missverstanden: Das passt nicht zu mir!“
Jack lachte, schluckte und sah ihm dann fest in die Augen.
„Um das beurteilen, du musst kennen dein Ich. Aber Jan richtig, es können bedeutet so.“
Eric stellte die Teetasse härter als geplant ab und versuchte, sich mit dieser Neuheit abzufinden. Aber in ihm kochte der Zweifel und er ärgerte sich, dass Jack ihm vorwarf, ihn besser zu kennen als er sich selbst.
„Und warum glaubst du dass der Name doch passt? Gibt es dafür eine Erklärung, die auch von Nicht-Buddhas oder Nicht-Schamanen verstanden werden kann?“
Er wunderte sich über sich selbst. Warum sagte er so was? Sonst schaffte er es immer, in fast jedem Moment der Hektik oder der Enge die Ruhe zu bewahren. Aber jetzt, wo es doch nur um ein paar Buchstaben ging, vergaß er sich selbst. Vielleicht hatte Jack ja Recht. Dieser grinste nur noch breiter, und strich sich über die Haare. Er schien zu erkennen, dass er Eric geschickt in eine Falle gelockt hatte und er plante schon gute Worte, um Eric auf seinen Ausbruch hinzuweisen.
„Da sehen. Du
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