DrachenKind (German Edition)
hin und her gerissen zwischen Freude und Trauer. Dann umarmte Jack ihn wieder, aber ohne zu heulen. Er schien es leid zu sein. Eric grinste. Die Gedanken seines Freundes verpassten ihm einen Stoß in den Bauch. Jack flüsterte leise:
„Ich nicht verstehen wie. Aber ich danken für dein Leben. Ich es nicht fassen. Gar nicht…“
Eric verstand es, aber er würde es Jack nie sagen, ohne dass der danach fragte. Er wollte an dieser Stelle nur das Glück genießen, welches ihn zu seinem besten Freund zurückgebracht hatte. Er sah Mia und Seath an. Mias Gesicht war so müde, dass Eric sie kaum erkannte. Ihre Augen waren geschwollen und sie zitterte ein wenig. Eric konnte nicht mehr von ihren Gedanken erkennen, nur fast unendliche Verzweiflung. Niemals hatte er das Gefühl gehabt, so bedeutungsvoll zu sein wie jetzt. Sie alle schienen mehr Angst um sein Leben zu haben als um das eigene und diese Gewissheit nagte an seinen Schuldgefühlen, er wusste nicht warum. Es fiel ihm immer noch schwer, seine Macht anzunehmen und sie offen zu zeigen. Mia stand jetzt vor ihm, ihre Gedanken öffneten sich langsam. Eric dachte an ihre Verbindung zu ihm. Jack und er waren wie ihre Söhne, sie liebte sie beide unbedingt. Und beinahe wäre der eine für immer unwiderruflich fort gewesen. Eric schluckte. Ihm wurden seine eigene Dankbarkeit und die eigenen Gefühle für Mia bewusst. Er umarmte sie, innerlich verschmolzen ihre Gedanken zu einer einzigen Einheit, einem Zustand. Nie hatte er sich derart jemandem anvertraut, abgesehen von Jack. Aber jetzt, da er das tat, fiel ihm auf, wie sehr ihm das gefehlt hatte, jemandem seine Liebe und Zuneigung einzugestehen. Mia hielt ihn lange fest, sie sagte kein Wort. Beide standen sie da auf dem Berg, umgeben von Kräutern und unendlich vielen Düften, dem Rauschen des Windes und der Sonne, die mittlerweile wieder hinter einer kleinen Wolke verborgen war. Als Mia sich gesammelt hatte, zeigte sie auf den Boden, alle setzten sich sprachlos. Keiner wusste genau was sie jetzt wollte, aber sie waren glücklich, zu viert dasitzen zu können, ohne Sorgen um einen Anderen. Seath sah Eric an, sie dachte stumm über ihre Annahmen und die vier Gesetze nach. Eric hatte es geschafft, er hatte den Ausweg aus dem Tod gefunden, er hatte das allumfassende, das unvermeidliche Ende allen Lebens besiegt. Nicht allein, aber durch seinen Willen und die unbeschreibliche Kraft, die er in sich trug. Langsam begann sie in ihm keinen Jungen von sechzehn Jahren mehr zu sehen. Sie sah einfach nur den Drachen, der sie alle retten oder sie alle vernichten würde. Die Ungewissheit über ihr Ende machte Seath mehr zu schaffen als alles Andere. Sie blickte Eric voller Trauer an, aber gleichzeitig voller Freude über dessen zurück gewonnenes Leben. Sie verbeugte sich kaum merklich vor ihm und er erwiderte ihre Geste. Dann sahen sie alle Mia an, die sich im Schneidersitz zurechtgesetzt hatte. Eric dachte an die erdrückende Stille des Todes, bis auf das Rauschen in seinen Ohren. Worte waren wie eine Medizin dagegen und er freute sich darauf, noch eine vertraute Stimme zu hören, als sie sprach.
„Wir haben alle erlebt, wie die Wahrheit aussieht. Sie werden Stärker, immer stärker. Vor wenigen Wochen oder Monaten noch hätte ich nie Angst gehabt, ein Wächter oder ein Diener könnte mich im Kampf besiegen. Aber jetzt fühle ich, dass wir besiegt sind, wenn wir uns nicht bald mit den anderen Völkern verbinden. Aber ich denke sie sind noch nicht bereit dazu. Eric, ich gebe mein Leben in deine Hände, ich werde mich für dich opfern, wenn es sein muss.“
Mia verbeugte sich vor ihm und er sah in ihren Gedanken tiefe Dankbarkeit für seine Anwesenheit und die größten Sorgen um die Existenz ihrer Kultur, die Eric je in ihr hatte lesen können. Er wusste nicht, was er sagen sollte, aber er konnte nicht damit leben, dass jemand für ihn sterben würde. Niemals.
„Ich kann das nicht…Du kannst doch nicht einfach sagen, dass ich…Wie soll ich das denn machen? Ich weiß immer noch kaum etwas das mir über die Geschichte dieser Welt etwas sagen könnte…Das kann ich doch nicht!“
Er stutzte. Die Worte waren langsam und leise aus ihm herausgekommen. Er fühlte sich wieder so hilflos wie damals, als Seath ihm seine einzige Schwachstelle gezeigt hatte. Mia überließ ihm ihr Leben. Niemals würde er dafür jemals eine Entschädigung haben. Mia jedoch nickte und er senkte den Blick. Die Verantwortung über ihr Leben zu haben schwächte sein
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