DrachenKind (German Edition)
braune. Die Lichtung versank fast in einem Meer roter Blätter, alles wurde von der dominanten Farbe überschwemmt. Die gelben Blätter lagen auf dem Boden. Mia, Jack und Seat klammerten sich nirgends fest um nicht davonzufliegen, sie konnten sich nicht bewegen. Erics Gedankenkonzentrat formte eine zweite Bewegung, neben dem pulsierenden Herz des Drachen füllten sich seine Lungen mit dem Atem des Waldes. Der Wirbelsturm presste seine Kraft in die Gestalt, die da leblos in der Mitte der Lichtung lag. Das Rauschen und Flattern der Blätter übertönte jeden Gedanken, die Farben des Herbstes betäubten die Sinne der drei mit ihrem Leuchten. Sie saßen reglos da, unfähig sich zu rühren und doch innerlich aufgewühlt wie das Meer bei einem Sturm. Seath vernahm das Pulsieren des Bodens jetzt so deutlich, dass sie mühevoll den Kopf anhob um keinen Hörschaden zu bekommen. Sie sah nichts von den anderen, tiefrote und rot-gelbe Blätter wirbelten um sie herum und nahmen ihr die Sicht wie ein gewaltiger Schneesturm. Dann wurde es still. So unvermittelt, dass es wie eine Täuschung erschien. Die umher fliegenden Blätter blieben stehen, hingen in der Luft, bewegten sich keinen Millimeter. Der Ton war verschwunden, nichts war zu hören. Seath richtete sich auf, nicht einmal sie selbst erzeugte einen Ton. Erschrocken blieb sie wie angefroren stehen als sie bemerkte, wie sich ihr Körper verzog, schmerzlos, als stünde sie vor einem Konvexspiegel. Die Zeit stand still, für eine Sekunde die genauso gut eine Trilliarde Jahre lang sein konnte. Dann schnellte ihre Form in die ursprüngliche zurück und die Blätter fielen mit dem Ausatmen des Waldes laut raschelnd auf den Boden. Seath kippte um, landete wieder auf dem Bauch. Ein sanfter aber energischer Wärmestoß breitete sich von der Mitte der Lichtung aus, bewegte sich dankend und lebendig wie Wellen auf einer Wasseroberfläche durch den gesamten Wald, klang nicht ab, ehe er den letzten Winkel erreicht hatte. Eric dachte an die blaue Kugel aus Feuer, die jetzt in ihm ruhig aber leicht aufgewühlt weiter brannte. Dann öffnete er seine Augen, richtete sich mühevoll auf und würgte mit Tränen in den Augen das Blut aus den Lungen und dem Hals. Er hustete, die Schmerzen kamen wieder zurück. Sein Körper war wieder gesund, jede einzelne Zelle. Aber die Schmerzen steckten in seinem Geist und der musste sich erst einmal erholen. Das Husten kostete ihn Kraft, er kam kaum zum Atmen, hatte ständig das Gefühl zu ersticken. Als endlich alles raus war, drückte er sich reflexartig gegen den schmerzenden Brustkorb an der Stelle wo er den Herzschlag am stärksten spürte, wollte seinen Blick über die Lichtung schweifen lassen aber er brach zusammen, bevor er überhaupt den Kopf gedreht hatte.
Kapitel 23
Niemand erschien in seinen Gedanken, in den unruhigen Träumen die ihn seinen Tod mehrmals durchleben ließen. Er suchte fieberhaft nach einem Anhaltspunkt, irgendetwas, was ihm mehr über die Großmeister verraten könnte. Aber nichts war zu finden, ihre Gedanken waren immer nur auf das momentane Ziel gerichtet, eine bessere Absicherung gegen Mitwisser gab es kaum. Als Eric aufwachte, schwebten über ihm die Wolken dahin, langsam und gräulich. Der Wind war warm, sommerlich, die Gerüche von feuchtem Moos und Blättern stiegen ihm in die Nase. Er lag auf dem Rücken, konnte die fast kahlen Baumkronen über sich sehen. Der Geruch nach Herbst und getrocknetem Blut lag in der Luft. Das feurige Rot der Blätter, die überall herumlagen, schien einen roten Teppich zu bilden auf dem er lag. Hier und da ein paar gelbe, übertroffen von der Dominanz des Roten. Eric setzte sich auf, stützte sich mit den Händen auf den Boden. Das Rauschen des Windes und das Zwitschern der Vögel klangen so unnatürlich genau, wie er es vor seinem Tod erlebt hatte. Seine Sinne waren wieder ganz, sein Körper gesund. Und er hatte sich ausgeschlafen. Wo waren die Anderen? Er stand auf, streckte sich und ein leises Fauchen folgte dem Gähnen, mit dem er den letzten Rest Schläfrigkeit loswurde. Dann versuchte er die Gedanken an den Kampf und seine Ermordung abzuschütteln, sie zu ordnen und dann zu verdrängen. Sie störten ihn, verlangsamten sein Inneres. Zu all den übernatürlichen Gefühlen war ein neues dazugekommen, aber er konnte nicht erklären, welches oder was es war. Jetzt wollte er zuerst wissen, wo die Anderen waren. Er sah sich um, der Wind trug ihren Geruch zu ihm. Eric ging langsam über die
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