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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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wir wohl am wenigsten stampfen.”
    Wieder der Dicke! Skamander ärgert sich ein wenig. Es stimmt schon, daß Bruno in den Wanten der beste Mann ist, aber wenn immer nur er die schwierigsten Aufträge erhält, wie soll da ein anderer lernen, ebensogut mit dem Schlepper umzugehen?
    Schnuckchen macht einen possierlichen Knicks und flötet: “Wenn Sie mich so lieb darum bitten, Kosmanderchen, dann will ich mal nicht so sein.” Daraufhin läßt er sich in dem Sessel am Aktinometerpult nieder, und sein Gesicht nimmt einen erstaunlich ernsten und konzentrierten Ausdruck an.
    Flakke schüttelt nur den Kopf, dreht sich suchend um und winkt Skamander zu sich, dem plötzlich einigermaßen flau unter der Gürtellinie wird. Was will der Alte von mir, Schnuckchen sagte doch etwas von einem Rüffel, das war also keine seiner üblichen Blödeleien, denkt er unruhig.
    “Kommen Sie mit, Skamander”, sagt Flakke und wendet sich zum Gehen.
    “Zu Befehl, Kosmander!” Skamander nimmt Haltung an, obwohl Flakke ihm den Rücken zukehrt. Dann stiefelt er steifbeinig hinter seinem Chef her. Flakke dreht sich nicht nach ihm um und sagt kein Wort. Sie fahren mit dem Lift zum Bunkerdeck hinunter. Überall blinken Warnsignale, sie passieren insgesamt vier elektronische Sperren, dann erst öffnen sich die Schotte zum Bunker.
    Da stehen sie, in einer unüberschaubaren Reihe, Dutzende. Die mehr als mannshohen elliptischen Ungetüme lassen Skamander immer wieder aufs neue spüren, wie verletzlich und wehrlos ein Mensch ist. Eine einzige dieser tektonischen Bomben würde genügen, um den Mond auseinanderzureißen. Die Sonne reagiert auf die Abwürfe lediglich mit einem kleinen Strudel, den die Meßgeräte gerade so orten und seismologisch auswerten können. Aber stärker als diese Scheu vor der gewaltigen Kraft, die in den Bomben darauf wartet, irgend etwas in Stücke zu reißen, ist die Genugtuung, eine Waffe zu besitzen, mit deren Hilfe sie der Sonne ihre Geheimnisse abringen können, wenn es auch Zehntausende, Hunderttausende dieser Nadelstiche erfordert, die immerhin einen kleinen Himmelskörper pulverisieren können – jeder einzelne.
    “Eine falsche Bewegung im falschen Augenblick, eine einzige Fehleinschätzung, ein Zögern – alles mögliche könnte die Katastrophe auslösen, wenn der Mann, der mit diesen Dingern zu tun hat, in seiner Handlungsund Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt ist”, sagt Flakke gepreßt.
    Skamander blickt ihn verständnislos an. Das weiß jeder an Bord. Bekommt der Alte etwa weiche Knie? Und vor allem – was hat das mit ihm zu tun? Aber der Kosmander verläßt den Bunker schon wieder und winkt Skamander ungeduldig, ihm zu folgen.
    Sie fahren mit einem der dreirädrigen Landauer, der extrem flachen Flitzer, die nur in den technischen Decks eingesetzt werden, bis zum Heck der Ikaros und klettern dann mit dem Lift in das Mitteldeck. Als Flakke das Schott zur Bordklinik aufstößt, ahnt Skamander ganz dumpf, was kommen wird, und wenn sich diese Ahnung bestätigen sollte, hätte auch der rätselhafte Spaziergang durch die Ikaros einen Sinn…
    In der Kabine vor Doktor Quadrangels Heiligtum warten noch vier andere Männer. Ihren ratlosen Gesichtern ist unschwer anzusehen, daß sie auf ähnlich seltsame Weise hierhergeraten sind wie Skamander. Flakke betätigt den Summer und wartet. Die Klinik ist der einzige Komplex auf dem Drachenkreuzer, zu dem er keinen ungehinderten Zutritt hat, hier lassen sich die Schotte auch mit dem Kosmanderschlüssel nicht öffnen, da könnte der Kosmander mit dem Magnetstift so lange in dem Loch der Automatik herumbohren, wie er will.
    Quadrangel empfängt sie sitzend und weist mit einem Nicken auf die flachen Schemel vor seinem Instrumententisch. Dann nickt er ein zweites Mal, und Skamander sieht Flakke mit einer gleichen Geste antworten.
    Was geht hier vor, verdammt noch mal? fragt er sich beunruhigt. Lange muß er nicht warten. Doktor Quadrangel beugt sich vor, legt die Unterarme auf den Tisch und faltet die Hände wie zum Gebet, der Blick seiner wasserblauen Augen ist starr auf Skamander gerichtet. Es ist dieserblasierte Blick, den Skamander nicht ausstehen kann. Überhaupt ist der Arzt der einzige Mensch an Bord, gegen den er eine echte Abneigung hegt. Quadrangel weiß das – er weiß alles über die psychischen Zustände “seiner” Mannschaft, hat er einmal gesagt. Und Skamander erklärte er dessen Antipathie mit dem Umstand, daß er – der Arzt – wesentlich jünger sei und

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