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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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suchend um. Da ist ja Styx! Seine gelb und schwarz gestreifte Baseballmütze-bedeckt die obere Hemisphäre seines Kopfes, der nach unten in ein spitzes Kinn ausläuft und damit dem Gesicht die Gestalt eines gleichseitigen Dreiecks verleiht. Styx hat die Angewohnheit, die zwei oder drei Nummern zu große Kopfbedeckung weit in den Nacken zu schieben, so daß ihr Rand die kleinen knorpligen Ohren zu merkwürdigen Tütchen verdreht, die wie Katzenohren vom Kopf abstehen.
    Doch sind es weniger die Ohren, die Styx' Gesicht diesen katzenhaften Ausdruck geben, als vielmehr die schlitzförmigen grünen Augen über der negroiden Nase und dazu die herabgezogenen Winkel des schmallippigen Mundes.
    Styx weiß selbst nicht so genau, was für ein Phänotyp er eigentlich ist, und bezeichnet sich im Scherz immer als die Gesellenarbeit eines frischgebackenen Optimators, aber trotzdem wirkt er irgendwie interessant, und er führt einen Terminkalender, in dem mit verschiedenen Farben die einzelnen Verabredungen notiert sind. Skamander weiß auch, daß Rot zur Zeit Styx' Lieblingsfarbe ist, wohl deshalb, weil sie in seinem Kalender erst einmal zum Einsatz kam und eine gewisse Domina Teorin bezeichnet…
    “So, meine Herren, nun sind wir wohl vollzählig versammelt”, sagt Kosmander Flakke und erhebt sich aus dem Chefsessel. Erneut stellt Skamander fest, daß der Kosmander in den letzten Monaten sichtbar gealtert ist. Der große, vierschrötige Kerl, dessen bärenstarke Konstitution ihm immer etwas einflößte, was beinahe mehr Angst als Respekt war, machte in der letzten Zeit den Eindruck, als hätte jemand irgendwo einen unsichtbaren Stöpsel herausgezogen. Zwar ist Flakke noch immer so breit und wuchtig wie ehedem, aber seine Haltung wirkt schlaff und müde, paßt eigentlich besser zu seinem gutmütigen Wesen als seine bullige Erscheinung.
    Die kurzgeschnittenen grauen Haare geben seinem Gesicht paradoxerweise etwas Jugendliches, wohl deshalb, weil Silberglanz lange Zeit eine Modefarbe war und damit seinen Charakter als Merkmal des Alters verlor. Der Kontrast der gleichfalls grauen Brauen zu den braunen Augen verfälscht den Phänotyp – Flakke ist ein beinahe reiner Skandinavier
    – etwas zum bengalischen Typus neigend, aber das liegt wohl nur an der Farbe seiner Augen. Die grobporige Haut seines Gesichts ist nur auf den Jochbeinen und auf dem Nasenrücken straff, die restliche Fläche ist mit unzähligen Fältchen bedeckt und erinnert etwas an zerknautschtes Leder.
    Aus irgendeinem Grund drängt sich Skamander immer Flakkes Bild auf, wenn er an seinen Vater denkt, obwohl die beiden überhaupt keineÄhnlichkeit miteinander haben – er kann sich das nicht erklären, aber manchmal ist es so verdreht, daß er die Holographie mit dem Porträt seiner Eltern zur Seite legt, die Augen schließt und mit einem Vater redet, der aufs Haar dem Kosmander gleicht. In seiner Vorstellung hat er dann sogar dessen Stimme, und auch die sparsame Gestik ist die Ireas Flakkes. Dabei ist sein Verhältnis zum Kosmander eigentlich recht unpersönlich, dienstlich. Skamander würde auch nie wagen, mit dem Kosmander so zu reden, wie sich Schnuckchen Jas gelegentlich erlaubt.
    “Unangenehme Neuigkeiten, meine Herren!” Flakke blickt nachdenklich in die Runde. “Wenn wir die nächste Hygienekontrolle über uns ergehen lassen müssen, wird es nicht bei Psychokonditionierung, motorischer Reaktivierung und diesem ganzen Firlefanz bleiben – der MOBS hat sich angesagt. Fragen Sie mich nicht, aus welchem Grund!” Er hebt beschwichtigend die Hände, als unwilliges Geraune einsetzt. “Auf jeden Fall erwarte ich von den Besatzungsmitgliedern, die eventuelle Auffälligkeiten an sich beobachtet haben, daß sie sich zusammenreißen! Wir wollen doch gemeinsam verhindern, daß die Mannschaft der Ikaros schon demontiert wird, bevor…, nun ja…”, er hüstelt unentschlossen, “… bevor eben auch uns das widerfährt, was gesellschaftliche Notwendigkeit gebietet. An unserer Fähigkeit zur Einsicht in die Gesetzmäßigkeiten wird wohl kein Zweifel bestehen…, aber wir wollen bis zum letzten Glasen das bleiben, was unseren Ruf ausmacht: eine verschworene Gemeinschaft!”
    Totenstille. Skamander blickt sich vorsichtig um und sieht nur versteinerte Mienen. Das erstemal hat Flakke es ausgesprochen! Es ist also beschlossene Sache! Die Ikaros wird ebenfalls abgewrackt! Natürlich hat es jeder gewußt. Man ist ja nicht blind. Aber es ist schon etwas anderes, darüber auch

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