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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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jeder Gelegenheit demonstriert. Doch wird dieser Gedanke schnell von einer furchtbaren Erkenntnis verdrängt: Sie wissen es schon seit Monaten oder gar Jahren, und sie haben mir sogar ohne mein Wissen – vermutlich mit den Speisen – Medikamente verabreicht, an mir herumexperimentiert! Andererseits haben sie mich nicht dem MOBS gemeldet, also werden sie es auch jetzt nicht tun.
    Skamander spürt, wie es in seinem Kopf zu summen beginnt wie in einer Trafostation. Was soll das alles? Warum sprechen sie vor seinen Ohren darüber, soll er es etwa wissen, ist das ihre Absicht?
    “Daß Sie es nicht gemerkt haben, wundert mich, Skamander.” Flakke klopft ihm begütigend auf die Schulter, weil er wohl die aufglimmende Angst in Skamanders Augen gesehen hat.
    “Was sollte ich merken, Kosmander?” würgt Skamander hervor.
    “Daß Ihre Krankheit seit langer Zeit zum Stillstand gekommen war, genau seit… Wieviel Jahre, Doktor?”
    “Vier Jahre, zwei Monate, achtzehn Tage – so lange behandele ich jedenfalls diesen Patienten mit Erfolg”, antwortet Quadrangel.
    “Wie haben Sie es herausgefunden?” flüstert Skamander heiser. Der Bordarzt lacht spöttisch auf. “Wie ich es herausgefunden habe, will der wissen – gibt es so etwas? Was meinen Sie denn, Proximer, wozu ich elf Jahre studiert habe?” Dabei beläßt er es.
    “Aber Sie müssen doch die Daten zur Basis melden, und von dort gehen sie direkt nach Amorix, ins Zentrum…”
    Quadrangel bläst wie ein Frosch die Backen auf. “Daten, was sind schon Daten! Wenn ich nach Amorix melde, daß Sie grünes Blut haben, dann werden Sie dort in den Akten als der Mann mit dem grünen Blut geführt, so ist das. Noch Fragen?”
    Quadrangels Kaltschnäuzigkeit verschlägt Skamander die Sprache. Da mischt sich Flakke wieder ein: “Lassen wir das jetzt. Proximer Skamander weiß nun genug, um sich ein Bild machen zu können. Er weiß nun, daß keiner an Bord daran interessiert ist, Leute, die vernünftig arbeiten, wegen irgendwelcher gesundheitlicher Mätzchen anzuschwärzen. Aber jetzt hat sich die Situation merklich geändert, Skamander. Die Mittel des Doktors sind erschöpft. Sie müssen doch selbst gemerkt haben, daß Ihr Leiden wieder progressiv geworden ist…”
    Ja, Skamander hat es gemerkt, aber auch gehofft, es sei nur ein kurzer Schub, und danach würde er wieder ein paar Jahre Ruhe haben. Er konnte ja nicht ahnen, daß er seit Jahren ohne sein Wissen behandelt wurde… Was Flakke da vorhin sagte, war das erste Alarmsignal: Er hält nicht mehr eine volle Wache durch, weil sich sein Zeitempfinden so verändert hat, daß ihm eine Schicht fast doppelt so lang vorkommt. Dafür wälzt er sich nach der Hälfte der Schlafwache unruhig im Bett herum und quält sich bis zum Wecksignal mit autogenem Training ab, um die restliche Zeit wenigstens einigermaßen zu nutzen. Trotzdem spürt er schon das Schlafdefizit. Im Mannschaftstennis mit den Induktionsschlägern ist er zwar der Star der Grünen Teufel von Deck drei, dafür haben aber schon einige der Kameraden erstaunt gefragt, warum er so schweigsam geworden sei. Kein Wunder. Skamander kostet es übermenschliche Konzentration, nur halb so schnell zu sprechen, wie er es für normal hält. Um sich nicht zu verraten, sagt er nur noch das Nötigste. Nur wenn er sich in Form fühlt, spielt er den alten Schnurrenerzähler Skamander, der einen ganzen Abend für Unterhaltung sorgen kann.
    “Ja, Kosmander, ich habe es gemerkt… Warum haben Sie mir nicht schon damals gesagt, daß Sie und der Doktor Bescheid wissen – Sie hätten mir einiges ersparen können!”
    Statt einer Antwort schielt Flakke zum Bordarzt und macht eine Handbewegung, die so aussieht, als wolle er sagen: Bitte schön, das habe ich damals auch gefragt.
    Quadrangel räuspert sich und holt dann tief Luft, als wolle er ins Wasser springen. “Sie dürfen nicht nur an sich denken, Proximer”, sagt er vorwurfsvoll, doch seine Stimme klingt unsicher. “Ich habe mit dem Kosmander vereinbart, daß ich ungestört beobachten und untersuchen darf, wie Sie vorhin – bedauerlicherweise – gehört haben. Ich sage: bedauerlicherweise, weil ich bei Ihnen wohl kaum Verständnis voraussetzen darf, denn Sie sind ja der davon Betroffene.”
    Wieder diese ekelhafte Arroganz, denkt Skamander verärgert. Was bildet der Affe sich eigentlich ein, wir sind doch hier nicht im Nesturbanidum!
    “Vielleicht können Sie halbwegs begreifen, daß für den Arzt besonders der sich unbeobachtet

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