Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)
nicht umgekehrt”, antwortet der Doktor bissig.
“Aha!” Skamander mustert ihn überrascht. “Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Doktor: Ich nehme Sie mal im Wantentrainer mit. Wenn Sie dieses Erlebnis kaltläßt, können Sie mich bei lebendigem Leibe obduzieren und aus mir gewissermaßen Material für Ihre Habilitation machen. Topp?” Er blickt erst zu Flakke, der zustimmend nickt und dabei Mühe hat, sich ein Feixen zu verkneifen, dann streckt er dem verdutzten Arzt die Hand entgegen.
In Quadrangels Gesicht wechseln Kurven und Zickzacklinien mit drohend geraden Strichen. “Na, Sie haben vielleicht Ideen!” stößt der Bordarzt fassungslos hervor.
Skamander beugt sich demonstrativ nach vorn, so daß seine ausgestreckte Hand fast gegen Quadrangels Brust stößt. Wie unter einem hypnotischen Zwang hebt der die Rechte und läßt es willenlos geschehen, daß Skamander sie schüttelt, als begrüße er einen lange nicht gesehenen guten Freund.
Allmählich gewinnt Quadrangel seine Fassung wieder, erst funkelt er Skamander verächtlich an, dann wird sein Blick nachdenklich, dann wieder stolz – und schließlich ringt er sich ein verkrampftes Lächeln ab. “Sie sind wirklich ein Früchtchen!” murmelt er, während Skamander ihm aufmunternd die Hand schüttelt. “Na ja…, probieren können wir es ja mal…” Bei diesen Worten schaut er zum Hypnopsychographen hinüber, zu einem Gerät, in dem der Patient wie auf einem Nagelbrett liegt, weil sich in alle nur denkbaren Körperregionen Sonden und feine Drähte bohren, die so dünn sind, daß man es überhaupt nicht spürt. Und diesen Blick begleitet eine Grimasse, die Skamander als ein Gemisch aus Wut und Zweifel interpretieren würde.
“Ich denke, wir gehen jetzt wieder zur Tagesordnung über”, sagt der Kosmander in die Stille hinein. “Sie wissen nun, worum es geht, Skamander. Der Doktor und ich werden alles tun, damit die Mannschaft der Ikaros nicht auseinandergenommen wird, bevor es gesellschaftliche Notwendigkeit erfordert.” Beim letzten Satz blinzelt er irgendwie unsicher. “Aus diesem Grund wird Ihnen Doktor Quadrangel genaue Anweisungen geben, wie Sie sich dem MOBS gegenüber zu verhalten haben. Ist das klar?”
Skamander nickt beklommen. Das ist ja schon ein Komplott, denkt er. Hier geht es doch nicht nur um mich; Flakke und Quandrangel müssen ganz anderes im Sinn haben.
Der Kosmander erhebt sich und geht zum Schott der Arztkabine. Kurz davor dreht er sich noch einmal um und sagt zu Skamander, wobei er ein Auge zukneift: “Vielleicht sollten Sie den Doktor nicht gleich in ein Wasser stoßen, in dem er nicht schwimmen kann, Proximer Skamander, Sie wollen doch keinen billigen Triumph, oder? Ich denke, für den Anfang wäre es schon hilfreich, wenn Sie ihn zu der von Skagit angekündigten Sause in der Roof einladen…”
“Aber Kosmander, das war doch…, na ja…, der Skagit quatscht immer mal dämlich…”, stottert Skamander verwirrt.
“Schon gut.” Flakke winkt ab. “Den Chef will keiner dabeihaben, das weiß ich ja. Aber eigentlich ist das sehr schade, nicht wahr, Skamander?” Dann zieht er das Schott hinter sich zu und überläßt es seinem Proximer, aus diesen Worten klug zu werden.
“Flakke ist auch nicht mehr der alte”, brummt Quadrangel unwirsch, “nichts gegen eine saloppe Leitungsführung, aber meinen Sie vielleicht, daß das seiner Autorität zuträglich ist?”
Skamander schüttelt den Kopf. An Flakke hat ihm immer imponiert, daß er wie ein Judokämpfer war. Sanfte Gewalt war seine Stärke. Hatte Flakke erst mal zugepackt, war er immer der Sieger, und er konnte sogar auf moralische Würgegriffe oder Hebel verzichten, bei ihm wurde alles mit einem eleganten und schmerzlosen Wurf erledigt, bestenfalls griff er zu einer psychischen Festhalte, doch auch die war ebenso sanft wie unwiderstehlich.
Zur Zeit aber dürfte er sich nicht mehr auf die Matte wagen. Man kann einen Gegner doch nicht überrumpeln, indem man die Hände hinter dem Rücken verschränkt! Oder ist er sich seiner selbst so sicher, daß er meint, keine Gegner zu haben?
Skamander kann das nicht entscheiden. Er würde dem Kosmander nie in den Rücken fallen, ganz im Gegenteil: Seine vermeintliche Schwäche – Menschlichkeit wird einem Vorgesetzten wohl oder übel immer zur Schwäche geraten, sagt Skagit – nimmt ihn in die Pflicht, Skamander fühlt das ganz deutlich. Je wehrloser sich dieser Mann zeigen würde, desto weniger könnte sich Skamander ihm
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