Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
Vom Netzwerk:
widersetzen. “Autorität”, sagt er langsam, zerhackt das Wort förmlich in seine Silben, “Autorität… Wollen Sie das, Doktor?”
    Quadrangel nickt unwillkürlich, dann scheint ein Krampf seine Nackenmuskeln heimzusuchen, er greift sich an den Hals und dreht den Kopf. So wird aus dem anfänglichen Nicken ein zaghaftes Nein. “Was fasziniert mich eigentlich an diesem Mann, der doch ein ganz durchschnittliches Psychogramm hat, Autorität? Nein, das ist es ganz sicher nicht, was ist das überhaupt…”, sagt er nachdenklich, dann aber schreckt er plötzlich auf, erinnert sich offenbar daran, daß er nicht allein ist, und macht wieder sein blasiertes Kurvengesicht.
    “Wenn ich es Ihnen sagen würde, wären Sie wohl furchtbar beleidigt, Doktor”, entgegnet Skamander, aber innerlich hofft er sehr, daß Quadrangel darauf sonstwie, nur nicht mit einer weiteren Frage reagieren werde, denn der Arzt hat genau das ausgesprochen, was auch Skamander seit langem bewegt: Wie nennt man das, was des Kosmanders Stärke ausmacht, was sich nur im Klang seiner Stimme, in einem Blick, in einer Geste mitteilt?
    “Na ja, Flakke ist eben älter”, sagt Quadrangel, “und Alter hat immer etwas an sich, das Achtung fordert, so oder so…” Aber so ganz überzeugt ist er von seiner Entdeckung wohl nicht, denn der Blick, mit dem er Skamander mustert, steht ganz und gar im Gegensatz zu dieser Erkenntnis. Darauf zieht er sich wieder in sein Schneckenhaus zurück, was Skamander sehr gut an den Schwüngen und Bögen erkennen kann, die das Gesicht des Arztes wie ein Tarnnetz überziehen.
    Quadrangel erklärt Skamander knapp und präzise, wie er sich dem MOBS gegenüber zu verhalten habe, und Skamander staunt nicht schlecht über die Sachkenntnis Quadrangels, der ihm rät, sein autogenes Training auszubauen, und ihm sogar eine die motorische Aktivität dämpfende Hypnose anbietet.
    Als er dem Bordarzt aber zum Abschied die Hand reicht, übersieht der die versöhnliche Geste und mustert Skamander nur kühl.
    Skamander ballt die in der Luft hängende Hand zur Faust, bohrt diese in die ausgebeulte Tasche seiner Kombination und verläßt die Arztkabine ohne einen Gruß. Im Vorzimmer blickt er in vier nervöse Gesichter und denkt: Das alles sind meine Leidensgefährten… Na ja, irgendwie tut es gut, zu wissen, daß man nicht allein ist…
    Doch mitten hinein in diese Überlegung gellt das nervtötende Quaken der Alarmanlage. Skamander sieht zum Info-Auge hinüber, einem kleinen Schirm, wie man ihn alle paar Schritte in der Ikaros auffindet, und liest: Flare – Flare – Flare… Darunter die üblichen Befehle: Nautisches Personal auf Station! Freiwachen in Bereitschaft. Schotte dicht!
    Um ihn herum setzt eine Betriebsamkeit ein, die trotz des scheinbaren Durcheinanders beruhigend routiniert wirkt.
    Skamander spurtet los. Ein Flare-Ausbruch! Das bedeutet, daß die gesamte Takelage niedergeholt wird und nur die Sturmsegel ausgefahren werden. Da braucht er gar nicht erst seine Bereitschaftsposition in der Roof aufzusuchen – Flakke wird ihn ohnehin innerhalb der nächsten Minuten in den Wantentrailer stecken.
    Ein Ruf in seinem Rücken läßt ihn stoppen. Quadrangel keucht atemlos, als er ihm entgegenläuft. “Hier, nehmen Sie das!” ächzt er und drückt Skamander eine grünlich schillernde Kapsel in die Hand. “Aber seien Sie vorsichtig, das ist kein Blocker, sondern ein hochwirksames Weckamin, Sie werden glauben, mit einem Fausthieb die Sonne zertrümmern zu können. Nach der Entwarnung sofort bei mir melden, das ist ein Befehl!”
    Skamander schluckt die Kapsel und widerspricht mit keiner Silbe. Er hat sofort begriffen, was der Arzt meint: Das Präparat wird ihm für die nächsten Stunden – die für ihn ja doppelt so lang sind wie für einen Nichtmungo – die letzten Körperreserven erschließen, ohne seine Motorik zu beeinflussen. Er wird also seine überlegene Reaktionsschnelligkeit voll ausspielen können… Und daß der Arzt ihm einen Befehl erteilt, ist keine Anmaßung. In Verbindung mit beliebigen medizinischen Anweisungen oder Behandlungen ist er dazu berechtigt – Skamander kennt die Dienstordnung und weiß, daß Quadrangel gerade diesen Paragraphen als Korsett für sein Selbstbewußtsein braucht.
    Das Quaken der Sirene vertreibt diese Gedanken schnell. Als der erste leichte Stoß den Drachenkreuzer erzittern läßt, weiß Skamander, daß dieser Flare ein ganz gewaltiges Ding sein muß. Und als ihm der zweite Schlag den

Weitere Kostenlose Bücher