Drachenlanze - Der Bund der ...
bestückt. Sie
schmierte sich selbst eine Scheibe und holte noch mehr Essen
für sich und Caramon zum Frühstück heraus.
»Was machen wir nach dem Essen?« fragte Caramon
gespannt. »Soll ich dir meinen Scheinangriff zeigen?«
»Schling nicht so«, ermahnte Kit ihren kleinen Bruder, der
angefangen hatte, sein Frühstück in sich hineinzustopfen.
»Zuerst muß ich auch mal was essen, und bevor ich dann
etwas anderes mache, muß ich mich um Cinnamon kümmern,
die braucht Futter und Wasser. Vielleicht hinterher.«
»Ich habe dein Holzschwert genommen, solange du fort
warst, das, was Gregor dir dagelassen hat«, sagte Caramon, der
fröhlich weiterplapperte. »Ich hoffe, da hast du nichts dagegen.
Zum Üben ist das nämlich ganz toll. Allerdings bin ich jetzt zu
groß dafür – jetzt, wo ich ein echtes Schwert habe.«
Kitiara langte über den Tisch und verpaßte ihm eine
Kopfnuß.
»Aua! Was soll das?« fragte Caramon. »Für deine
Dämlichkeit«, antwortete Kit. »Das richtige Schwert läßt du zu
Hause, bis du größer bist. Das hat mir mein Vater jedenfalls
eingeschärft: Zeig nie ein Schwert, wenn du es noch nicht
richtig benutzen kannst. Und soweit bist du die nächsten Jahre
noch nicht. In der Zwischenzeit ist ein Holzschwert genau
richtig für einen Knirps wie dich.«
»Och«, sagte Caramon zerknirscht.
»Aber, Kitiara, du bist ja wieder da.«
Kit schrak hoch, als sie ihren Namen hörte, und drehte sich
zu Rosamund um, die auf der Schwelle zu ihrer Schlafkammer
stand. Ihre Mutter war aufgewacht, lächelte und war im
Moment bei klarem Verstand. Sie schien nur noch aus Haut
und Knochen zu bestehen und wirkte fast wie eine Greisin.
Weder Rosamunds geisterhafte Erscheinung noch ihre
veränderte Gemütslage schienen Caramon besonders zu
beeindrucken, der glücklich zu seiner Mutter hinsprang, sie
umarmte und küßte.
»Ja, ist das nicht toll? Sie ist gestern zum Abendessen nach
Hause gekommen. Sie hat mir ein richtig wertvolles Schwert
mitgebracht, Mutter.«
Caramon nahm Rosamund jetzt an der Hand und führte sie
zur Kochstelle. Dort ließ er sie los und holte schnell den
bequemen Lehnstuhl aus Eschenholz, Rosamunds Stuhl, den
Gilon eigenhändig gebaut hatte. Caramon schob ihn ans
Fenster, wo die Sonne hereinschien. Rosamund sank in den
Stuhl und lehnte den Kopf zurück. Anscheinend hatte sie allein
der kurze Weg durch den Raum schon erschöpft.
Kit sah, wie schwach Rosamunds Verfassung war. Heute
würde Caramon nicht zur Schule gehen. »Soll ich Teewasser
für dich aufsetzen, Mutter?« fragte der Junge.
Rosamund lächelte. »Das klingt gut, Schatz.«
Caramon holte eifrig den Kessel. Kit sah deutlich, daß er ihr
beweisen wollte, daß er bereits ganz alleine Tee kochen
konnte.
Als Rosamund einen Schluck Tee nahm, zeigte Caramon ihr
stolz das Schwert, das Kit ihm mitgebracht hatte. Während er
neben ihr kniete, streichelte sie seine goldbraunen Haare. Die
ganze entrückte Aufmerksamkeit ihrer Mutter galt dem Jungen.
Obwohl Kit wochenlang fort gewesen war, nahm Rosamund
ihre Tochter kaum wahr. Je länger Kit unbeachtet dastand,
desto mehr ärgerte sie sich über die idyllische häusliche Szene,
von der sie sich ausgeschlossen fühlte.
»Und, Caramon?« unterbrach sie scharf. »Wollen wir jetzt
mit den Schwertern üben oder nicht?«
»Na klar!« Er sprang schon auf.
»Holst du mein Schwert auch, ja?« bat sie ihn.
Caramon griff unter sein Bett und holte sowohl Kitiaras altes
Holzschwert als auch das mit dem kleinen Griff hervor, das
Gilon ihm geschnitzt hatte. Während der Möchtegernkämpfer
begeistert beide Holzklingen durch die Luft sausen ließ, warf
Kit einen Blick auf Rosamund, die mit verletztem
Gesichtsausdruck in ihrem Stuhl zusammengesackt war.
»Erst müssen wir nach Cinnamon sehen«, erinnerte Kit. »Ich
bring’ dir mal bei, wie man ein Pferd pflegt. Das sollte ein
Krieger auch wissen.«
Caramon schoß ohne einen weiteren Blick auf seine Mutter
zur Tür hinaus.
Caramon und Kitiara trainierten ein paar Stunden lang. Kit
benutzte ihr altes Holzschwert, womit sie sich kindisch
vorkam, doch sie würde bestimmt nicht Becks Schwert
herausholen, damit Caramon
– oder wer auch immer
vorbeikommen würde
– es sehen konnte. Caramon schwang
das Schwert, das er von Gilon hatte. Es war kürzer als ihres,
aber stabiler. Beide Spielzeugwaffen waren so scharf, daß es
weh tat, wenn sie trafen.
Bruder und Schwester setzten einander unten am Schuppen
hart zu. Kit mußte eingestehen, daß Caramon sich
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