Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Titel: Drachenlanze - Die Erben der Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
Vom Netzwerk:
zu
erfahren. Ich bin froh, daß er dich jetzt zu mir gebracht hat.«
»Warum hast du dich nicht früher gemeldet?« fragte Tanis.
Seine Augen waren verhangen.
Eid Ailea seufzte, griff nach einem Gewürzkeks und biß mit
ihren kleinen, weißen Zähnen in die Leckerei. Sie kaute und
wischte sich mit einer Serviette den Mund ab, bevor sie
antwortete. »Ich habe vor langer Zeit beschlossen, daß ich
keinen Kontakt mit dir aufnehmen würde, solange du noch ein
Kind warst, denn da die Stimme der Sonne entschieden hatte,
dich als Elf aufwachsen zu lassen, würde mein Auftauchen
dich nur immer an deine >andere< Hälfte erinnern. Heute ist
mir klar, daß meine Zurückhaltung ein Fehler war. Und ich
bitte um Verzeihung.«
Ohne den Blick von ihrem alten Gesicht abzuwenden, griff
Tanis zu seiner Teetasse und trank einen Schluck. Eld Ailea
schenkte heißen Tee nach, woraufhin Tanis wieder trank.
»Ich habe dir deinen Namen gegeben, weißt du«, sagte
Ailea. »Er bedeutet >immer stark<. Das habe ich gemacht, weil
ich wußte, daß du viel Kraft brauchen würdest, um in der
Elfenwelt zu leben. Vielleicht glaubst du wie ich, daß du eine
Weile außerhalb von Qualinesti leben mußt, bevor du beide
Teile deines Ichs akzeptieren kannst.«
Tanis’ Stimme war voller Verachtung. »Den Teil von mir
akzeptieren, der wie ein Tier ist?«
Sie lächelte. »Ich glaube immer daran, daß ich die besten
Eigenschaften beider Rassen in mir habe. Denk daran,
Tanthalas. Du hast einen Vater, der ganz gewiß ein brutaler,
gemeiner Mensch war. Aber über ihn bist du mit vielen
anderen Menschen verwandt, die höchstwahrscheinlich viel
besser waren als er.«
Tanis blinzelte mit den Augen. Flint erkannte, daß die alte
Hebamme die Dinge in ein anderes Licht gestellt hatte.
»Ich…«, stammelte er und kippte dann seinen Tee in einem
Schluck herunter. »Darüber muß ich erst nachdenken.« Eld
Ailea nickte, und die Unterhaltung wandte sich anderen
Themen zu, besonders den Neuigkeiten, die es am Nachmittag
im Palast gegeben hatte. Wie sich herausstellte, hatte Ailea
bereits davon gehört.
»Lord Tyresian…«, überlegte sie. »Ich habe gehört, daß er
sehr… konservativ ist.«
Flint fragte nach: »Hast du auch ihn entbunden?«
Ailea schüttelte den Kopf. »Oh, nein. Das heißt, nicht
richtig, junger Zwerg.«
Jung? Flint schüttelte den Kopf. Doch dann fiel ihm auf, daß
er im Vergleich zu ihr womöglich wirklich jung war.
»Wieso >nicht richtigAilea zögerte. Tanis hakte nach: »Es war wegen deines
menschlichen Blutes, nicht wahr?«
Wieder zögerte Eld Ailea, bevor sie nickte: »Ich hätte es
anders ausgedrückt, aber es läuft darauf hinaus, ja. Ich habe
Tyresians Mutter im Anfangsstadium ihrer Niederkunft
versorgt; es schien alles gut zu laufen, und ich war bester
Hoffnung, daß sie ein gesundes Kind gebären würde.«
Sie brach ab. »Und?« fragte Tanis.
Ailea schaute ins Feuer. Sie sprach monoton. »Tyresians
Vater kam herein und entdeckte, wer seine Frau betreute. Er
warf mich hinaus, aber ich blieb draußen vor dem Haus, falls
man mich doch noch brauchen würde. Er schickte nach einer
reinen Elf in, die Estimia beistehen sollte, aber es war keine zu
haben. – Als er das erfuhr, befahl er der Kinderfrau, das Baby
zu entbinden«, fuhr die Hebamme fort. »Die Arme war noch
nie bei einer Geburt dabei gewesen, geschweige denn, daß sie
wirklich einem Baby auf die Welt geholfen hat. Aber Tyresians
Vater – ich konnte ihn sogar durch die Felswände seines
Hauses schreien hören – sagte, daß jede reine Elf in besser
wäre, als eine mit Menschenblut.«
Tanis machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch Eld
Ailea redete weiter. »Dann hörte ich Tyresians Mutter
schreien.« Aileas Gesicht verzerrte sich, als wäre sie noch
immer dort.
»Ich klopfte an die Tür. Ich bettelte sie an, mich
hineinzulassen, damit ich Estimia helfen könnte, aber
Tyresians Vater kam persönlich heraus und schickte mich weg.
Er sagte, er würde mich einsperren lassen, wenn ich nicht
verschwände.«
»Wie interessant, wenn man bedenkt, daß Qualinesti kein
Gefängnis hat«, bemerkte Flint trocken.
Eid Ailea stand auf und nahm die Miniatur einer hübschen
Elfenfrau vom Kaminsims. Mit schlanken Fingern fuhr sie über
die Farben. »Tyresian überlebte, aber Estimia starb.«
Sie lief im Zimmer hin und her, und Flint und Tanis schauten
im Feuerlicht zu, wie sie hier einen Rahmen, dort ein Gesicht
berührte. Als sie an der Tür ankam, drehte sie sich

Weitere Kostenlose Bücher