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Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Titel: Drachenlanze - Die Erben der Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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Laurana.
Schließlich sind nicht alle Menschen Wilde, und Tanthalas
beeindruckt mich schon seit langem.«
    Er senkte etwas den Kopf, wodurch die Kapuze nach vorn
fiel und sein Gesicht wieder verdeckte.
Laurana war durcheinander, denn sie wußte nicht, wie sie es
zu verstehen hatte, daß der Zauberer Tanis gleichzeitig pries
und verurteilte. »Danke, aber ich sehe nicht – «
»Es gibt jemanden, der sogar noch besser zu Euch paßt.«
Laurana merkte, daß ihr Gesicht ihr Erstaunen verriet, bevor
die Jahre bei Hof die Oberhand gewannen und sie ihr Gesicht
wieder unter Kontrolle hatte. »Und wer ist das, Miral?«
»Ich.«
Laurana war aufgesprungen, bevor das Wort in der Nachtluft
zwischen ihnen verklungen war. »Ihr?« fragte sie ungläubig.
»Oh, ich glaube nicht – «
Miral sprach mit drängender Stimme. »Bitte hört mich erst
an, Laurana. Wenn Ihr mich abweist, werde ich nie wieder
davon anfangen. Das schwöre ich.«
Laurana überlegte fieberhaft. Sie versuchte, sich
vorzustellen, wie ihr Vater mit einer so delikaten Situation
umgehen würde. Miral hatte dem Hof immer treu gedient und
hatte durch seine Dienste für ihren Onkel Arelas schon vor
langer Zeit die Gunst ihres Vaters gewonnen. In einer
ähnlichen Situation würde Solostaran den Zauberer auf jeden
Fall aussprechen lassen.
»Bitte setzt Euch, Laurana. Es wird nicht lange dauern.« Sie
setzte sich hin. Sie hatte Tyresian für zu alt gehalten, und
Tyresian war im gleichen Alter wie ihr Bruder Porthios. Der
Magier hingegen war Jahrzehnte älter. »Ich bin zu jung zum
Heiraten, Miral.«
»Aber nicht zum Verloben. Ist es nicht das, was Ihr und
Tanis seid? Verlobt? Versprochen?«
Unaufgefordert setzte sich Miral neben Laurana auf die
Bank.
»Ich habe Euch vor Jahren zum ersten Mal gesehen, als ich
auf Arelas’ Drängen hierher kam. Ihr kennt meine
Geschichte?« Laurana nickte, denn sie traute ihrer Stimme
nicht. Plötzlich war ihr bewußt, wie still und verlassen der
Innenhof bei Nacht war. Sie versuchte, sich zu erinnern, ob die
Wachen nicht nur im Innern des Palastes, sondern auch auf
dem Hof patrouillierten.
»Damals wart Ihr nur ein kleines Mädchen – aber was für ein
Mädchen! Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so
vollkommen war. Ein bißchen verwöhnt, na gut, und etwas
wilder, als ich es bei einem Elfenmädchen von bester Herkunft
schätze, aber ich dachte, diese Energie käme vielleicht daher,
daß Ihr aus der Linie von Kith-Kanan abstammt.«
Laurana rückte von dem Magier ab, doch seine Hand schoß
vor und hielt die ihre fest. Er war stärker, als sie je gedacht
hätte. Und seine Augen… Sie konnte sie merkwürdigerweise in
der Dunkelheit gut erkennen, selbst unter seiner Kapuze. Die
Angst kroch ihr den Rücken hoch. Die Stimme des Zauberers
redete weiter und durchschnitt damit die Stille der Nacht von
Qualinost.
»Ich habe Euch so gern betrachtet, Laurana. Ich habe mich
freiwillig angeboten, Euch zu unterrichten, auch wenn das
bedeutete, daß ich diesen Dummkopf von Bruder, Gilthanas,
dazubekam. Und Tanis. Ich liebte Tanis und vertraute ihm, wie
Ihr wißt. Schließlich wurdet ihr zwei ja wie Bruder und
Schwester erzogen. Wie sollte er meine Werbung bedrohen
können, wenn es an der Zeit war? Dann fand ich gestern
heraus, wie falsch ich Tanis eingeschätzt habe.« Mirals Griff
wurde fester, und Laurana gab einen Protestlaut von sich. Der
Laut durchbrach ihre Angst, und sie stand auf, obwohl der
Magier sie zurückziehen wollte.
»Wartet!« zischte er. »Laurana, wählt mich. Ich bin
vielleicht nicht allmächtig, aber ich bin ein besserer Zauberer,
als viele Leute meinen. Am Ende kann ich Euch mehr Macht
und mehr Reichtümer bieten als Tyresian und Tanis
zusammen, wenn Ihr nur Geduld habt.«
Laurana riß sich mit klopfendem Herzen los und wich
mehrere Schritte zurück. Miral stand langsam auf. »Wie lautet
Eure Antwort?« fragte er gespannt.
Jeder Gedanke an Hofetikette war Laurana jetzt fern. Sie
konnte nur noch an Flucht denken. Jetzt war es unwichtig, ob
sie den Zauberer vor den Kopf stieß. Nur ihre Flucht zählte.
Die Stimme würde Miral nicht länger am Hof dulden, wenn sie
von heute nacht erfuhr.
»Laßt mich in Ruhe«, verlangte sie, indem sie alle Kraft
zusammennahm und ihrer Stimme soviel Nachdruck wie
möglich verlieh. »Verlaßt diesen Hof. Wenn Ihr bis morgen
verschwunden seid, verspreche ich, daß ich meinem Vater
nicht sagen werde, was hier vorgefallen ist. Damit entgeht Ihr
der Demütigung, vom Hof verjagt zu

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