Drachenmeister
den Sporenregen an jenem Tag überlebt, als wir die Schalen des Königinneneies am Strand fanden?«
»Im Wasser, unter einem Felsvorsprung in der Lagune«, entgegnete Piemur, als sei das völlig normal. »Farli schlüpfte erst nach dem Fädeneinfall.«
Toric nickte beifällig. »Und den nächsten?«, forschte er weiter.
»Unter Wasser. Inzwischen hatte ich mein Lager am Fluss aufgeschlagen, oberhalb der Heilkrautwiesen...« Er warf Sharra einen verlegenen Blick zu, aber sie schien ihm seine Notlügen nicht übel zu nehmen. »Dort versteckte ich mich unter einem Baumstamm, der im Wasser lag, und atmete durch einen Schilfhalm.«
»Warum bist du danach immer noch nicht umgekehrt?«
»Weil ich Dummkopf fand. Er war viel zu schwach und zu klein für den langen Weg.«
Sharra lachte los, denn Piemurs Unschuldsmiene grenzte an Unverschämtheit.
»Als ich dir begegnete, warst du auf dem Weg zur Küste!«, meinte sie.
»Weil eure Leute Salbe einzukochen begannen!« Piemur schüttelte sich.
»Wetten, dass du dich in den Sümpfen manchmal nach dem Gestank gesehnt hast?«, lachte Sharra, und Piemur rollte die Augen zur Decke.
»Du warst allein in den Sümpfen?« Toric schien alles andere als begeistert.
»Ich kenne die Gegend, Toric«, entgegnete Sharra ein wenig scharf. Man spürte, dass dieses Thema schon des Öfteren zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Geschwistern geführt hatte. »Ich hatte meine Feuerechsen und Piemur mit Farli und
Dummkopf.« Sie wandte sich an die beiden Harfner: »Und ich will euch eines verraten - euer junger Freund ist der geborene Südländer!«
»Er untersteht Meister Robinton«, antwortete Sebell so ernst, dass einen Moment lang Stille am Tisch herrschte.
»Seine eigentlichen Talente kommen in der Harfnergilde sicher nicht zum Tragen«, meinte Sharra nach einer Pause. »Also, ich...«
»Das stimmt, Sebell«, unterbrach Piemur. »Ein richtiger Harfner bin ich im Moment nicht. Ich war ein guter Sänger, aber seit dem Stimmbruch... na ja! Gibt es in der Harfnerhalle eine echte Aufgabe für mich? Ich weiß, ihr beide habt viel für mich getan, aber was ist dabei herausgekommen? Ich habe euch in Schwierigkeiten gebracht...«
»Die sich letzten Endes als ganz nützlich für unsere Pläne erwiesen«, meinte Sebell. »Aber mir kommt da ein Gedanke - wie wir dich in nächster Zeit von Unfug abhalten könnten.« Der Harfnergeselle wandte sich an den Burgherrn: »Ihr Reich wird immer größer, Toric - ein Grund mehr, die Botschaftstrommeln einzuführen. Aber Saneter erklärt, dass er die Hälfte des Nachrichtencodes vergessen hat. Nun - Piemur kennt die Schlagfolgen genau.«
»Ich könnte als Trommler hierbleiben?« Piemur starrte Sebell begeistert an.
Sebell hob beschwichtigend die Hand und der Glanz aus Piemurs Augen wich. »Ich muss das Ganze erst mit Meister Robinton besprechen, aber offen gestanden, Toric, ich bin der Meinung, dass Piemur Ihnen gute Dienste leisten könnte - wenn es Saneter nicht stört, von einem Lehrling unterrichtet zu werden.« Sebell wandte sich an den Burgharfner. »Rokayas, der erste Geselle unter Meister Olodkey, war der Ansicht, dass Piemur eine echte Begabung für Trommelrhythmen besitzt. Vielleicht kann er Sie ein wenig unterstützen...«
Saneter nickte Piemur freundlich zu. »Falls er nicht die Geduld mit einem alten Harfner verliert...««
»Toric, Sie sind der Burgherr. Was meinen Sie dazu?« Sebell hatte bemerkt, wie sich die Augen Torics verengten, und er fragte sich, ob er seine Befugnisse überschritten hatte.
»Ein Unruhestifter bist du also?« Toric runzelte die Stirn und starrte Piemur so lange an, bis der Lehrling rot anlief.
»Nun, nicht gerade ein Unruhestifter, Toric«, beschwichtigte Menolly. »Er besitzt nur eine Menge Energie.«
Toric zuckte die Achseln. »Die Sache mit den Trommelbotschaften gefällt mir wirklich«, sagte er gedehnt. Dann wandte er sich an Sebell: »Kann der Junge die Instrumente selbst herstellen?«
»Ich würde lieber hierbleiben und ihm dabei auf die Finger sehen«, murmelte Sebell.
»Nun, ich hatte mir eigentlich geschworen, keine Nordländer mehr aufzunehmen, aber da Piemur bereits bewiesen hat, dass er hier zurechtkommt, will ich eine Ausnahme machen.«
Piemur jubelte los und der Burgherr hob beide Hände. »Immer vorausgesetzt, dass der Meisterharfner einwilligt«, bremste er den jungen Harfner.
»Er wird erleichtert sein, dass Piemur lebt und wohlauf ist«, rief Menolly und kramte ein Messingröhrchen
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