Drachenritter 02 - Der Drachenritter
sind sie schon, und zwar seit einer halben Stunde«, antwortete Dafydd ungerührt. »Wat und der junge Clym Tyler befinden sich an der rechten Flanke des Weges, den Eure Keilformation einschlagen wird. Will o'the Howe ist an der linken Flanke und wartet auf mich; ich werde jetzt zu ihm gehen. Ihr braucht bloß ein Wort zu sagen. Auf welches Signal hin sollen wir Bogenschützen die Blätter abnehmen und uns zeigen?«
»Wir…« Jim schnappte immer noch nach Luft. »Wir werden bis zum letzten Moment warten. Unmittelbar vor dem Angriff lasse ich die Ritter das Grünzeug abnehmen. Wenn ich länger damit warte, besteht die Gefahr, daß es einer vergißt. Allerdings möchte ich, daß die Bogenschützen so lange wie möglich unsichtbar bleiben. Wie wäre es, wenn sie sich jetzt schon schußbereit aufrichten und die Blätter in dem Moment fortwerfen würden, wenn unsere Truppe an ihnen vorbeikommt? Oder ist das zu haarspalterisch?«
»Keineswegs«, meinte Dafydd. »Wenn wir die Pfeile in dem Moment anlegen, da Ihr an uns vorbeikommt, bleibt uns immer noch genügend Zeit, ein Ziel auszuwählen. Dann machen wir es so.«
Er wandte sich um und stolzierte auf seinen langen Beinen von dannen. Weder der König noch seine Gefährten blickten sich um und bemerkten, wie sich das Gras teilte, als der unsichtbare Dafydd seine Stellung bezog. In Schußposition angelangt, blieb er aufrecht stehen. Will o'the Howe erhob sich neben ihm aus dem Gras, und als die beiden anderen Bogenschützen dies sahen, richteten auch sie sich auf und blieben aufrecht stehen.
Jim eilte zu seinen Männern zurück. Zu seiner Erleichterung waren sie alle gepanzert, zu Pferd und angriffsbereit, wenngleich sich der Keil noch nicht formiert hatte. Theoluf hielt Jims Pferd bei den Zügeln. Jim kletterte in den Sattel, nahm von Theoluf die Lanze entgegen und schaute zu, wie sein Knappe seinerseits aufsaß.
Dann ritt er zu den Männern und Pferden hinüber, die sich an der Spitze des Keils drängten, wo sich die Ritter befanden.
»Alle bereit?« fragte er. »Dann werde ich die Spitzenposition des Keils einnehmen…«
»Den Teufel werdet Ihr tun, verflucht noch mal!« explodierte Brian. Er faßte sich wieder, atmete einen Moment lang schwer und fuhr dann in kaum gedämpfterem Ton fort: »Verzeiht mir, wenn ich Euch vor diesen Herren widerspreche, James. Aber Ihr wißt sehr wohl, wie es um Eure Kampferfahrung bestellt ist. Und ich sage Euch offen ins Gesicht, daß eine Lanze wie Ihr an der Spitze des Keils fehl am Platze ist. Ich werde die Spitze übernehmen. Sir Raoul, ich halte Euch für einen Mann mit Schlachtenerfahrung. Würdet Ihr Euch eine halbe Pferdelänge rechts hinter mir halten? John Chester, Ihr übernehmt die gleiche Position an der linken Seite. Dann kommen John Chester und Theoluf – und vergeßt nicht, Theoluf, daß Euer Schild zwei Männer schützen soll; nicht nur Euch selbst, sondern auch Sir James!«
»Keine Sorge, Sir Brian«, erwiderte Theoluf grimmig. »Das werde ich bestimmt nicht vergessen.«
»James, Ihr übernehmt die Mittelposition unmittelbar hinter mir und haltet Euren Speer auf Höhe des Widerrists von John Chesters Pferd«, fuhr Brian fort. »Tom Seiver, Ihr reitet rechts von Sir James und solltet ebenfalls daran denken, daß Ihr nicht nur auf Euch aufzupassen habt; und Ihr solltet Eure Lanze rechts am Widerrist von Sir Raouls Pferd entlangführen, wenn es zum Zusammenprall kommt…«
»Einen Augenblick!« blaffte Jim. »Was redet Ihr denn da, Brian? Wollt Ihr mich etwa ebenso beschützen, wie man über den König von Frankreich wacht? Ich habe vor, genauso zu kämpfen wir Ihr alle; schließlich kommt es auf jede einzelne Lanze an!«
»Auf jede einzelne Lanze, bis auf Eure, James«, stieß Brian zwischen den Zähnen hervor. »Bis auf Eure, James! Vergeßt nicht, daß wir alles verlieren würden, wenn wir Euch verlieren. Was nützt es uns, wenn wir zum König von Frankreich, zu Malvinne und dem falschen Prinzen vordringen, wenn Ihr Malvinne nicht entgegentreten und mit Eurer Magie den falschen Prinzen entlarven könnt? Solltet Ihr getötet werden, wäre der ganze Angriff vergebens gewesen. Wie die Dinge liegen, werdet Ihr bestimmt noch genug zu tun bekommen, auch wenn wir Euch in die Mitte nehmen!«
Jim zuckte innerlich zusammen. Das war das gleiche Argument, das er vor kurzem bei Prinz Edward gebraucht hatte. Jetzt konnte er schlecht Einwände dagegen erheben. Außerdem mußte er sich insgeheim eingestehen, daß Brian viel
Weitere Kostenlose Bücher