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Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn

Titel: Drachenritter 06 - Der Drache und der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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hinausstreckten, denn schließlich mußten sie einen schweren Körper tragen. Um Kräfte zu sparen, schlug er nicht mit den Flügeln, sondern segelte dahin, wie es auch die meisten großen Vögel am liebsten taten; wenn er erst einmal genügend Höhe gewonnen hatte, nutzte er mit sorgfältig kontrollierter Flügelstellung die Strömungen und Aufwinde aus.
    Die richtige Flügelstellung nahm er ganz instinktiv ein. Gleichwohl genoß er das Dahingleiten, als handelte es sich um eine erlernte Fertigkeit. Es vermittelte ihm das Gefühl, er sei der König der Lüfte.
    Mittlerweile hatte er den größten Teil seiner Ländereien überflogen, und es wurde allmählich Zeit, zur Burg zurückzukehren. Er würde sonst zu spät zum Mittagessen kommen. Als er sich jedoch in eine weite Rechtskurve legte, fiel ihm der kleine, aus Schößlingen und Lehm erbaute Iglu von Tebbits' Witwe ins Auge.
    >Iglu< war eigentlich nicht die richtige architektonische Bezeichnung, doch eine bessere fiel ihm nicht ein. Der Iglu war aus miteinander verflochtenen Schößlingen und dünnen Ästen erbaut, die mit Lehm abgedichtet waren. Es fehlte auch ein richtiges Dach, oder aber das Dach war im Laufe der Jahre auf die Wände abgesackt, so daß die Hütte jetzt die ungefähre Form eines Iglus hatte. Mitten im Dach gab es ein Loch, das sich über dem mit Sand gefüllten Feuerkästen befand, welcher der Witwe zum Kochen und Heizen diente.
    Aus dem Loch kam kein Rauch. Außerdem war es von innen verschlossen.
    Jim sank in Kreisen herab und landete mit einem dumpfen Aufprall vor der Tür, von der der Wind, nachdem er gedreht hatte, den Schnee fortgeweht hatte. Wer immer sich in der Hütte befinden mochte, war offenbar auf ihn aufmerksam geworden, denn es hantierte jemand an der Tür. Die Witwe trat heraus, eingemummt in Kleidungsstücke, Decken und verschiedene Lumpen, in denen sie eher einem Teddybär als einem Menschen ähnelte.
    Als sie Jim erblickte, stieß sie den unvermeidlichen Schrei aus, den die Bewohner von Malencontri zur Begrüßung ihres Herrn offenbar für angemessen hielten, wenn dieser die Gestalt eines Drachen innehatte. Anschließend bemühte sie sich, einen Knicks zu vollführen. Da sie so gepolstert war, erwies sich dies als ein Fehler, und beinahe wäre sie gestürzt. Jim konnte sich gerade noch zurückhalten, sonst hätte er sie gestützt. Das hätte sie sich wohl kaum jemals verziehen. Zum Glück fing sie sich am Türrahmen ab und erlangte das Gleichgewicht wieder.
    »Mylord!« sagte sie.
    Aus der dicken Vermummung hervor spähte ihn ihr rundes, faltenreiches Gesicht mit dunklen, scharfen Augen an.
    »Wie geht es dir, Tebbits?« fragte Jim. Die Witwe hatte auch einen Vornamen, an den sich jedoch niemand zu erinnern schien. »Mir ist aufgefallen, daß von deiner Hütte kein Rauch aufstieg.«
    »O nein, Mylord«, sagte die Witwe. »Danke, Mylord. Es ist sehr freundlich von Euch, mit mir zu sprechen, Mylord. Ich bin Euch ja so dankbar, Mylord. Es steigt kein Rauch auf, weil das Feuer ausgegangen ist.«
    »Ist mit deinem Feuerkasten etwas nicht in Ordnung?« erkundigte sich Jim, dem rechtzeitig eingefallen war, sich der Angelegenheit mit Fingerspitzengefühl zu nähern.
    »Nein, Mylord. Danke, Mylord.«
    »Warum ist das Feuer dann aus?«
    »Die letzten Scheite sind verbrannt, und dann ist es halt ausgegangen, wie es ein Feuer eben tut - wenn Ihr mir diese Bemerkung freundlichst gestattet, Mylord.«
    Jim seufzte innerlich. Er kam sich vor wie jemand, der sich bemühte, im Dunkeln an einem Schlüsselring den richtigen Schlüssel zu finden. Sämtliche Bauern scheuten davor zurück, sich offen zu beklagen. Nur auf Umwegen taten sie ihre Wünsche kund und hielten dabei den Anschein aufrecht, als hätten sie alles unter Kontrolle und brauchten keinerlei Hilfe... aber da er zufällig nun schon einmal da sei, so käme ihnen dies und das schon gelegen...
    »Dir ist nicht etwa während des Schneesturms das Feuerholz ausgegangen?« fragte Jim.
    »Also, das könnte schon sein«, antwortete die Witwe Tebbits. »Ich bin in letzter Zeit so fürchterlich vergeßlich, Mylord.«
    »Ach was«, meinte Jim herzlich. Wie sie trotz der Polsterung die letzten Tage in der ungeheizten Hütte überlebt hatte, zumal in ihrem Alter, ging über seinen Verstand. »Weißt du, ich habe gerade in dem Wäldchen einen herabgefallenen Ast gesehen. Du könntest ihn vielleicht gebrauchen. Ich denke, ich hole ihn dir eben.«
    »Macht Euch doch bitte keine Umstände, Mylord«,

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