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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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einem Drachenschlund enden würde?
    Der Mann wirkte fahrig, und selbst aus der großen Entfernung konnte Janica sehen, dass das Gesicht des Zeremonienmeisters ungewöhnlich blass wirkte. Schließlich holte er tief Luft, seine Stimme zitterte: »Die Ehre, für unser aller Wohl dem schrecklichen Drachen zu begegnen, fiel in diesem Jahr auf Prinzessin Janica!«
    Zunächst schien es, als hätte ein böser Zauber alle Anwesenden zu Stein erstarren lassen. Dann hob ein Murmeln an, das immer lauter wurde.
    Ferinic erhob sich langsam und trat vor seine Schwester.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Janica. Offenbar hat irgendeine Verbrecherin anstelle ihres eigenen Namen den deinigen aufgeschrieben. Wir werden die Schuldige finden und mitsamt ihrer ganzen Familie bestrafen! Aber zuvor wollen wir die Wahl wiederholen!«
    Janicas Kopf fühlte sich merkwürdig leer an. Sie stand von ihrem Sessel auf und berührte ihren Bruder leicht am Arm.
    »Ferinic, diese Strafe muss ganz allein mich treffen!«, sagte sie leise und fiel vor dem noch immer in schockiertem Schweigen verharrenden König auf die Knie.
    »Mein Vater und König! Ich habe selbst Geruns Namen von dem Pergament gelöscht und den meinen dafür eingesetzt! Ich fand es ungerecht, dass ich als deine Tochter von der Verlosung ausgenommen werde.« Sie wagte es nicht, aufzusehen in das unbewegte Gesicht des Herrschers.
    Fernek hob die Hand, ohne von seinem Thronsessel aufzustehen. Fast augenblicklich herrschte wieder Stille im Schlosshof. Die Stimme des Königs dröhnte klar und fest wie gewohnt über den Platz: »So soll es denn sein! Meine Tochter hat beschlossen, sich für eine von euch Unwürdigen zu opfern! Geht hinaus und berichtet von der Großherzigkeit der Prinzessin Janica!«
    Nach einem Augenblick betretenen Schweigens hob das Stimmengewirr erneut an. Die Reisigen öffneten die Tore, und die ersten jungen Frauen drängten rasch hinaus. Andere näherten sich zaghaft der Herrschertribüne und knicksten tief vor der Königsfamilie, ehe sie davoneilten. Noch immer lag Janica auf den Knien, aber ihr Vater sah über sie hinweg, als wäre sie überhaupt nicht vorhanden. Der König winkte Ferinic zu sich.
    »Sorge dafür, dass die Prinzessin bis zur Prozession gut verwahrt wird! Der Bettler soll eine gute Mahlzeit in der Küche erhalten! Und dann wirst du diese Zofe befragen!«
    Der junge Mann verneigte sich leicht und griff seiner Schwester unter den Arm.
    »Komm, Janica!«, sagte er geradezu zärtlich. »Ich bringe dich in den Raum der Erwartung!«
    Janica ließ sich von ihrem Bruder auf die Füße ziehen. Sie fühlte sich benommen, ganz so, als würde dies hier nicht ihr selbst, sondern einem fremden Mädchen widerfahren. Sie versuchte noch, einen Blick in die Augen ihres Vaters zu erhaschen, aber unter der kostbaren Krone erblickte sie nur eine kalte starre Maske. 

3.Kapitel: Drachenfutter
     
    Es war nicht mehr viel Zeit bis zur Prozession in Richtung der Himmelsberge. Pünktlich zum Sonnenuntergang musste das Drachenopfer dort dem Schicksal ins Auge sehen, um das Ungeheuer für das nächste Erntejahr zu besänftigen. Im Raum der Erwartung herrschte reges Treiben. Das Gewölbe im Schlosskeller war wohnlich eingerichtet, um den ausgelosten Mädchen die letzten Stunden so angenehm wie möglich zu machen. Hier durften sie sich von ihren Familien verabschieden, hier wurden sie für ihren letzten Gang herausgeputzt.
    Zwei ältliche Matronen aus dem Hofstaat ließen es sich nicht nehmen, Janica höchstpersönlich mit duftendem Seifenschaum einzureiben. Die Prinzessin saß in einem großen Bottich, von dem warmen Wasser stiegen kleine Dampfwölkchen auf. Ergeben ließ sie die Frauen an sich herumtupfen. Diese Prozedur mochte vielleicht angebracht sein, wenn das Los eine schmutzige Schweinemagd traf, aber Janica hatte erst am Morgen ein ausgiebiges Bad genommen. Aber die Vorschriften besagten wahrscheinlich, dass dem Drachen nur gründlich gesäubertes Futter vorgesetzt werden durfte. Sehnsüchtig warf sie einen Blick zu ihrem blauen Kleid, das jetzt achtlos zusammengeknüllt auf dem Boden lag. Eine der Hofdamen hatte ein neues Gewand bereitgelegt, ein schlichtes weißes Etwas.
    »Hoheit, jetzt legt Euch hier auf diesen Diwan!«, befahl die ältere der Adelsdamen und reichte Janica die Hand, um ihr beim Herausklettern aus dem Zuber zu helfen. Auf dem Ruhebett war ein weiches, angewärmtes Laken ausgebreitet. In Janica stieg ein wohliges Gefühl auf, als die Frauen das

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