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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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Prinzessinnen, aber wenn Gerun noch Jungfrau war, dann war Janica eine Glitzerelfe mit Libellenschwingen auf dem Rücken. Wenn der Drache Gerun durchkaute, würde er schmecken, dass sie keine Jungfrau mehr war, ganz sicher! Das böse Flügelvieh würde glauben, der König des Westlichen Reiches hätte es ganz bewusst betrogen!
    Über Janicas Nacken kroch ein kalter Schauder. Sie zog den Stöpsel aus der Hülse und schüttelte das Pergament heraus. Mit schwungvollen Lettern hatte der Hofschreiber dort am Vortag den Namen der Zofe vermerkt. Janica strich das eingerollte Pergament glatt und fuhr mit dem Finger die Schrift nach. Dann schob sie all die Flakons voller Duftwässerchen und Salbtiegel beiseite, die vor ihr standen und griff nach dem Kästchen, das am äußersten Rand des Tisches ein kaum beachtetes Dasein führte.
    Mit einem leisen Seufzer klappte sie den Kasten auf. Einen Wimpernschlag lang zögerte sie, dann nahm sie das Federmesser, mit dem man auf so geduldigem Material wie Pergament Schreibfehler auskratzen konnte. Zum Glück trug Gerun keinen so langen Namen wie Janicas Tanzlehrerin Saragrandemissa Mendesa von den Silbergrashöhen. Für diese Dame hätte man ein größeres Stück des wertvollen Schreibmaterials benötigt, aber die Tanzlehrerin war so alt und knochig, dass wohl selbst der hungrigste Drache an ihr ersticken würde. Obwohl, die ehrwürdige Saragrandemissa war bestimmt noch Jungfrau …
    Janica schüttelte den Kopf und verscheuchte die krausen Gedanken. Sie begann, die Buchstaben sorgfältig und sauber auszukratzen. Mit dem Daumennagel glättete sie die rauen Stellen, ohne zu bemerken, dass ihre Zungenspitze inzwischen im Mundwinkel klemmte. Dort blieb sie auch, während die Prinzessin ihr selten benutztes Tintenfass entkorkte und die angespitzte Schwanenfeder in die Hand nahm. Sie überlegte, ob sie vermerken musste, dass sie die Tochter des Herrschers über das Westliche Reich war. Aber schließlich entschied sie sich dagegen und schrieb sorgsam die Buchstaben ihres Namens nieder. Niemand durfte den gleichen Namen wie die Königstochter tragen. Es gab nur eine einzige Janica im ganzen Land, Verwechslung ausgeschlossen. Zufrieden pustete sie die Tinte trocken, bevor sie das Pergament wieder in die Hülse schob. Eigentlich war die Prinzessin von der Verlosung ausgeschlossen. In diesem Jahr nicht! Janica lächelte und nahm sich viel Zeit, mit einem kleinen Lappen die Schreibfeder zu reinigen und des Tintenfass wieder zu verschließen.
     
    Als sie aufstand, um die Kerzen auf dem Leuchter zu löschen, verhedderte sie sich in ihrem Hemd. Janica hatte glatt vergessen, dass sie sich ihr Nachtgewand bis auf die Hüften herabgestreift hatte. Sie stolperte und stand plötzlich völlig nackt vor dem Spiegel, die kostbare Seide bauschte sich zu ihren Füßen. Die Prinzessin musterte die schlanke Gestalt, die ihr der Spiegel zeigte, unwillkürlich glitt ihre Hand über ihren weichen, leicht gewölbten Bauch, über die seidigen Haare, die das zarte Fleisch zwischen ihren Schenkeln verbargen. Ihr Finger tastete sich unwillkürlich voran, zu der merkwürdigen Knospe, deren Berührung ihr stets kleine angenehme Schauer über den Rücken jagte. Die Gouvernante hatte ihr mit der kleinen Gerte, die sie stets bei sich trug, auf die Finger geschlagen, wenn Janica sich dort berührt hatte. Warum nur, wenn schon ein leichtes Streicheln dieser Stelle ein so wohliges Gefühl auslöste? Janica lächelte ihrem nackten Spiegelbild zu und raffte ihr Hemd auf. Sie pustete die Kerzen aus bis auf das Nachtlicht und tappte zurück zu ihrem Bett.
    Die Prinzessin war zufrieden wie lange nicht mehr. Ihr Name würde am morgigen Tag wie all die Namen der Mädchen in ihrem Alter in der Lostrommel liegen. Sie hatte es nie als gerecht empfunden, nicht an dieser fiesen Drachenlotterie teilnehmen zu müssen. Janica huschte unter die Decken und schlief fast augenblicklich ein. Und sie schnarchte ein bisschen im Tiefschlaf, ganz und gar nicht prinzessinnenhaft.

2.Kapitel: Eine makabre Lotterie
     
    Janica hatte sich für das lichtblaue Kleid mit dem Spitzenschleier in einem etwas dunkleren Farbton entschieden. Gerun half ihr in das Hemd aus feinstem Linnen, schnürte geduldig das Leibchen, richtete die Falten der Spitze. Die Zofe war heute recht schweigsam, und der Schatten der Nacht lag noch immer auf ihrem Gesicht. Sie war erst im ersten Morgendämmern in das Schlafgemach der Prinzessin zurückgekehrt. Nadif, der Kommandant der

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