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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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fächelte sich den Mund.
    Ich nickte und konnte kein Wort hervorbringen, während die heiße, sämige und unvermutet süße Füllung mir Gaumen und Zunge verbrannte, mich zugleich aber tief beglückte.
    Er wies mit seinem Krapfen nach vorn. »Ist das die Richtung zum Tor?«
    Ich schluckte und atmete gierig ein. »Ja, Ihr folgt den weißen Segeln bis ans Ende …« – dabei wies ich auf das seidene Zeltdach – »… und wendet Euch dann nach rechts. Geht einfach weiter, bis Ihr zum Tor der Beamten kommt.«
    Meister Tozay lächelte. »Ihr seid ein guter Junge. Solltet Ihr je an die Küste nach Kan Po reisen, müsst Ihr mir einen Besuch abstatten. Ihr werdet stets willkommen sein.« Er zögerte und legte mir dann die Hand auf die Schulter. »Wenn dieser Drache morgen auch nur einen Funken Verstand hat, wird er Euch wählen«, sagte er und schüttelte mich sanft.
    Ich lächelte. »Danke, Sir. Und gute Reise.«
    Er nickte, hob grüßend sein Gebäck und schloss sich dem Strom von Menschen in der Mitte des Gehwegs an. Als seine kräftige Gestalt in den Umrissen und Farben der Menge verschwand, hatte ich den Eindruck, er nehme meine Mutter und meinen Vater mit – zwei halbe, schon verblassende Erinnerungen, die mir nur mehr in der Ahnung eines mir ähnlichen Lächelns und im Geruch sonnengewärmter Haut gegenwärtig waren.

 
2
     
    Die Stundenglocke läutete, als ich endlich den Riegel des Tors hob, das in die Küche meines Meisters führte. Irsa, eine der Sklavenmägde, stand mit dem Knecht des Müllers bei dem Lieferanteneingang. Sie lachte und stützte die Hände in die Hüften, um deren Pracht zu betonen, während der junge Mann sich einen großen Sack auf die Schulter wuchtete. Dann sah sie mich, trat rasch unter die Tür zurück und kicherte nicht mehr kokett, sondern schlug die tieferen, zischenden Untertöne des Klatsches an. Der Knecht des Müllers drehte sich um, musterte mich und schlug dabei mit den Fingern ein Zeichen zur Abwehr des Bösen. Ich sah weg und ging mit ausladenden Bewegungen daran, das Tor zu schließen, denn ich wollte warten, bis er Irsa in die Lagerräume gefolgt war.
    Kaum waren die beiden verschwunden, ging ich langsam Richtung Küche. Lon, der Gärtner, reparierte kniend den niedrigen Bambuszaun, der den Sonnengarten umschloss. Ich nickte ihm im Vorbeigehen zu und er winkte mit schmutziger Hand. Lon blieb meist für sich, grüßte mich aber stets freundlich und höflich und hatte selbst für Chart, den Toilettenjungen, ein Lächeln übrig. Doch so nett wie er waren nur die wenigsten Dienstboten meines Meisters. Unser kleiner Haushalt war deutlich zweigeteilt in die, die der Meinung waren, auch ein Krüppel könne Drachenauge werden, und in die, die das nicht so sahen. Alle Diener meines Meisters wussten, dass seine Reichtümer beinahe erschöpft waren; es gab keine Mittel mehr, um einen weiteren Anwärter auszubilden. Würde es mir am nächsten Tag nicht gelingen, ihm die Lehrlingsprämie und die zwanzig Prozent Abgaben zu sichern, war mein Meister ruiniert.
    Die Küchentür stand offen, und ich trat über die Schwelle, die die bösen Geister davon abhalten sollte, ins Haus zu kommen. Sofort schlug mir die Hitze der großen Kochherde entgegen, und ich roch das Abendessen meines Meisters: Bratfisch mit saurer Pflaumensoße. Kuno, der Koch, sah kurz von der Weißwurzel auf, die er in Scheiben schnitt.
    »Ach du?« Er widmete sich wieder dem Gemüse. »Der Meister hat befohlen, den Brei schon zu kochen.« Er deutete mit seinem rasierten Schädel auf einen kleinen Topf, der an einem Spieß überm Feuer hing. »Gib mir nicht die Schuld, wenn du ihn isst. Ich hab mich nur an seine Anweisungen gehalten.«
    Mein Abendessen. Im Rahmen des Reinigungsrituals durf te ich nur eine Schale Hirsebrei zu mir nehmen, ehe ich die gan ze Nacht über meine Vorfahren im Gebet um Führung und Beistand anflehte. Vor einigen Monaten hatte ich meinen Meister gefragt, ob es etwas ausmache, dass ich nichts über meine Vorfahren wisse. Er hatte mich kurz angestarrt, sich abgewandt und dann gesagt: »Das macht sehr viel aus.« Mein Meister war stets auf der Hut. Er sagte, wir müssten uns streng an die überlieferten Traditionen der Drachenaugen hal ten, um den Argwohn des Rats nicht zu erregen. Ich konnte nur hof fen, dass der Präzedenzfall, von dem der alte Hian gesprochen hatte, in den Schriftrollen meines Meisters stand. Und dass er ihn rechtzeitig aufspürte.
    Ein Krächzen stieg hinter dem großen Küchentisch

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