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Drachentochter

Drachentochter

Titel: Drachentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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erneut«, sagte ich. Wieder durchfuhr mich der Schmerz, doch ich ließ es mir nicht anmerken.
    »Nein, Eon-jah. Tritt zurück in den Kreis.«
    Ich konnte sehen, dass sich die übrigen elf Anwärter vor Unbehagen wanden. Ranne hatte meinem Namen ein -jah angefügt, die alte Schutzformel gegen das Böse. Ich verbeugte mich, kreuzte die Schwerter zum Gruß und stellte mir dabei vor, sie ihm in die Brust zu stoßen. Hinter Ranne nahm der riesige Tigerdrache Gestalt an und musterte mich. Er schien stets zu erwachen, wenn ich mich ärgerte. Ich konzentrierte mich auf den Hasendrachen, bis er strahlend vor mir stand, und hoffte, der Hüter des Friedens würde meinen Zorn besänftigen.
    Von den Anwärtern blickte sich nur Dillon in der Arena um. Hatte er die Drachen gespürt? Seine Sinne waren feiner als die der anderen Jungen, doch auch er musste stundenlang meditieren, um einen Energiedrachen zu sehen. Ich war der einzige Anwärter, der die Drachen jederzeit herbeirufen konnte – alle, bis auf den Spiegeldrachen natürlich, der vor langer Zeit verloren gegangen war. Es brauchte meine ganze Konzentration, um die Geisttiere aufsteigen zu lassen, und schwächte mich, aber es war das Einzige, was die letzten zwei Jahre harten Trainings erträglich gemacht hatte. Es war auch der einzige Grund, warum ein Krüppel wie ich als Anwärter zugelassen worden war: die reine Drachensicht war selten, allerdings – wie Schwertmeister Ranne nicht müde wurde, mich zu erinnern – keine Garantie auf Erfolg.
    »Zurück in den Kreis. Sofort!«, brüllte er nun.
    Ich richtete mich auf und trat zurück. Zu schnell. Der Sand unter meinem kaputten Bein sackte weg und schob es nach rechts. Ich schlug hart auf dem Boden auf. Einen Herzschlag lang war ich vor Schreck betäubt. Dann kam der Schmerz in Schulter, Hüfte und Knie. Meine Hüfte! Hatte ich mir die kaputte Hüfte verletzt? Ich tastete durch Haut und Muskeln nach dem verwachsenen Knochen. Nein, er tat nicht weh. Er war ganz geblieben. Und auch die anderen Schmerzen ließen bereits nach.
    Dillon schob sich so rasch auf Knien in die Arena, dass Sand aufflog. Seine Augen waren vor Sorge geweitet. Dieser kleine Narr würde die Dinge nur schlimmer machen.
    »Eon, bist du …?«
    »Im Kreis bleiben!«, herrschte Ranne ihn an. Dann trat er mich. »Steh auf, Eon-jah. Du bist eine Schande für die Zunft der Drachenaugen. Steh auf!«
    Ich erhob mich mühsam auf alle viere, bereit, mich abzurollen, falls er wieder zutrat. Doch der Tritt blieb aus. Ich nahm meine Schwerter und stemmte mich auf die Beine, wobei die Krämpfe erneut einsetzten. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern; ich musste zu meinem Meister zurück, ehe die Blutung begann. Seit mein Körper uns vor einem halben Jahr das erste Mal beinahe verraten hätte, hortete mein Meister weiche Tücher und Schwämme in seiner Bibliothek, wo sie vor neugierigen Blicken geschützt waren.
    Die Halbstundenglocke hatte gerade geläutet – falls Ranne mich entließ, konnte ich es bis zur vollen Stunde zum Haus meines Meisters und zurück schaffen.
    »Schwertmeister, darf ich mich bis zum nächsten Glockenschlag entfernen?«, fragte ich. Dabei hielt ich den Kopf ehrerbietig gesenkt, sah Ranne aber dennoch in seine ebenso stumpfe wie sture Miene. Vermutlich war er in einem Büffeljahr geboren worden. Oder in einem Ziegenjahr.
    Ranne zuckte die Achseln. »Gib deine Schwerter in der Waffenkammer ab, Eon-jah, und mach dir nicht die Mühe zurückzukommen. Ein paar Übungsstunden mehr werden dei ne Chancen morgen nicht erhöhen.« Er wandte mir den Rücken zu, rief seinen Liebling Baret auf und ließ ihn meinen Platz in der Arena einnehmen. Ich war verabschiedet.
    Dillon sah besorgt zu mir herüber. Wir zwei waren die schwächsten Anwärter. Er war zwölf, also so alt wie die übrigen Jungen, aber so klein wie ein Achtjähriger; und ich war lahm. Früher wären wir nicht einmal in den Kreis der Anwärter aufgenommen worden, und niemand rechnete damit, dass der Rattendrache einen von uns beiden in der morgigen Zeremonie erwählen würde. Die Wetten auf Dillon standen bei eins zu dreißig, während mir nur eine Chance von eins zu tausend eingeräumt wurde. Zwar sprach alles gegen uns, doch selbst der Drachenrat wusste nicht, wie ein Drache seine Wahl traf. Ich tat, als gähnte ich Rannes Rücken an, und wartete auf Dillons Lächeln. Seine Mundwinkel zuckten aufwärts, doch das Gesicht blieb angespannt.
    Wieder dieser ziehende Schmerz im Unterleib. Ich hielt

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