Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
verpassen, aber das Risiko, einen der Gäste zu treffen, war zu groß. Als sie sich etwa in Augenhöhe eines Kindes im Restaurant umsah und überlegte, ob sie dem Kerl vielleicht ein Knie zerschießen könnte, konnte sie ihn durch den Raum kriechen sehen. Das Problem war nur, dass zwischen ihm und ihr ein verstreutes Häufchen in Panik geratener Leute mit weit aufgerissenen Augen Zuflucht unter ihren Tischen gesucht hatte.
    »Scheiße.« Sie verfolgte den Freak, wobei sie versuchte, eine möglichst kleine Zielscheibe abzugeben. Gleichzeitig war ihr bewusst, dass Harry aus einer anderen Richtung hinter ihm her war.
    Die Leute schrieen aus Angst, oder weil sie angeschossen worden waren und Schmerzen hatten. Die Kanone dieses verrückten Mistkerls knallte zu oft. Entweder konnte er die Magazine mit übermenschlicher Geschwindigkeit wechseln, oder er hatte noch eine andere Pistole.
    Eins der großen Fenster wurde getroffen und kam mit klirrendem Getöse herunter. Ein Wasserfall von Glas spritzte über den kalten Santa-Fe Fliesenboden.
    Während Connie von einem Tisch zum anderen kroch, blieben an ihren Schuhen zermatschte Pommes frites, Ketchup und Senf sowie nässende Kakteenstückchen und knirschende und klirrende Glasscherben kleben. Und wenn sie an Verwundeten vorbeikam, schrieen sie oder griffen nach ihr, verzweifelt um Hilfe bittend.
    Es war ihr zuwider, sie zu ignorieren, doch sie musste sie abschütteln, in Bewegung bleiben und versuchen, einen Schuss auf das wandelnde Stück Scheiße in der Wildlederjacke abzugeben. Das bisschen, was sie an Erster Hilfe leisten könnte, würde ihnen nicht viel helfen. Sie konnte nichts gegen die Panik und den Schmerz tun, den dieser Kerl bereits verursacht hatte, aber sie konnte ihn vielleicht daran hindern, noch mehr Schaden anzurichten, wenn sie an ihm dranblieb.
    Sie ging das Risiko ein, eine Kugel ins Gehirn zu kriegen, hob den Kopf und sah, dass der Drecksack bereits hinten im Restaurant an einer Pendeltür stand, die in der Mitte ein gläsernes Bullauge hatte. Grinsend feuerte er auf alles, was ihm ins Auge sprang, und es machte ihm offenbar genauso viel Spaß, einen Blumentopf zu treffen wie einen Menschen. Rein äußerlich wirkte er immer noch beunruhigend normal mit seinem runden, ausdruckslosen Gesicht, dem schmalen Kinn und dem sanften Mund. Selbst sein Grinsen ließ ihn nicht wie einen Wahnsinnigen aussehen, es war eher das breite, freundliche Lächeln von jemandem, der gerade gesehen hat, wie ein Clown auf den Hintern gefallen ist. Doch es bestand kein Zweifel daran, dass er verrückt und gefährlich war, denn er schoss auf einen großen Saguaro Kaktus, dann auf einen Mann in einem karierten Hemd, dann wieder auf den Kaktus, und er hatte tatsächlich zwei Pistolen, in jeder Hand eine.
    Willkommen in den Neunzigern.
    Connie erhob sich weit genug hinter ihrem Schutzschild, um einen Schuss abgeben zu können.
    Auch Harry nutzte blitzschnell die plötzliche Leidenschaft des Verrückten für den Saguaro aus. Er richtete sich in einem anderen Teil des Restaurants auf und schoss. Connie feuerte zweimal. Holz splitterte von der Tür neben dem Kopf des Irren, und aus dem Bullauge platzte das Glas heraus; sie hatten ihn mit ihren ersten Schüssen nur um wenige Zentimeter verfehlt.
    Der Freak verschwand durch die Pendeltür, die so die nächsten Schüsse von Harry und Connie abbekam und immer weiter hin und her schwang. Nach der Größe der Einschusslöcher zu urteilen, war die Tür innen hohl. Also hätten die Kugeln durchgegangen sein und den Kerl auf der anderen Seite erwischt haben können.
    Connie rannte, über den mit Essensresten verschmierten Fußboden schliddernd, auf die Küche zu. Sie bezweifelte, dass sie das Glück hätten, den Kerl jenseits der Tür verwundet und sich wie eine halbzerquetschte Kakerlake windend vorzufinden. Mit größerer Wahrscheinlichkeit erwartete er sie. Aber sie konnte sich nicht bremsen. Er könnte sogar aus der Küchentür treten und sie umnieten, während sie darauf zulief. Doch sie war auf hundertachtzig; ihr Adrenalinspiegel war blitzartig in die Höhe geschnellt. Wenn sie so aufgedreht war, musste sie alles bis zur letzten Konsequenz tun, und es spielte auch keine Rolle, dass sie die meiste Zeit auf hundertachtzig war.
    Gott, sie liebte diesen Job.
     

Kapitel 4
     

    Harry hasste diesen Cowboy-Kram.
    Als Cop wusste man zwar, dass man es früher oder später mit Gewalt zu tun haben würde. Es konnte passieren, dass man sich plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher