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Drachentränen

Drachentränen

Titel: Drachentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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eine Patrone steckte. Er hörte ein ganz leises Klicken, als sie sie wieder zurückschob, offenbar davon überzeugt, dass Ticktack keinen seiner Tricks angewandt hatte.
    Sie überquerte als erstes die Schwelle, weil sie am nächsten dran war. Er folgte ihr.
    Sie standen zwanzig Sekunden bis eine halbe Minute ganz still auf dem Marmorfußboden in der Diele und lauschten. Ihre Revolver mit beiden Händen haltend, die Visiere in der unteren Hälfte ihres Sichtfeldes, deckte Harry die linke Seite ab, Connie alles auf der rechten.
    Stille.
    Der Saal des Bergkönigs. Irgendwo war ein schlafender Troll. Vielleicht schlief er auch nicht. Vielleicht wartete er nur.
    Die Diele. Trotz des hellen Scheins, der aus der Küche in den Flur sickerte, gab es nicht viel Licht. Auf der linken Seite Spiegel, dunkle Abbilder ihrer selbst in dem Glas, schattenhafte Formen. Rechts war eine Tür, die entweder zu einem Wandschrank oder zu einem kleinen Zimmer gehörte.
    Vor ihnen führte rechts eine Treppe zu einem in Schatten gehüllten Podest und von dort zu einem nicht sichtbaren Flur auf der ersten Etage.
    Direkt vor ihnen der Flur des Parterres. Bogenförmige Durchgänge und dunkle Zimmer gingen von beiden Seiten davon ab, die Küchentür am Ende, durch die das Licht fiel, stand vielleicht zehn Zentimeter weit auf.
    Harry hasste das. Er hatte es zwar Dutzende Male gemacht. Er war geschickt und erfahren. Trotzdem hasste er es.
    Die Stille hielt an. Nur innere Geräusche. Er lauschte auf sein Herz, noch nicht so schlimm, schnell, aber gleichmäßig, es drohte noch nicht zu zerspringen, war noch unter Kontrolle.
    Sie konnten jetzt nicht mehr zurück, deshalb machte er die Haustür ganz vorsichtig hinter ihnen zu, so leise wie einen gepolsterten Sargdeckel, der zum letzten Mal in der Stille einer Leichenhalle geschlossen wird, in der Samtvorhänge jedes Geräusch schlucken.
    Bryan erwachte aus einer Fantasie der Zerstörung in eine Welt, die ihm die Befriedigung durch reale Opfer und reales Blut versprach.
    Er blieb noch eine Weile nackt auf den schwarzen Laken liegen und starrte an die Decke. Er war immer noch so sehr von seinem Traum durchdrungen, dass er sich vorstellen konnte, er würde durch die Nacht treiben, schwerelos schweben über dem lichter losen Meer und unter einem sternenlosen Himmel.
    Freies Schweben gehörte nicht zu seinen Fähigkeiten, auch war er nicht besonders gut in Telekinese. Aber er war sicher, er würde fliegen können und auch in der Lage sein, Materie auf jede erdenkliche Weise zu manipulieren, sobald er ganz Geworden war.
    Allmählich merkte er, dass ihm die zerknitterten Falten der Seidenlaken unangenehm gegen Rücken und Gesäß drückten, wurde sich der Kühle der Luft bewusst, eines sauren Geschmacks im Mund und eines Hungers, von dem ihm der Magen knurrte. Er konnte seine Fantasievorstellungen nicht länger durchhalten. Aus dem stygischen Meer wurden ebenholzfarbene Betttücher, aus dem sternenlosen Himmel eine mit schwarzer Seidenglanzfarbe gestrichene Decke, und er musste sich eingestehen, dass er immer noch der Schwerkraft unterlag.
    Er richtete sich auf, schwang die Beine über die Bettkante und stand auf. Er gähnte und streckte sich genüsslich und betrachtete sich in der Spiegelwand. Eines Tages, nachdem er die menschliche Herde ausgedünnt hatte, würden unter denjenigen, die er verschont hatte, Künstler sein, die sich inspiriert fühlten, ihn zu malen, Portraits voller ehrfürchtiger Scheu und Verehrung wie die, auf denen biblische Gestalten dargestellt waren und die jetzt in den großen Museen Europas hingen, apokalyptische Szenen an den Decken von Kathedralen, in denen man ihn als Titanen zeigen würde, der den elenden Massen, die zu seinen Füßen starben, ihre Strafe erteilte.
    Er wandte sich von den Spiegeln ab und stellte sich vor das schwarz lackierte Regal, in dem die Schraubgläser aufgereiht waren. Da er eine Nachttischlampe angelassen hatte, während er schlief, hatten ihn die Votivaugen bei seinen göttlichen Träumen beobachtet. Sie beobachteten ihn immer noch voller Verehrung.
    Er erinnerte sich mit Vergnügen daran, wie er die blauen Augen mit der Handfläche an seinen Körper gehalten hatte, wie sie ihn sanft und feucht inspiziert hatten.
    Sein roter Morgenrock lag am Fuß des Regals, wo er ihn fallen gelassen hatte. Er hob ihn auf> schlüpfte hinein, legte den Gürtel um und band ihn zu.
    Während der ganzen Zeit ließ er seine Blicke über die Augen gleiten und stellte fest, dass

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