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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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noch konnte Temeraire die seltsamen Geräusche hören, die sie beim Marschieren machten. Es war weniger ein Stampfen, was zu erwarten gewesen wäre, als vielmehr ein gleichmäßiges Klatschen, wenn ihre Kleidung oder ihre Stiefel bei jedem Schritt aneinander oder am Nachbarn rieben. Der nasse Boden erstickte die Tritte. Trompeten erschallten, fröhliche, ermutigende Töne, unabhängig davon, wer sie geblasen hatte. Eine Kanone sprach mit orangefarbenen Flammen, um zu verkünden, dass die Schlacht irgendwo ihren Anfang gefunden hatte.
    Die französischen Drachen befanden sich im Hintergrund, nahm Temeraire an, und er versuchte ohne viel Erfolg, doch noch etwas zu erspähen, aber Bäume, in denen sich die Nebelbänke verfangen hatten, versperrten den Blick auf die hinteren Reihen der Franzosen. »Dort«, rief Laurence, und Temeraire folgte der Linie seines Armes, um zu sehen, wie sich ihr eigenes Zentrum aufstellte.
    Temeraire war froh, dass in seinen Augen ihre eigene Streitmacht viel prächtiger aussah. Eine beträchtliche Anzahl der Franzmänner, die er erkennen konnte, trug lange, düstere Mäntel ohne jede Spur von Farbe. Oder sie waren zum Großteil mit weißen Kniebundhosen und weißen Hemden – die nicht allzu sauber waren, wie Temeraire feststellte – bekleidet, über denen sie gewöhnliche blaue Mäntel trugen.
Ihm gefielen die leuchtend roten Mäntel aufseiten ihrer eigenen Armee viel besser. Auch hatten sie mehrere Kompanien von Soldaten in ihrem Zentrum, die farbenprächtige und gemusterte Röcke anstelle von schlichten Kniebundhosen trugen; und natürlich war ihre Fahne auch bei Weitem interessanter.
    »Und selbst wenn sie Adlerstandarten haben«, sagte Temeraire zu Laurence, »umso besser für uns; dann können wir sie ihnen wegnehmen. Laurence, gefallen dir diese Röcke, die sie da drüben tragen, nicht auch?«
    »Das ist die Scots-Greys-Kavallerie«, sagte Laurence und sah durch sein Fernrohr. »Und dort ist die Coldstream-Garde, direkt daneben. Wenn irgendjemand das Zentrum halten kann, dann sind sie es. Aber Gott stehe ihnen bei: Bonaparte wird ihnen ohne Gnade zusetzen.«
    »Wir werden ihre Drachen fernhalten«, sagte Temeraire. »Ich mache mir nur ein bisschen Sorgen darüber, dass wir am Ende Bonaparte und nicht seine Luftstreitmacht einkreisen sollen. Was ist, wenn Lien entkommen kann?« Im Stillen fand Temeraire es sonderbar, dass so viele Anstrengungen unternommen wurden, Napoleon und nicht Lien festzusetzen, die ein gutes Stück größer war und auch den Göttlichen Wind beherrschte.
    »Lass uns hoffen, dass wir überhaupt so erfolgreich sind, uns deswegen Sorgen machen zu müssen«, sagte Laurence. »Wenn Bonaparte gefangen gesetzt wird, wird sie sich ergeben, schätze ich, auch wenn sie natürlich weiß, dass man ihn nicht in üblicher Weise als Geisel halten kann, um damit ihr gutes Benehmen zu gewährleisten.«
    »Da kommen sie«, schrie Majestatis und wirbelte herum. Durch den Regenschleier konnte Temeraire die dunklen Schatten der französischen Drachen näher kommen sehen. Unter ihnen begannen sich die Frontlinien der britischen Infanterie zu großen, dicht an dicht stehenden Blöcken zu formieren, um dem Angriff standzuhalten. Die Soldaten standen Schulter an Schulter und blickten nach außen,
sodass sich in der Mitte ein offenes Zentrum bildete. Die vorderste Reihe kniete mit nach vorne gerichteten Bajonetten, die zweite Reihe zielte parallel dazu über ihre Köpfe hinweg, und die dritte hielt die Waffen in die Luft gerichtet. Lange Stangen mit Klingen auf ihren Spitzen waren unmittelbar hinter ihnen in den Boden gerammt worden und wurden von den dazugehörigen Männern festgehalten. Die glänzenden, breiten, dreieckigen Klingen ragten senkrecht nach oben, die schmaleren Piken nach hinten, um jeden Drachen abzufangen, der probieren sollte, den Block von hinten anzugreifen.
    Die französischen Drachen kamen jedoch mit Bomben und Netzen und versuchten, diesem Manöver etwas entgegenzusetzen. Auch hatten sie Perscitias Trick mit den entwurzelten Bäumen gestohlen, die sie offenkundig wie Besen benutzen wollten, um damit aus der Entfernung Schneisen in die Blöcke der Engländer zu fegen.
    »Jetzt, Temeraire«, schrie Laurence drängend, und Temeraire schoss mit einem freudigen Brüllen voran, um die französischen Angreifer zu attackieren. Dort kam einer, dort löste sich ein Roi-de-Vitesse aus dem Nebel. Er war mit einer langen, wenngleich auch schlanken Birke bewaffnet, deren Äste

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