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Drachenwacht: Roman (German Edition)

Drachenwacht: Roman (German Edition)

Titel: Drachenwacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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die Engländer entgegenzusetzen hatten, und sie verfügten über einen Schild aus Schrapnellkanonen und etlichen weiteren Richtgeschützen, die jeden Drachen, der zu tief flog, ins Visier nahmen.
    Die Luft war kälter und klarer, als sich die englischen Drachen außer Reichweite begaben, und die Wolken, die an ihnen vorbeizogen,
schirmten sie vom Lärm des unter ihnen liegenden Schlachtfeldes ab. Ihr eigenes Flügelschlagen schien nun leiser, und die wirbelnde Luft und die erstickenden Wolken ließen lediglich Bruchstücke von Gebrüll und dem gelegentlichen Knattern von Gewehrfeuer an ihre Ohren dringen. Die Franzosen hatten die ausgerissenen Bäume und die Netze fallen gelassen, da sich herausgestellt hatte, dass ihre Drachen dadurch gegenüber entschlossenen Luftangriffen zu schwerfällig wurden. Laurence fühlte sich jedoch eher entmutigt als erfreut von der Schnelligkeit, mit der das Experiment übernommen, ausprobiert und wieder verworfen worden war.
    Er konnte spüren, wie Temeraires Energie nachließ. Sie kämpften nun schon seit sechs Stunden, und es gab wenig Aussicht auf eine Pause und Zeit zum Ausruhen. Viele der Soldaten unter ihnen hatten sich auf den Boden gelegt, um dem Kanonenfeuer zu entgehen. Wellesley hatte angeordnet, dass sie ebendies zu tun hätten, wenn sie nicht selbst in Kämpfe verwickelt waren. Für die Drachen gab es keine entsprechenden Orte zum Landen, abgesehen von den Stützpunkten, wo sie geschlafen hatten; diese lagen allerdings meilenweit entfernt. Hinter den englischen Linien war nichts als das tosende Meer, unsichtbar unter der Nebeldecke, und die Kavalleriepferde auf beiden Flanken standen nervös da, tänzelten und scharrten mit den Hufen.
    Die Franzosen hatten ihre Kavallerie vollkommen vernachlässigt. Man konnte davon ausgehen, dass sie damit auf einen großen Vorteil verzichteten. Angesichts der Artillerie konnte man es nicht riskieren, einen Drachen angreifen zu lassen, sehr wohl aber ein Pferd, wie es sich bei kalter Berechnung des Kriegsgeschäfts erwiesen hatte. Die englischen Pferde trugen nun alle Kapuzen und Scheuklappen, die ihre Augen so abschirmten, dass sie nur noch unmittelbar nach vorne schauen konnten, und sie hatten kleine Duftsäckchen vor den Nüstern, um die Drachen nicht zu riechen. Kurz nach Mittag hörte Laurence das Trommeln des ersten Angriffs unter ihnen.
    Die schwere Kavallerie war prachtvoll anzusehen in ihrem Ansturm.
Die Reiter stießen wilde Schreie aus und schwenkten Krummsäbel; ihre Standarte wehte hinter ihnen her. Sie wurden gegen die französische Infanterie geschickt – ein Manöver, um etwas Luft zu schaffen. Beinahe die gesamte französische Kompanie feuerte nun unablässig gegen die Coldstream Garde, die Napoleon zielsicher als Dreh- und Angelpunkt des englischen Zentrums ausgemacht hatte. Das französische Bataillon wurde nicht versprengt, sondern es formte selbst einen Block, jedoch einen seltsamen von doppelter Größe mit einem breiten, leeren Spalt in der Mitte.
    Die Kavallerie preschte voran: Durch das Feuer der Musketen hindurch stürmte sie durch die Schneise, die sich aufgetan hatte. Pferde stürzten mit entsetzlich menschlichen Schreien zu Boden, Soldaten wurden abgeworfen und von den Hufen ihrer eigenen Reittiere zermalmt. »Laurence, wohin fliegt denn dieser Pou-de-Ciel?«, fragte Temeraire besorgt und zeigte auf etwas. Einer der kleinen, beigefarbenen französischen Drachen hatte sich von den anderen seiner Gruppe gelöst und tauchte rasch hinter den eigenen Reihen ab.
    Er landete unmittelbar im französischen Block und stellte dabei die Relation der Größenverhältnisse unter Beweis. Pou-de-Ciels waren leichtgewichtige Züchtungen, die kaum Kampfgewicht erreichten, und dieser hier mochte nur sechs oder sieben Tonnen wiegen. Und doch überragte er die Reihen der Soldaten; große, krallenbewehrte Klauen bogen sich hinter den Silberreihen der Bajonette, und als er brüllte, entblößte er ein rotes Maul voller Zähne.
    Selbst mit Kapuzen und Duftsäckchen vor den Nüstern wollten die Pferde nicht unmittelbar auf einen Drachen zugaloppieren. Der Angriff der Kavallerie geriet ins Stocken und wurde abgebrochen. Die Hälse der Pferde waren tief gebogen, und die Tiere schlugen wie wild mit den Köpfen nach allen Richtungen, während sie im Kampf gegen die Zügel ins Straucheln gerieten. Ein Tier ganz vorne scheute zu spät und rutschte auf der Hinterhand aus, als es sich in letzter Sekunde aufbäumte. Der Pou-de-Ciel beugte

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