Drachenwacht: Roman (German Edition)
kahl und weiß waren und die er ungeschickt mit den Klauen umklammerte. Er tauchte ab, um Temeraires Angriff zu entgehen, und nahm entschlossen Kurs auf die vorderen Reihen des ersten Blocks. Seine Mannschaft feuerte eine Gewehrsalve auf Temeraires Bauch, als sie vorbeiflogen. Ein kurzer, heißer Schmerz durchzuckte ihn; Temeraire war getroffen worden, schnaubte jedoch nur, als Laurence danach fragte; es war nichts, überhaupt nichts.
Er wendete mit einer anmutigen Korkenzieherdrehung und stieß hinab, um den kleineren französischen Drachen zu verfolgen. Vage war er sich der Bajonette bewusst, die drohend aufragten, silbrig glänzend, als sich der Nebel von ihnen löste, und Laurence sagte etwas über Bomben zu Demane, doch Temeraire sah nichts als den französischen Drachen. Oh, er war sehr schnell, aber Temeraire streckte seine Flügel, versuchte, so viel Luft wie möglich mit jedem
Schlag zu verdrängen, und schnellte hinterher. Er würde nicht zulassen, dass der Drache den Block erreichte. Nein, er würde ihn nicht entkommen lassen. Und mit einem letzten Satz war er nahe genug, um seine Klauen in den Schwanz des anderen Drachen zu versenken.
Der Roi-de-Vitesse kreischte auf und versuchte, sich zur Seite zu werfen. Temeraire bog die Klauen und ruderte mit den Flügeln mit aller Kraft zurück, während über seine Schulter hinweg einige kleine Bomben auf die Männer des französischen Drachen geschleudert wurden, die versuchten, ihre Gewehre nachzuladen. »Tenez bon«, rief der Drache seiner Mannschaft zu, während er sich gleichzeitig drehte, um die Bomben abzuschütteln und mit dem Baum um sich zu schlagen, so gut es in Temeraires Griff ging.
Temeraire unterdrückte lediglich einen würdelosen Aufschrei, als ihm mit der Baumkrone ein scharfer Hieb auf Hals und Bauch versetzt wurde. Die Zweige waren biegsam und stachen schmerzhaft. Aber er behielt ruhig Blut trotz dieses äußerst unangenehmen Gefühls, und es gelang ihm, den Baum mit seinem Maul zu packen und dem Griff des Drachen zu entwinden. Solchermaßen entwaffnet, gab das französische Tier den Angriff auf und flatterte eilig zurück in die Sicherheit seines eigenen Stützpunktes, den blutenden Schwanz hinter sich herschleppend.
»Ha!«, rief ihm Temeraire nach, als sein Gegner verschwand, schloss seine Klauen um den Stamm und peitschte einige Male versuchsweise mit dem Baum durch die Luft. »Laurence, vielleicht sollten wir damit auf ihre Reihen losgehen«, schlug er über die Schulter hinweg vor. Er konnte erkennen, dass sich eine Gruppe französischer Soldaten langsam aus dem Nebel löste, und er war sich sicher, dass ihm der Baum gute Dienste erweisen würde.
»Wir müssen in der Nähe der Blöcke bleiben und dürfen nicht vorrücken«, antwortete Laurence. »Bitte, ruf all die Schnitter zu deiner Linken zurück. Sie haben sich bereits viel zu weit nach vorne locken lassen.«
Temeraire seufzte kurz, warf jedoch die Birke ins Meer und wandte sich zurück, um Chalcedony und die anderen zurückzubeordern. Sie alle attackierten einen Grand Chevalier, schlugen nach seinem Kopf und schnappten nach dessen Flanke. Statt sich jedoch ernstlich zu ihnen umzudrehen oder wirklich zu fliehen, zog sich der große Drache nur Stück für Stück zurück und lockte sie in Richtung der französischen Reihen, sodass die kleineren Drachen vorbeischlüpfen und gegen die Blöcke vorgehen konnten.
»Du bist ein Offizier, Chalcedony, also ist es deine Aufgabe, alle davon abzuhalten, sich zu weit vorzuwagen«, sagte Temeraire ernst, nachdem er sie umkreist hatte und sie alle zurück zu ihren eigenen Blöcken flogen.
»Aber Cantarella hat die Epaulette«, sagte Chalcedony in beinahe ängstlichem Trotz.
»Oh«, sagte Cantarella und biss ihm in die Flügelspitze. Er schrie auf und drehte sich weg. »Nun gut, dann habe ich eben jetzt den Befehl, ihr habt ihn ja gehört«, verkündete sie und rückte ihre Epaulette zurecht. Diese war vom Regen vollgesogen, aber noch immer gut auf ihrer hellgelben und weißen Haut zu erkennen. »Du kannst sicher sein, dass ich uns nicht noch einmal aufs Feld locken lasse.«
Aber sie mussten ohnehin nicht einmal dorthin, um so kämpfen zu können, wie sie es sich gewünscht hatten: Die Franzosen rückten unaufhaltsam vor, und Temeraire drehte sich entschlossen um, um sich ihnen entgegenzustellen.
Gegen Mittag wurden sie höher in die Luft gezwungen: Die Franzosen hatten eine Artilleriestellung in ihrem Zentrum errichtet, trotz allem, was
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