Dracula II
und hoffte auch auf besseres Wetter.
Seine Hoffnung erfüllte sich zwar, aber anders, als er es erwartet hatte. Nebel kam auf.
Aus dem Tal trieb er dick in die Höhe. Die gewaltigen Wolken drehten sich, sie tanzten und schienen ihn verschlingen zu wollen. Sie fielen lautlos auf ihn nieder, hüllten seinen Lada ein und schluckten auch die wilden Flüche des Mannes.
Wenn der Nebel blieb, würde er sein Ziel — nicht einmal den Treffpunkt - rechtzeitig erreichen können. Es war eine einsam stehende Hütte in einem schmalen Tal, zu dem nur ein Weg hinabführte. Vorbei an dichten Wäldern, an einem kleinen See endend, wo vor langer Zeit einmal ein Kloster gestanden hatte, von dem allerdings nicht einmal mehr Ruinen zu sehen waren.
In seiner linken Brusttasche trug er den Beweis. Einen furchtbaren Beweis, ein grauenhaftes Foto, das die Welt vor einer gewaltigen Gefahr warnen konnte, wenn es in die richtigen Hände fiel. Wenn er ehrlich war, fürchtete er sich davor. Deshalb mußte so rasch wie möglich etwas getan werden. Czesny hatte sein eigenes Leben riskiert, um an diesen Beweis heranzukommen. Jetzt konnte er nur hoffen, daß er in die richtigen Hände geriet.
Der Nebel packte ihn voll. Er war unterschiedlich dicht, zeigte manchmal Lücken, die allerdings sehr schnell wieder zuwuchsen, so daß Roman auch weiterhin dahinkriechen mußte.
Plötzlich war der Schatten da. Vor seinem Wagen tauchte er auf. Er mußte von der Seite gekommen sein. Ein gewaltiger Vogel mit weiten Schwingen, aber das war er nicht.
Czesny wußte genau, daß es sich bei dem Schatten um eine Fledermaus handelte. Jetzt hatten sie ihn!
Er hatte erst auf die Bremse treten wollen, es sich dann überlegt und fuhr weiter. Schneller, als er es verantworten konnte. Schon bald schrammte der linke Kotflügel über die feuchte Erde einer Böschung und riß dort einige Grassoden los.
Czesny fluchte, riß das Lenkrad herum, schlug es dann wieder ein und hoffte, die Mitte der schmalen Fahrbahn erreicht zu haben. Er mußte weiter, eine Pause konnte er sich einfach nicht erlauben. Von ihm hing so verdammt viel ab!
Der Nebel lichtete sich etwas. Sofort hielt Czesny an, um sich die Umgebung zu betrachten.
Der Schatten war verschwunden. Er sah Baumkronen, durch die graue Schleier trieben, er entdeckte die langen Hänge, aber er sah keine Häuser und noch weniger Menschen.
Es gab sicherlich Menschen, die hätten diese Landschaft als grandios bezeichnet. Roman dachte da anders. Sie kam ihm verdammt einsam und menschenfeindlich vor. Hier wollte er nicht begraben sein. Sie war so dicht, so furchtbar, sie deckte ihn zu, sie machte ihm angst. Jede Bergspitze schien ihn auszulachen.
Als er sich eine Zigarette anzündete, zitterten seine Hände. Der Tabak schmeckte nach Stroh und Bahndamm, er rauchte das Zeug trotzdem und fuhr weiter, den Glimmstengel zwischen die Lippen geklemmt. Im Nacken hatte sich die zweite Haut festgesetzt, dieses kalte Gefühl, das ihn schon die gesamte Strecke über beschlichen hatte. Seine Augen brannten vom langen Starren. Der Nebel kroch wieder heran, jetzt wünschte Czesny sich den Regen zurück, da war der Nebel nicht so dicht, aber den Gefallen tat ihm das Wetter nicht. Ein Blick auf die Uhr ließ ihn fluchen. Er hatte zuviel Zeit verloren. Sein Limit warbereits überschritten. Jetzt würde er über eine Stunde brauchen, um den Treffpunkt xu erreichen. Er mußte natürlich mit dem Einbruch der Dunkelheit rechnen.
Gas geben, schneller fahren, diesmal nicht so viel Rücksicht nehmen, das war es, was er wollte. Natürlich kannte er das Risiko, aber, verdammt noch mal, das mußte er eingehen. Er war eigentlich nie ängstlich gewesen und fragte sich plötzlich, ob er in seinem Lada schneller war als ein Vampir, der flog.
Czesny wollte es nicht darauf ankommen lassen, aber er blieb seinem Vorsatz treu und erhöhte das Tempo.
Es war nicht einfach zu hallen. Trotz des guten Reifenprofils geriet er einige Male ins Rutschen, wobei er sich bei den Richtungen abwechselte.
Roman Czesny blieb zunächst auf dem Höhenkamm, der ihn immer weiter nach Osten brachte. Menschenleer war die Umgebung der südlichen Karpaten. Dichte Wälder, tiefe Wolken, plötzlicher Regen, der den Nebel vertrieb.
Der Mann erlebte auf wenigen Kilometern ein wahres Wechselspiel der Natur. Er hielt durch.
Mit zusammengebissenen Zähnen hockte er hinter dem Lenkrad und lachte plötzlich auf, weil aus der Mischung aus Dunst und Regen ein Schild am Straßenrand
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