Dracula II
schaffte es nur bis zur Hälfte, denn die Stiche rasten durch meinen Kopf, als hätte jemand mit einer Nadel hineingestochen.
»Denk auch an deinen Fuß«, sagte Suko.
»Klar doch, aber…«
»Kein aber, John, dich hat es erwischt.«
»Und Mallmann ist entwischt.«
»Sicher.«
Ich schwieg und schaute mich um. Wir befanden uns im Hof des Klosters. Eine Zeltplane schützte etwas gegen den böigen Wind. Soldaten patrouillierten in der Nähe. Ihr harter Stechschritt gefiel mir überhaupt nicht. Ungläubig starrte ich ihnen hinterher. »Kann mir mal einer erklären, was das zu bedeuten hat?«
Marek gab die Antwort. »Ja, mein lieber Freund. Wir haben Pech gehabt. Das heißt, unser Land hat Pech gehabt. An der Grenze zu Ungarn haben Menschen gegen dieses unwürdige Dasein protestiert. Es hat wohl Hunderte von Toten gegeben, wie ich durch Flüsterpropaganda hörte. Die Reform ist zunächst erstickt worden. Der Apparat reagiert rasend schnell. Man hat den Befehl gegeben, jeden Ausländer unter Kontrolle zu halten. Leider wußte man, wo ihr euch aufhaltet. Flotic konnte nichts machen, er mußte gehorchen. Die Soldaten waren schnell da. Sie sind sogar mit dem Hubschrauber gekommen und zu Fuß.«
Ich konnte es nicht fassen, schüttelte den Kopf, und Suko hob nur die Schultern.
»Was geschieht denn jetzt?« fragte ich, meinen verbundenen linken Fuß anschauend, der schuhlos war.
»Man wird euch mit Begleitung bis zum Flughafen bringen und zuschauen, wie ihr abfliegt.«
»Und du, Frantisek?«
»Ich bleibe hier«, erwiderte er leise, »ich muß hier im Land bleiben und den Kampf weiterführen. Rumänien ist zu einem gewaltigen Gefängnis geworden. Es sind Zustände, die man kaum beschreiben kann, wirklich nicht, aber was soll ich machen? Vielleicht ändert es sich bald schon.«
»Für Mallmann ideale Bedingungen«, flüsterte ich und bekam dabei eine Gänsehaut.
»Du sagst es.« Marek verstummte, weil ein Offizier auf uns zutrat, grüßte nund erklärte, daß wir fahren würden.
»Jetzt?« fragte ich.
»Ja!« schnarrte er.
Suko half mir auf die Beine und begleitete mich auch zum Hubschrauber, wo wir von Marek einen traurigen Abschied nahmen.
»Es wird besser, John«, flüsterte er mir zu, während wir uns umarmten.
»Man muß nur fest daran glauben.«
»Dann glaube ich für dich mit, alter Freund.«
Eine Minute später starteten wir. Schweigend und in Gedanken versunken hockten wir nebeneinander.
Einmal schaute ich aus dem Fenster. Da war es mir, als würde die Scheibe des Mondes vom Umriß einer gewaltigen Fledermaus verdunkelt.
Dracula II war noch im Spiel…
ENDE
[1] Siehe John Sinclair Nr. 587 »Mumien in Moskau«
[2] Gemisch
[3] Siehe John Sinclair Nr. 597 »Leichen-Ladies«
Weitere Kostenlose Bücher